Kindergartenneubau in Walting "völlig überteuert"

20.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:36 Uhr

Zum Artikel "Kindergarten wird nochmal vorgestellt" (EK vom 6. Februar):Walting plant den Neubau einer Kindertagesstätte.

Da sich nur eine Krippe mit 13 Plätzen in dem Neubau befinden soll, dafür aber die Zwer-gerlgruppe im alten Kindergarten geschlossen wird, wird durch den Neubau die Krippenkapazität der Gemeinde gerade einmal um drei Plätze erhöht. Die Dramatik dieser Fehlplanung wurde auf der Informationsveranstaltung der Gemeinde am 4. Februar klar: Pfarrer Krüger teilte mit, dass es 21 Anmeldungen für die Zwer-gerlgruppe gibt, dort aber nur zehn freie Plätze zur Verfügung stehen.

In der Großtagespflege in Walting gibt es auch eine Warteliste. Das heißt, mindestens 13 Kinder werden im Herbst ohne Betreuungsplatz dastehen. Nun mag man meinen, der Neubau würde das Problem lösen. Leider nicht. Selbst wenn der Neubau im Herbst schon stehen würde, könnten immer noch neun Eltern ihre Kinder nicht betreuen lassen, obwohl die Gemeinde fast 5 Millionen Euro investiert.

Ein weiteres Problem ist, dass der Kindergartenneubau völlig überteuert ist. Für jeden der 88 geplanten Betreuungsplätze müssen 53000 Euro berappt werden. Im neuen Franziskus-Kindergarten in Beilngries kostet jeder Betreuungsplatz nur 36000 Euro - knapp ein Drittel weniger als in Walting. In absoluten Zahlen wird die Diskrepanz noch deutlicher. Beilngries schafft 138 Betreuungsplätze und Walting zu vergleichbaren Gesamtkosten nur 88.

Allerdings ist in der Waltinger Kita ein Sitzungssaal enthalten, dessen Preis Bürgermeister Roland Schermer allerdings für sich behält. Nun gibt es die Möglichkeit, anstelle des Sitzungssaals eine zweite Krippe zu planen. Dies erfordert zwar eine gewisse Umplanung. Die Gemeinde kann aber wieder mit Fördergeldern für die 13 dadurch zusätzlich geschaffenen Krippenplätze rechnen.

Bürgermeister Schermer malt jedoch das Gespenst einer Verzögerung von 1,5 Jahren durch eine Umplanung an die Wand. Von einem Start bei null spricht er. Dagegen hat Architekt Pfab, der den Architektenwettbewerb durchgeführt hat, in einer Gemeinderatssitzung gesagt, dass einer Umplanung des Sitzungssaals in eine zweite Krippe nichts im Wege stünde. Auch der beauftragte Architekt Fischer brachte die Möglichkeit von Änderungen in der Planungsphase zur Sprache - es sei ja noch kein Gewerk vergeben. Auch das staatliche Bauamt Nürnberg bestätigte, dass eine Umplanung nicht zu einer neuen europaweiten Ausschreibung führen müsse, wie Schermer es behauptet hatte. In Verbindung damit, dass viele Fakten zum Neubau nicht nur vor den Bürgern, sondern auch vor den Gemeinderäten unter Verschluss gehalten werden, wird das Vertrauensverhältnis nachhaltig gestört. Bei so einer kontrovers diskutierten Investition ist die direkte Legitimation durch die gesamte Bürgerschaft wünschenswert. Die Legitimation für das Projekt wäre größer, wenn die Mehrheit der Bürger dafür ist, als wenn nur die Mehrheit des Gemeinderats zustimmt.

Michael Zehetleitner

Rapperszell/Walting