Eichstätt
Chefarzt fristlos entlassen

Kündigung könnte ein juristisches Nachspiel haben - Rückschlag für Gynäkologie

06.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:23 Uhr
Wie geht es weiter an der Klinik Eichstätt mit der Gynäkologie? Chefarzt Sokol Rexhepi musste unfreiwillig gehen. −Foto: Meßner

Eichstätt - Im Bemühen, die Geburtshilfe an der Klinik Eichstätt wieder aufzubauen, müssen die Verantwortlichen einen herben Rückschlag einstecken. Nach Informationen unserer Zeitung wurde dem Chefarzt der Gynäkologie an der Klinik Eichstätt, Sokol Rexhepi (Foto), vor Kurzem fristlos gekündigt.

 

Auf der Internetseite der Kliniken im Naturpark Altmühltal wurde er bereits von der Teamseite entfernt. Seine Frau, die Oberärztin Entela Rexhepi, ist davon nicht betroffen. Sie ist nach wie vor im Stab der Gynäkologie gelistet. Klinik-Geschäftsführer Marco Fürsich wollte sich auf Nachfrage nicht zu der fristlosen Kündigung äußern. "Bitte haben Sie Verständnis, dass ich mich zu einem laufenden Verfahren nicht äußern werde", sagte er. Auch auf die Nachfrage, welche Konsequenzen das Fehlen des Chefarztes der Gynäkologie auf den laufenden Klinikbetrieb hat, äußerte sich Fürsich nur kurz und knapp: "Es läuft alles normal weiter." Auswirkungen, etwa auf die Geburtshilfe der Schwesterklinik in Kösching, gibt es aktuell nach seinen Worten nicht.

Chefarzt Rexhepi war bereits im Zuge der Schließung der Geburtshilfe an der Klinik Eichstätt kurz vor Weihnachten 2019 in die Kritik geraten. Hebammen monierten das schlechte Verhältnis zu ihm und berichteten von zum Teil heftigen verbalen Auseinandersetzungen. Damals hatte Rexhepi die Anschuldigungen zurückgewiesen und die Vorwürfe als bedauerlich bezeichnet. Nun gab es offenbar vor Kurzem einen Vorfall, der die Klinikleitung dazu veranlasst hat, dem Chefarzt fristlos zu kündigen. Dem Vernehmen nach soll es diesmal nicht nur bei verbalen Auseinandersetzungen geblieben sein.

Der Eichstätter Rechtsanwalt Raphael Vergho vertritt den Chefarzt in dieser Sache. Er bestätigte die fristlose Kündigung und kündigte Widerstand dagegen an. "Wir werden das nicht akzeptieren und gerichtlich dagegen vorgehen", sagte er. Allerdings hofft er auf eine einvernehmliche Lösung. Seiner Auffassung nach ist die Klinikleitung mit der fristlosen Kündigung "weit über das Ziel hinausgeschossen". Vergho ging nicht weiter ins Detail, was den Vorfall betrifft, schätzt ihn aber nicht als so gravierend ein, dass eine fristlose Kündigung gerechtfertigt wäre. Im Gespräch mit unserer Zeitung betonte der Rechtsanwalt, dass es das Ziel sei, sich außergerichtlich zu einigen.

 

Abgesehen von den arbeitsrechtlichen Konsequenzen reißt das Ausscheiden von Chefarzt Rexhepi eine Lücke in das ohnehin schon durch den Fachkräftemangel gebeutelte Personaltableau der Kliniken im Naturpark Altmühltal.

Bezirksrat Reinhard Eichiner (CSU), der im Aufsichtsrat sitzt, wollte sich zu dem Fall Rexhepi nicht äußern. Er befürchtet allerdings, dass es ohne einen Chefarzt der Gynäkologie noch schwieriger werden dürfte, die Geburtsstation an der Klinik Eichstätt wiederzubeleben. Für ihn sei die Geburtsstation an der Klinik Eichstätt "ein Muss". Er sehe, dass es auch bei umliegenden Krankenhäusern Probleme bei den Geburtsstationen wegen des Fachkräftemangels gebe. Für Eichstätt gibt sich Eichiner aber kämpferisch: "Wir dürfen nicht aufgeben."

Aufsichtsratsmitglied Anton Haunsberger (FW) geht ebenfalls von negativen Langzeitfolgen aus, nicht nur für die Geburtshilfe in Eichstätt. Er sieht mittelfristig auch schwarz für die Geburtsstation in Kösching. Haunsberger könne sich nicht vorstellen, dass Rexhepis Frau, die ja momentan noch als Oberärztin in der Gynäkologie arbeitet, an der Klinik bleiben wird, wenn ihr Mann etwas anderes findet. "Dann haben wir ein noch größeres Problem", sagt er. Hinzu kommt die fachliche Expertise in der Gynäkologie, die ab sofort fehlt. Rexhepi sei ein ausgewiesener Fachmann auf seinem Gebiet, sagt Haunsberger.

EK

Markus Meßner