Der Standort ist sehr problematisch

29.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:27 Uhr

Zum selben Thema:Als langjähriges Mitglied und auch als Sportarzt wünsche ich dem FC Nassenfels einen guten und funktionsfähigen Sportplatz.

Der jetzt gewählte Standort ist aber sehr problematisch.
Anders als auf der Moorbodenkarte zu sehen, handelt es sich bei der Fläche, die für den neuen Sportplatz in Nassenfels vorgesehen ist, in wesentlichen Teilen um komplexe Niedermoorböden, teilweise mit Quellhorizonten und Kalkausblühungen, wie von einem moorkundigen Fachmann (Ulrich M. Sorg, langjähriger Leiter des Haus im Moos und Koordinator des klimaschutzbezogenen Moorschutzes am Landesamt für Umwelt bis 2016) unlängst vor Ort bestätigt wurde, die unbedingt vor dem Einstieg in konkrete Planungsabsichten näher untersucht werden sollten.

Moore machen zwar nur drei Prozent der weltweiten Landfläche aus, speichern aber doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen. Die Entwässerung von Moorböden wird weltweit für zehn Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich gemacht. Deshalb wird eine möglichst extensive und möglichst "nasse" Nutzung angestrebt, was ein großes und unter volkswirtschaftlichen Aspekten besonders lohnendes Potenzial zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen bietet.

"Entwässerte Moore tragen mit fünf Prozent (circa 5,1 Millionen Tonnen CO2 Äquivalenten) zu den Treibhausgas-Emissionen Bayerns bei. Dieser Effekt soll durch den neuen Masterplan Moore deutlich reduziert werden. Bayern strebt mit einer Vielzahl von Projekten an, bis 2050 die Treibhausgas-Emissionen pro Kopf und Jahr auf weniger als zwei Tonnen zu senken. Hierzu leisten Moore einen wichtigen Beitrag" (aus einer Mitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz).

Darüber hinaus haben Moore noch wichtige Funktionen für den Arten- und Biotopschutz - auch in der Talvermoorung der Schutter bei Nassenfels befinden sich kartierte Biotope -, den regionalen Wasserhaushalt auch als dezentralem Hochwasserschutz und manches mehr. So wäre es nicht nur für den Klimaschutz höchst bedauerlich, wenn es bei der jetzt beschlossenen Flächenauswahl bleiben sollte. Und wenn, wie zu hören war, der alte Sportplatz, in den damals Abrissmaterial von Gebäuden eingebaut worden war, als Ausgleichfläche dienen sollte, wäre das Niedermoor gegen ein Gelände mit der Wertigkeit einer Bauschuttdeponie wahrlich ein schlechter Tausch für Klima, Umwelt- und Gewässerschutz sowie Biodiversität.

Jörg Unger
Nassenfels