"Hirnrissige Idee" rettet Hochzeitstermin

12.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:53 Uhr

Stefanie Sandmair und Karl Speth sind glücklich: Per Zeitungsinserat machten sie ihren Wunschtermin für die Hochzeit klar. Am 20. September wird in Wellheim geheiratet. - Foto: baj

Nassenfels (EK) Keine Kompromisse. Nicht an unserem schönsten Tag. Und schon gar nicht darüber, wann dieser Tag stattfinden sollte. So dachte ein Bräutigam, und weil er mit dem Wunschtermin zur Hochzeit in seiner Heimatgemeinde auf wenig Gegenliebe stieß, setzte er eine Anzeige in den EICHSTÄTTER KURIER: "Bürgermeister gesucht" inserierte er plakativ – und hatte Erfolg.

Stefanie Sandmair und Karl Speth möchten heiraten. Die 22-jährige Arzthelferin und der 26-jährige Berufskraftfahrer sind seit sechs Jahren zusammen (Nein, kennengelernt haben sie sich nicht über eine Annonce) und leben seit dreieinhalb Jahren unter einem Dach in Nassenfels. Als Hochzeitstermin hatten sie sich den 20. September ausgesucht. Leider fällt dieses Datum heuer auf einen Sonntag.

Karl Speth dachte sich dennoch nichts dabei und sprach formlos Bürgermeister Andreas Husterer an. Den kennt er seit seiner Kindheit; Husterer war sein Lehrer in der Grundschule. Umso konsternierter registrierte der 26-Jährige, dass Husterer keineswegs begeistert auf diesen Termin reagierte. Der Rathauschef und Standesbeamte lehnte zwar nicht ab, doch regte er an, das Brautpaar sollte sich doch zusammensetzen und nochmals beratschlagen; der 09.09.2009 sei doch auch ein schöner Termin. "Aber der 20.09.2009 macht optisch einfach mehr her", fanden Stefanie Sandmair und Karl Speth. Dennoch schienen sie sich erst einmal zu fügen. Mit hängenden Köpfen und wenig Elan machten sich die beiden an die Hochzeitsvorbereitungen.

Aber das ist ja schließlich nicht der Sinn der Sache, sagte sich der Lastwagenfahrer. Die Traumhochzeit sollte am gewünschten Termin über die Bühne gehen, basta. Den Bürgermeister nochmals bitten wollte Speth nicht. Husterer würde vielleicht sogar seine Bitte erfüllen, und als Standesbeamter die Eheschließung am Sonntag vornehmen, doch wäre er nicht mit vollem Herzen dabei. Diese Gewissheit wäre ein Wermutstropfen, den die Brautleute nicht zu schlürfen bereit waren. Überhaupt: "Das soll unser Tag werden, und da sollten wir uns Vorschriften fügen", zog Speth eine rote Linie.

Nun keimte eine neue Idee auf: Vielleicht könnte ein anderer Standesbeamter die Sache perfekt machen. Die Braut, eine gebürtige Lippertshofnerin, fragte in Gaimersheim nach und erhielt eine Abfuhr: Trauungen am Sonntag seien nicht üblich.

Jetzt war die Zeit reif für einen Befreiungsschlag. Karl Speth hatte eine Idee, behielt die aber erst einmal für sich. Er setzte eine Anzeige auf, die den Aufsehen erregenden Titel "Bürgermeister gesucht" trug. Darin schilderte der Bräutigam die Malaise, bat um Hilfe und gab seine Mobilnummer an. Die Anzeige erschien in der Wochenendausgabe. Speth hatte am Samstag in der Früh gerade erst die Zeitung gekauft, da klingelte schon das Handy. Am Apparat war Bürgermeister Husterer, Robert Husterer aus Wellheim. "Der hat sich richtig gefreut", erinnerte sich Speth. "Er täte das gern für uns machen, sagte er." Auch Karl Speth war begeistert: "Ich hätte nie gedacht, dass eine so hirnrissige Zehn-Minuten-Idee so einen Erfolg haben könnte."

Dann brachte er seiner künftigen Frau die frohe Kunde. Die fiel zunächst fast vom Stuhl und dann ihrem Karl um den Hals. Jetzt laufen die Hochzeitsvorbereitungen auf vollen Touren. Nächste Woche wird das Aufgebot bestellt. Geheiratet wird im engsten Familien- und Freundeskreis, in bayerischer Tracht. Auch ein Restaurant haben sie sich schon ausgesucht. "Ob das an dem Termin frei ist", fragt Stefanie besorgt. "Dann geb’ ich halt wieder eine Annonce auf", lacht Karl.