Laibstadt
Spannende Zeitreise im Laibstädter Pfarrheim

Tobias Hirschmüller von der Universität Eichstätt-Ingolstadt referiert über "100 Jahre Freistaat Bayern"

13.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:15 Uhr
Tobias Hirschmüller referiert über Bayerns Revolution. −Foto: Herler

Laibstadt (nhe) Auf eine spannende Zeitreise hat Tobias Hirschmüller, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Zuhörer im Laibstädter Pfarrheim bei seinem Vortrag "100 Jahre Freistaat Bayern" mitgenommen.

"Die Revolution wurde vor allem durch zwei Umstände möglich: Das Volk war kriegsmüde und die Menschen hungerten", leitete der Referent ein. "Dies erleichterte linksorientierten Gruppierungen Menschenmassen zu mobilisieren, um eigene Ziele, nämlich der Wunsch nach politischen Veränderungen, durchzusetzen. " Eine Großkundgebung auf der Münchner Theresienwiese habe zu einem Protestmarsch der USPD, einer von der SPD abgespaltenen Gruppierung, die gegen den Krieg war, mit Kurt Eisner an der Spitze geführt. Da sich diesem Zug auch etliche Soldaten anschlossen, habe man den Landtag und mehrere öffentliche Gebäude besetzen können.

"In einer kurzfristig anberaumten Abstimmung wurde Eisner noch in der Nacht vom 7. auf den 8. November 1918 zum Vorsitzenden eines Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrats gewählt. Der Linkssozialist nutzte seine Chance und rief den Freistaat Bayern aus - Bayern sollte fortan frei von der Monarchie sein. " König Ludwig III. habe sich bei Nacht und Nebel nach Österreich abgesetzt, so dass es Eisner gelungen sei, innerhalb weniger Stunden die Revolution unblutig zum Erfolg zu führen und so die erste Phase der Räterepublik Bayern einzuleiten. "Es gab nur relativ wenige Aktivisten, dann eine Gruppe, die am Umsturz selbst nicht beteiligt war, aber aktiv an der Konsolidierung der neuen Verhältnisse beitrug und ein Großteil, der kein Interesse an der ganzen Sache hatte und passiv blieb, weil er mit den Alltagsproblemen wie Nahrungsbeschaffung beschäftig war. "

Zum Umsetzen der eigenen Vorstellungen blieb Eisner jedoch wenig Zeit. Die SPD um Erhard Auer, die er zum Mitregieren in einer Koalition brauchte, habe sich mit der Bedingung von Wahlen am 12. Januar 2019 durchgesetzt, die die USPD jedoch deutlich verloren habe. Auf dem Weg zum Landtag, um die Niederlage einzugestehen und den Rücktritt zu erklären, sei er jedoch am 21. Februar von einem Nationalisten erschossen worden. "Es war der Anfang der zweiten Phase der Räterepublik, weil sich die Räte durch das Wahlergebnis, das nicht zu ihren Gunsten ausgefallen war, nicht ins Abseits stellen lassen wollten. " So hätten Linksaktivisten die Initiative übernommen. Der Vollzugsrat der Arbeiterräte habe Delegierte aus ganz Bayern zusammengerufen, einen Aktionsrat gebildet und die Neukonstituierung eines Zentralrates der bayerischen Republik beschlossen, in dem MSPD, USPD, KPD und Bayernräte das Sagen haben sollten. Mit diesen spannenden Ausführungen war die Zeitreise von Tobias Hirschmüller noch lange nicht vorbei. Sie endete erst mit folgenden Sätzen: "Heeresgruppen und Freikorps eroberten schließlich Anfang Mai 1919 München und beendeten das Kapitel Räterepublik. Es gab ein Blutbad. Hunderte Menschen wurden verhaftet und erschossen. "