Eichstätt
Leserbrief: Ursachen der nächtlichen Schreie

15.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr

Leserbrief zum Artikel "Schlaflos am Burgberg" (EK vom 5. September).

"Schlaflos am Burgberg" hieß die Schlagzeile, in dem über Sorgen und Nöte der Anwohner nahe der Abschiebehaftanstalt von Eichstätt zu lesen war. Der Grund für die Schlaflosigkeit sind nächtliche Schreie der Inhaftierten.

Doch stellen wir uns bitte die Frage, warum schlafen die Gefangenen nicht, welche sicher verwahrt, in zum Teil abgeschlossenen Zellen auf ihre Abschiebung warten? Liegt das daran, dass die Schreie aus den Tiefen der Seele stammen, angerührt von Angst und Verzweiflung und traumatischen Erlebnissen? War der Weg in unser Land so beschwerlich, dass das Erlebte nun nachts durch Schreie verarbeitet werden will?

Sicher weiß ich es nicht - dazu müsste ich mit den nächtlichen Ruhestörern reden. Doch wer spricht überhaupt die Sprache der Menschen aus Nord- und Zentralafrika, oder wer spricht Afghanisch, um zu verstehen, was frustrierte und oftmals leidgeprüfte Abschiebegefangene einem mitteilen wollen? Es gibt ja noch einen Grund, warum geschrien wird, und der lautet - man will Aufmerksamkeit erhalten.

Aus meiner Sicht wurde bei der Standortwahl übersehen, dass inhaftierte Menschen Emissionen erzeugen, und so war es absehbar, dass schlaflose Nachbarn sich zu Wort melden. So wurde der Wunsch nach einem "runden Tisch" laut, doch hier müssten auch die Inhaftierten selbst teilnehmen können.

Ob man mit baulichen Maßnahmen eine Lösung herbeiführen kann, ist fraglich. Zumindest wäre der Preis für die Inhaftieren, wenn die Fenster für immer verschlossen wären, ein hoher! Kein Lüftchen, das reinweht, kein Gespür für die Temperatur draußen und keine frische Luft mehr. Da könnte man schon von unmenschlichen Haftbedingungen sprechen - wollen wir das?

In jedem Fall ist das Gespräch zu suchen, denn alle Beteiligten habe ein Anliegen, die Anwohner, das Personal und die Inhaftierten.

Vielleicht ist allen schon geholfen, wenn nicht mehr ganz so viele Menschen auf engem Raum zusammenleben müssen. Weniger ist oft mehr, doch das politisch durchzusetzen, verursacht auch wieder "a Gschrei"!

 

Oliver Haugg, Eichstätt