Neumarkt
800 Süchtige im Kreis Neumarkt

Frauenunion befasst sich mit Ursachen und Folgen des Glücksspiels

02.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:09 Uhr
Der Kreisvorstand der Frauenunion Neumarkt unter Führung ihrer Vorsitzenden Heidi Frank (5.v.r.) befasst sich zusammen mit dem Referenten Ralf Frister (2.v.r.) und den Kandidatinnen Helga Huber (m.) und Heidi Rackl (3.v.r.) mit den Folgen der Spielsucht. −Foto: Foto: Frauenunion

Neumarkt (swp) Bei ihrer Jahresversammlung hat sich die Frauenunion Neumarkt mit der Glückspiel-Problematik im Landkreis auseinandergesetzt.

Kreisvorsitzende Heidi Frank begrüßte neben der Direktkandidatin für den Bezirkstag, Heidi Rackl, und der Listenkandidatin für den Landtag, Helga Huber, auch den Leiter der Suchtberatung der Diakonie, den Sozialpädagogen Ralf Frister.

"Wir wissen, wie sehr ganze Familien unter der Spielsucht von Betroffenen leiden. Dabei erleben wir, dass Abhängige durch Internet und Smartphone heute rund um die Uhr ihrer Sucht nachgehen können. Zudem gibt es Bevölkerungsschichten, die in klassischen Spielhallen eher selten anzutreffen sind, aber online spielen. Dennoch wollen wir uns ganz bewusst auch mit den Süchtigen beschäftigen, die hier in unserem Landkreis Neumarkt in Spielhallen oder Gastwirtschaften spielen. Schließlich haben wir hier über die Kommunal- und Landespolitik am ehesten politische Ansätze, die Spielsucht zu bekämpfen", sagte die Kreisvorsitzende.

In seinem Impulsvortrag ging Ralf Frister auf die Lage im Landkreis Neumarkt ein. Man müsse aufgrund empirischer Untersuchungen davon ausgehen, dass im Landkreis rund 800 Menschen von der Glücksspielsucht betroffen sind. Natürlich habe es das Glücksspiel schon vor Jahrtausenden gegeben, dennoch sei eine neue Quantität erkennbar. Es sei wichtig, sich bewusst zu machen, dass es heute sehr unterschiedliche Orte gebe, an den Glücksspiele angeboten werden. Neben Spielbanken und Casinos, gebe es Spielhallen und Gaststätten, in denen Glücksspielautomaten stehen. Diese Spielmöglichkeiten werden durch das vielfältige Online-Angebot noch verstärkt.

"Nicht jeder, der einmal spielt ist schon süchtig. Aber umso wichtiger ist es, zu erkennen, wer gefährdet und wer süchtig ist. Eine gute Hilfestellung gibt hier die Broschüre "Fußspuren" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung", betonte der Leiter der Diakonie-Suchtberatung. Meist erlebe der Betroffene zunächst eine Gewinnphase. Daran schließe sich eine nächste Phase an, wo eine gewisse Gewöhnung oder eine Zeit des Verlusts zu erkennen sei. Der Betroffene versuche dann, sich neue Anreize zu holen oder Verluste wettzumachen, indem er immer mehr oder immer risikoreicher spiele. Dies münde dann meist in ein Stadium, das durch Verzweiflung geprägt sei oder er in die Sucht abgleite. Ist erst einmal dieses Stadium erreicht, dann wird meist Hilfe von außen benötigt. Hier gebe es im Landkreis Neumarkt zahlreiche Hilfsangebote, wie die Suchtberatung der Diakonie. Oftmals bedürfe es eines Anstoßes aus der Familie, der Firma oder des Freundeskreises, dass sich Betroffene bewusst werden, in welcher Abhängigkeit sie sich bereits befinden und sie wirklich Hilfe benötigen.

Die Suchtberatung suche mit den Betroffenen nach Hilfen, die auf die jeweilige Situation angepasst sind. So benötige ein junger Glücksspieler andere Hilfen als ein Senior. Auch wo man spiele, fließe in die Lösungsansätze mit ein. Heidi Rackl nutzte im Anschluss die Gelegenheit, um die vielfältigen Aufgaben des Bezirks vorzustellen.