Geht der Ruf ausdrücklich nicht an Frauen?

05.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:25 Uhr

Zu "Jesus ist es, der ruft und erwählt"; Bischof Hanke weihte zwei neue Priester (EK vom 4. Mai): Wenn Bischof Gregor Maria Hanke bei der Priesterweihe am 2. Mai 2020 sagt: "Jesus ist es, der ruft und erwählt", kann ihm niemand widersprechen.

Aber: Geht der Ruf nur an Männer und ausdrücklich nicht an Frauen? Sind Frauen als Diakoninnen, Priesterinnen und Bischöfinnen nur wegen ihres Geschlechts oder aus fachlichen Gründen nicht geeignet? Wieso erlaubt sich eine ausschließlich männlich klerikale Kirchenleitung von Jesus berufene Frauen von diesen Ämtern auszuschließen?

Es geht ja nicht nur um Gleichberechtigung, sondern vor allem auch darum, dass der Kirche in zunehmenden Maße Seelsorger und ganz besonders Seelsorgerinnen mit den gleichen Befugnissen in den Gemeinden fehlen. Das frauliche Element in der Ämterführung fehlt, das männlich machtzentrierte Verhalten der Bischöfe verhindert nicht nur die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern, sondern auch zwischen Klerikern und Nichtklerikern. Dabei wäre das bibeltheologisch durchaus möglich. Bischof Hanke ist einer der wenigen deutschen Bischöfe, die keinerlei Bereitschaft für Reformen zeigen. Die Mehrheit der deutschen Bischöfe hat den Reformbedarf erkannt.
Ich empfehle Bischof Hanke die Lektüre des Buches "Ihr macht uns die Kirche kaputt ? doch wir lassen das nicht zu! " von dem aus dem Bistum Eichstätt stammenden und als Professor für Moraltheologie in Fribourg/CH lehrenden Dr. Daniel Bogner. Darin heißt es unter anderem: "Und schließlich ist eine gemischtgeschlechtliche Leitungsstruktur der Kirche eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Mentalitäten wie der Klerikalismus abgebaut werden. Leitungskulturen, die aus nur einer Geschlechtsgruppe bestehen, pflegen gerne ihre stillen Geheimnisse, verschwiegene und oft sogar zum Leidwesen ihrer Mitglieder kultivierte Rollengesetze und Handlungsmuster. Der Missbrauchsskandal konnte auch auf diesem ,Mutterboden' wachsen und gedeihen. In der klerikalen Kultur, die einem Männerbund ähnlich ist, fehlt etwas Wichtiges, nämlich der durch Vertreterinnen des anderen Geschlechts ganz selbstverständliche alternative Blick auf Tun und Denken. In der klerikalen Monokultur gibt es keine wechselseitige Korrektur der Geschlechter. "

Die "Wir sind Kirche"-Diözesangruppe Eichstätt fordert noch einmal Bischof Hanke zu einem Gesprächsdialog über Reformen auf.

Walter Hürter
Sprecher "Wir sind Kirche"-Diözesangruppe Eichstätt