Kapuziner räumen das Feld

05.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:36 Uhr

Das Beichtzimmer bleibt leer. Pater Edwins ist nach Altötting gezogen, sein Mantel hängt noch am Beichtstuhl.

Eichstätt (EK) Es war ein Abgang auf Raten, jetzt steht fest: das Kapuzinerkloster in Eichstätt wird aufgelöst. In den Gottesdiensten in der Klosterkirche wurde es zuerst bekannt gegeben. Gestern folgte dann die schriftliche Mitteilung. Fast 400 Jahre Ordensgeschichte gehen zu Ende.

Die Mannschaft ist schon arg geschrumpft: nur noch zwei von einstmals bis zu 30 Ordensbrüdern wohnen momentan noch im Kloster in Eichstätt. Erst vor einer Woche waren Pater Edwin und Bruder Martin umgezogen, nach Altötting. Im Januar 2010 packt auch Pater Ludwig Wörle seine Koffer. Lediglich Pater Guido Kreppold will in Eichstätt bleiben. Schon jetzt wohnt er in der ehemaligen Hausmeisterwohnung, die nach seinen Aussagen "nicht Teil des Klosters ist".

Pater Guido hat bereits in Augsburg eine Klosterschließung miterlebt. "Es war nicht leicht, das alles aufzugeben", erzählte er im Gespräch mit dem EICHSTÄTTER KURIER.

Jetzt erlebt er die nächste. Den Orden plagen Nachwuchssorgen. In gut 50 Jahren ging die Zahl der bayerischen Kapuziner von 569 auf 69 zurück. Nur acht von ihnen sind jünger als 50 Jahre.

Pater Josef Mittermaier, Provinzial in München spricht von einer "ungeheuer schnell absteigenden Personalentwicklung." Orden in Europa und Nordamerika müssten sich "mit diesem dramatischen Schwund an Mitgliedern" auseinandersetzen. Für ihn gibt dafür "wohl viele Gründe", doch letztlich, so der Ordensbruder bliebe "es ein Geheimnis".

Pater Guido Kreppold spricht von einem "Elend, weil wir der modernen Säkularisation ausgesetzt sind". Der Orden habe nicht mehr die Kraft dem entgegen zu wirken. Doch den Kopf in den Sand steckt der Diplom-Psychologe noch lange nicht.

Kreppold will in Eichstätt "seelsorgerliche und therapeutische Angebote zur Verfügung stellen", wie es in der Stellungnahme der bayerischen Kapuziner heißt. Bereits in Augsburg war er auf diesem Gebiet tätig. Nach eigenen Angaben nutzten viele "kirchenfremde Leute" das "seelsorgliche, heilende Gespräch" mit ihm. Künftig wird er wohl der einzige Kapuziner auf weiter Flur bleiben. Das Klosterleben läuft seit dem Wegzug Edwins und Martins ohnehin schon auf Sparflamme. Nach außen hin wird dies auch zu spüren sein: die Gottesdienst- und Beichtzeiten werden eingeschränkt. Pater Mittermaier verweist in diesem Zusammenhang die Gläubigen, die ihre Sünden bekennen wollen, an andere Kirchen in Eichstätt. Neu geregelt werden muss auch die Krankenhausseelsorge. Bisher übernahmen die Kapuziner diese Aufgabe in der direkt benachbarten Klinik. Laut Bistums-Pressesprecher Norbert Staudt kümmere sich die Diözese derzeit um eine Nachfolgereglung. Die Zukunft des seelsorglichen Angebots in der Kapuzinerkirche wird ebenfalls noch diskutiert. Entschieden ist hingegen schon, was mit dem großen Klosterkomplex geschieht. Schon jetzt sind Büros der Universität in den Räumen angesiedelt. Weitere sollen folgen. Ab 2010 wollen die Bayerischen Kapuziner dann das ganze Haus vermieten. Den bisherigen Angestellten der Kapuziner, die in Küche, Wäscherei und der Hauspflege tätig waren, wurde bereits gekündigt.