Hilpoltstein
Fall der Mauer und der Reichskristallnacht

10.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:23 Uhr
Vor dem Hilpoltsteiner Rathaus erinnern sich zahlreiche Bürger an die Schrecken der Reichskristallnacht, aber auch an den wunderbaren Fall der Mauer. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Erstmals fand vor dem Hilpoltsteiner Rathaus anlässlich des 9. Novembers - sowohl im positiven als auch negativen Sinne wohl der wichtigste Schicksalstag der Deutschen - ein Lichterkreis statt, der auch, aber nicht nur, an die schrecklichen Vorgänge vor 81 Jahren bei der so genannten "Reichskristallnacht" erinnern sollte.

 


Rund 100 Menschen jeden Alters solidarisierten sich mit dieser Idee der beiden Hilpoltsteiner Kirchengemeinden und aller im Stadtrat vertretenen Parteien, standen dort im Kreis, schwiegen oder lauschten den Redebeiträgen. Bürgermeister Markus Mahl machte gleich zu Beginn deutlich, dass es sich dabei um keine politische Veranstaltung handeln würde. Jeder sei dazu aufgerufen, wachsam zu sein, wenn Menschen ins Abseits gestellt werden, wie es heute wieder passiert.

Auch seine Stellvertreterin Ulla Dietzel forderte, gleichzeitig zurückzublicken auf die verachtungswürdigen Tagen der Nationalsozialisten im Dritten Reich, aber auch nach vorne zu schauen und wachsam zu sein, so wie das mündige Bürger tun würden. Das sei auch dringend nötig, so Petra Behringer, die vor der AfD warnte, die heuer bereits zum fünften Mal in Greding zusammenkommen würde, auch an diesem Tag.

Monika Stanzel erinnerte an diesem ambivalenten Tag zum einen an den Mauerfall vor genau dreißig Jahren, dank dem sich viele Menschen voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft freuen durften, aber auch an die kalte, brutale zerstörerische Ideologie der Nazis, die so viel Leid über die Menschen gebracht hatte.

"Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf", zitierte Hedwig Waldmüller den Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe. "Also bleiben wir alle wach und wecken auch die anderen rechtzeitig wieder auf".

Schließlich berichtete Dorothea Pille noch von ihren positiven Erlebnissen im Hilpoltsteiner Asylhelferkreis, dessen Koordinatorin sie ist, und forderte eine offene und nicht wertende Neugierde auf Menschen, die aus fremden Ländern zu uns gekommen sind - wohl das beste Mittel gegen Ressentiments und Vorurteile. Rund eine halbe Stunde dauerte der Lichterkreis, bei dem zwischen den Wortbeiträgen viel Platz zum gemeinsamen schweigenden Gedenken bei Kerzenschein blieb.

 

Tobias Tschapka