Eichstätt
Auch in Zukunft wird selbst gekocht

Nach über 40 Jahren zieht sich Sigrid Pöschl aus ihrem Catering-Unternehmen schrittweise zurück

04.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:12 Uhr
Die Nachfolge ist geregelt: Firmengründerin Sigrid Pöschl (von links) ist sich mit dem Münchner Schulcaterer Martin Basarab einig. Er steigt bei dem mittelständischen Betrieb mit ein. Das freut auch Alexander Pöschl und OB Josef Grienberger. −Foto: Meßner

Eichstätt - Für Sigrid Pöschl wäre es das Schlimmste gewesen, den Laden zusperren zu müssen. Mehr als 40 Jahre Herzblut stecken in ihrem Catering-Service. 1978 hat sie angefangen. Pöschl betrieb die Mensa der Universität, die zu diesem Zeitpunkt noch pädagogische Hochschule hieß. In den 1980er-Jahren hat sie einen "Frischmenüservice" aufgebaut. Und heute? Aus den bescheidenen Anfängen ist ein erfolgreiches mittelständisches Unternehmen mit mittlerweile 80 Mitarbeitern geworden, mit einer Zentralküche im Industriegebiet Sollnau.

Pöschl Catering beliefert täglich rund 30 Einrichtungen, darunter Schulen, Kindergärten, Unternehmen und Behörden im Umkreis. Erst vor Kurzem wurde ein sechsstelliger Betrag in eine moderne Lüftungsanlage investiert. Die Pöschl Catering GmbH befindet sich seit Jahren auf Wachstumskurs, konnte ihren Umsatz in den vergangenen zehn Jahren beinahe verdoppeln.

Doch nach gut 40 Jahren stand Firmengründerin Sigrid Pöschl nun vor dem gleichen Problem, das früher oder später viele mittelständische Unternehmen trifft. Wie wird die Nachfolge geregelt? Die beiden Söhne schieden aus. Der eine studierte Betriebswirtschaftslehre und promovierte, der andere arbeitet in der IT-Branche. "Das funktioniert nicht. Hier in der Küche braucht man einen Praktiker", sagt Pöschl. Alexander Pöschl, der BWL-Sohn, sitzt neben seiner Mutter und nickt. Gemeinsam ist die Familie das Problem angegangen und hat es gelöst.

Das Catering-Geschäft ist offenbar sehr attraktiv, denn laut Alexander Pöschl hat es mehrere Interessenten gegeben. Sie kamen nach Eichstätt, wollten Einblick haben in alle Zahlen und legten Angebote vor. Vom Kochen war dabei selten die Rede. Es ging ums Geschäft. Der Verdacht lag nahe, dass diese Investoren die Eichstätter Großküche geschlossen und nur die Kunden übernommen hätten. Dann hätte es beispielsweise im Gymnasium Beilngries Tiefkühlware aus irgendeinem Teil Deutschlands gegeben. "Das kam überhaupt nicht infrage", sagt die Chefin. "Das machen wir nicht!" Nachdem sie über vier Jahrzehnte das Unternehmen aufgebaut hatte, wollte sie es jetzt nicht verscherbeln.

Dann hat Alexander Pöschl einen Zeitungsartikel über einen jungen umtriebigen Münchner namens Martin Basarab gelesen, der in der Landeshauptstadt Schulkantinen betreibt und ihm kurzerhand eine E-Mail geschrieben. "Ich dachte zuerst, dass sie Hilfe benötigen, weil ich gut vernetzt bin und viele Kontakte habe", sagt Basarab. An einen Firmeneinstieg in Eichstätt hat er damals noch nicht gedacht.

Aber das kam sehr schnell. "Es passt einfach", sagt Basarab. Sigrid Pöschl erinnert sich noch gut daran, als der Münchner zum ersten Mal nach Eichstätt kam. Während die Investoren zuerst nach den Geschäftszahlen gefragt haben, lautete Basarabs erste Frage: "Schneidet ihr die Zwiebeln noch selbst?" Sigrid Pöschl: "Ich habe ein gutes Gefühl. Ich erkenne in Martin Basarab genau den gleichen Elan, den ich vor 40 Jahren hatte." Basarab hat im Augustiner Keller eine Ausbildung zum Koch absolviert. Zu den Schulkantinen kam er eher durch Zufall. Er half dem Betreiber und als der schließlich ausstieg, übernahm er sie selbst.

Am vergangenen Freitag wurden die Verträge unterzeichnet. Basarab übernimmt einen "bedeutenden Gesellschaftsanteil" an der Pöschl Catering GmbH und wird zugleich Mitglied der Geschäftsführung. Um den Übergang möglichst reibungslos zu gestalten, wird Firmengründerin Sigrid Pöschl die nächsten beiden Jahre noch Geschäftsführerin bleiben und mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Für Basarab wird Eichstätt nicht nur eine Außenstelle sein, er hat offensichtlich gefallen an der Altmühlstadt gefunden. Denn er kündigte an, mit seiner Frau hierher ziehen zu wollen und das Unternehmen weiter auf Expansionskurs zu halten. Er sieht vor allem in der Prozessoptimierung noch Potenzial nach oben, beispielsweise durch die Einführung eines bargeldlosen Vorbestellsystems.

Dass ein erfolgreiches Unternehmen aus Eichstätt weitergeführt wird, freut natürlich auch Oberbürgermeister Josef Grienberger (CSU), der bei der Bekanntgabe in der Firmenzentrale dabei war. Aus seiner Zeit als Unternehmensberater kennt er sicher auch andere Beispiele, wo es mit der Zukunftsplanung nicht geklappt hat. "Eine Nachfolgeregelung ist immer ein schwieriger Schritt", sagte er. Umso mehr freue er sich, dass eine "tolle Lösung in einem guten Miteinander" gefunden worden sei. "Er sei froh um jeden mittelständischen Betrieb in Eichstätt."

EK

Markus Meßner