Allersberg
Anschlag auf ICE bei Allersberg?

Stahlseil über Gleise gespannt - Polizisten finden Drohschreiben auf Arabisch

29.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:49 Uhr
Im Visier hat die Polizei die ICE-Strecke bei Allersberg. −Foto: Gebert (dpa)

Allersberg (HK) Ein Stahlseil haben Unbekannte über die ICE-Strecke nördlich von Allersberg gespannt. Ein durchfahrender ICE-Lokführer hörte bei seiner Fahrt in der Nacht des 7. Oktober ein verdächtiges Geräusch. Am Hauptbahnhof München kontrollierte er den Triebwagen und bemerkte eine Beschädigung an der Frontscheibe. Am vergangenen Freitag hat die Polizei am Tatort nun ein teilweise zerfetztes Drohschreiben auf Arabisch gefunden.

"Wir nehmen das sehr ernst und tun das nicht als Streich ab", erklärte gestern Ludwig Waldinger, stellvertretender Leiter der Pressestelle des bayerischen Landeskriminalamtes. Auch wenn der Vorfall bereits drei Wochen zurückliegt, suchte die Bundespolizei die Strecke erstmals am vergangenen Mittwoch ab und fand Seilreste. Zwei Tage später - am Freitag - stießen die Beamten auf den Drohbrief, der wohl an der Strecke angebracht war.

Die Bewertung des Drohschreibens ist noch nicht abgeschlossen. Laut LKA-Sprecher Waldinger handelt es sich aber um ein "allgemein verfasstes Drohschreiben", in dem kein konkretes Ereignis genannt wurde. "Es hat aber mit dem Bahnverkehr zu tun und ist für uns ein wichtiger Ermittlungsansatz." Am Freitag übernahmen die Generalstaatsanwaltschaft München, die bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus mit dem bayerischen Landeskriminalamt die Ermittlungen.

An der Strecke fanden Polizisten zudem Holz- und Eisenteile, die möglicherweise auf die Gleise aufgebracht worden waren. Ob es sich dabei um Holzkeile handelt, mit denen das Seil gespannt worden war, beantwortete das LKA nicht. Zudem wurde ein Graffiti mit arabischen Schriftzeichen an einem Brückenpfeiler entdeckt. Die Verantwortlichen der Deutschen Bahn AG stellten einen Kurzschluss auf der Bahnstrecke fest.

"Wir ermitteln in alle Richtungen", erklärte Waldinger. Von höchster Priorität seien nun Einschätzungen für das Tatmotiv, ob es sich um islamistischen Terror, einen anderweitig politisch motivierten Anschlag oder um die Tat einer verrückten Einzelperson handeln könnte. Aktuell seien täglich Polizeibeamte vor Ort, noch in dieser Woche soll laut LKA eine "größere Absuche" an der Strecke stattfinden. "Das ist unsere kriminalistische Pflicht", so Waldinger. Das sei wiederum mit Einschränkungen im Bahnverkehr verbunden. Experten des Eisenbahnbundesamtes würden sich zudem mit der Frage auseinandersetzen, was im schlimmsten Fall auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke hätte passieren können.

Der Lokführer des ICE 821, der von Dortmund nach München unterwegs gewesen war, hatte das verdächtige Geräusch am Sonntag, 7. Oktober, gegen 23.15 gehört. Die Frage, weshalb die Bundespolizei erst rund drei Wochen nach dem Vorfall die Strecke absuchte, ließ deren Pressestelle unbeantwortet.

Die Polizei ist auf der Suche nach Zeugen, die etwas Verdächtiges beobachtet haben. Hinweise nehmen das bayerische Landeskriminalamt unter (0800)3000060 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
 

Monika Meyer