Eichstätt
Nach Verbot: Empörung bei den Stehpaddlern

Landratsämter arbeiten an Verordnung zum SUP-Verbot auf der Altmühl

23.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:19 Uhr
Stand-Up-Paddling ist ein Trendsport, der auch auf der Altmühl, hier bei Kipfenberg, ausgeübt wird. Nun sollen SUPs verboten werden, was die Sportler nicht nachvollziehen können. −Foto: Pfannkuch

Eichstätt (EK) Stand-Up-Paddling ist zweifelsohne eine Trendsportart. Immer mehr stehende Paddler gleiten über die Seen und Flüsse Bayerns. Das jüngst beschlossene Verbot des SUP-Verkehrs auf der Altmühl stößt auf Unverständnis innerhalb der Szene. Die Argumente seien nicht nachvollziehbar - so der Tenor.

Daniel Nagl liebt es, auf seinem Brett zu gleiten - und das am liebsten auf dem Wasser und im Stehen. Er ist leidenschaftlicher Stand-Up-Paddler und als Trainer und Pionier des jungen Sports unterwegs. Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Blogger Thomas Pfannkuch, hat er sich an unsere Zeitung gewandt, nachdem wir über das Verbot der stehenden Paddler auf der Altmühl berichtet hatten. Denn das sei nun beschlossene Sache, wie es in einer Pressemitteilung des Naturparks Altmühltal vergangene Woche hieß. Die Landratsämter Weißenburg-Gunzenhausen und Eichstätt arbeiten demnach bereits an einer entsprechenden Verordnung. Die Entscheidung habe der Naturpark Altmühltal in einer Besprechung mit Vertretern der beiden Landkreise sowie der Wasserwirtschaftsämter Ansbach und Ingolstadt getroffen. Kanus und Kajaks seien wie bisher zugelassen, Stand-Up-Paddler und größere Boote jedoch vom Wassertourismus ausgeschlossen. Außerdem sollen Regelungen getroffen werden, dass nur flussabwärts gepaddelt werden darf. Bei niedrigem Wasserstand werde der Bootsverkehr an den betroffenen Flussabschnitten gegebenenfalls eingeschränkt, wie es in der Mitteilung weiter heißt.

Die beiden Wassersportler Nagl und Pfannkuch können das Stehpaddel-Verbot nicht nachvollziehen: "Laut Definition des Deutschen Kanuverbands sind SUP Kanus", sagt Nagl im Gespräch. Er komme genau wie Pfannkuch aus dem Kanusport und kenne sich daher gut in der Materie aus. Der Verband bemängelt in einer Stellungnahme vom vergangenen Freitag, dass er über sein zuständiges Mitglied, den Bayerischen Kanu-Verband, nicht in das Verfahren eingebunden worden sei.

Bereits im November vergangenen Jahres wurde bei einem Runden Tisch zur Altmühlnutzung diskutiert, welche Lösung für alle Beteiligten die beste sei, nachdem Angler die Fischfauna zunehmend belastet sahen. Einerseits gibt es die Naturschützer und Angler, die die Nutzung für die Bootswanderer einschränken möchten, doch dem gegenüber steht der Tourismus am langsamsten Fluss Bayerns - es geht also auch um Einnahmen.

Damals wollte man "ein zukunftsträchtiges Gesamtkonzept, das den Fortbestand der Kanubetriebe sichert, aber auch die Bedürfnisse anderer Altmühlnutzer berücksichtigt", wie Christoph Martin, Sprecher von Akqua, dem Verein der Kanutouristiker im Altmühltal, betonte.

Die Lösung soll jetzt lauten: Gewerbliche Kanunutzung ja, Stand-Up-Paddler nein. Der Hauptgrund dafür sei, so der Geschäftsführer des Naturparks, Christoph Würflein, nicht etwa das Eintauchen ins Wasser mit dem Stechpaddel (das laut Expertenmeinungen Sediment aufwirbelt und dadurch Laichhabitate einiger Fischarten gefährdet), sondern die "Silhouetten-Wirkung" der Stehpaddler auf Wiesenbrüter (also gewisse Vogelarten) an den Ufern. Die aufrechte Haltung störe laut Expertenmeinung die Tiere mehr als sitzende Kanuten.

Bernhard Gum, stellvertretender Leiter der bayerischen Fischereifachberater, sieht keinen Unterschied zwischen Kanu oder SUP: Beides gefährdet den Lebensraum der Fische. "Bei uns geht es eher um die Frequenz", sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Das sieht der SUP-Trainer Nagl genauso. Die Argumentation des Naturparks kann er nur schwer nachvollziehen: "Keines der Argumente ist mit Gutachten belegt", behauptet er. Deshalb hat er einen ausführlichen Brief an Landrat Anton Knapp und seinen Amtskollegen aus dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, Gerhard Wägemann, verfasst. Eine Antwort auf das Schreiben habe er bisher noch nicht erhalten. Auch online tut sich etwas: Eine Facebook-Gruppe gegen die Sperrung wurde mittlerweile auch ins Lebens gerufen. 158 Menschen sind bereits Mitglied.

Der angesprochenen "Silhouetten-Wirkung" auf Wiesenbrüter stellt sein Mitstreiter Pfannkuch gröhlenden Tagestouristen, die Bier trinkend und mit lauter Musik über die Altmühl schippern, gegenüber. Das Verhältnis von SUP zu Kanu schätzt er auf "1:300".

Was der Naturpark-Chef Würflein hingegen betont, ist die Vereinbarung, den "Status-Quo" zu halten. Denn für jede zusätzliche Nutzung sei ein Gutachten nötig, das zeige, dass die Natur nicht zusätzlichen Schaden erleide. Das schreibt die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (kurz: FFH-Richtlinie) der EU vor. Das darin enthaltene "Verschlechterungs-Verbot" (Würflein) müsse beachtet werden. Deshalb werde auch keine weiteren Kanus zugelassen. "Wir möchten die Nutzung nicht ausweiten, die Belastungsgrenze ist erreicht", betont er. Das betreffe nicht nur den Flusstourismus, zu dem der Trendsport SUP gehört.

Theoretisch wäre es möglich, SUP zuzulassen und im Gegenzug die Kanunutzung einzuschränken, doch dafür ist zweiteres wirtschaftlich zu wertvoll für die Region. Die touristische Bedeutung von Kanus sehen auch die SUP-Verfechter entscheidend: "Die wirtschaftliche Kraft ist sicherlich ein Grund, der mitschwingt", mutmaßt Stehpaddler Pfannkuch. Die Stand-Up-Paddler brächten ihr Gefährt selbst mit und den Verleihern daher keine Einnahmen - dennoch sorgen sie für ein gewisses Verkehrsaufkommen auf der Altmühl. Das wiederum sorgt für Unmut bei Fischern und Naturschützern.
 

Julian Bird