Eitensheim
Zwischen Tradition und Alltag

Heimatforscher Andreas Hirsch referierte über Weihnachten

05.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:05 Uhr

Eitensheim (imb) Weihnachten - die staade Zeit - aus heutiger Sicht lautete der Titel eines Vortrags von Heimatforscher Andreas Hirsch im Schützenheim in Eitensheim.

Dazu begrüßte er auch Bürgermeister Michael Stampfer.

Hirsch beleuchtete das christliche Fest zwischen Tradition und Alltag. "Muss die Vielfalt der weihnachtlichen Aktivitäten schon im Oktober beginnen"? , lautete die Eingangsfrage. Berechtigt stellte er auch noch die Frage in den Raum: "Warum lassen wir uns die besinnliche, staade Weihnachtszeit regelrecht zuschütten mit unsinnigen Aktionen und Werbepower?

Dabei erinnerte der Heimatforscher daran, dass die Erde kurz vor Weihnachten in ihrer längsten Nacht verweile und danach die Natur Kraft sammele für ihre Wiedergeburt im Frühjahr. Weihnachten sei einst der Höhepunkt in der dunklen, ruhigen, staaden Zeit gewesen. Judas Makkabäus hatte im Jahre 164 vor Christus an diesem Tag das jüdische Tempelfest als Fest des Lichtes beschrieben. Die Geburt Jesu hätten die frühen Christen mit dem Leuchten des Sterns von Bethlehem, als Licht bringenden Tag eingeführt.

Die römischen Christen hätten das Fest der Geburt Jesus nachweislich erstmals im Jahr 354 gefeiert und sich dabei auf das Lukas Evangelium bezogen. Hirsch bedauert sehr, dass in unserer Zeit die Religion bei vielen Menschen keinen besonderen Stellenwert mehr habe.

Heimatforscher Hirsch verdeutlichte, dass das christliche Weihnachtsfest ursprünglich im bürgerlichen Bereich verankert gewesen sei. Seine Entstehungsgeschichte sei historisch nicht nachzuweisen. Der römische Kaiser Konstantin der Große habe um 323 nach Christus das Christentum als Staatsreligion erklärt. Im Konzil von Nicäa 325 sei das Dogma von der Geburt Jesu verkündet und erst im Jahre 365 das Fest der Geburt Jesu dokumentiert.

In einem schriftlichen Dokument aus dem Jahre 1170 werde von "ze den wihen nahten" - also von der weißen Nacht berichtet. Die christliche Glaubenslehre spreche vom Licht von Bethlehem - das Licht Gottes, das uns die Erlösung bringt. Aus dieser "wihen naht" sei die Weihenacht und letztlich Weihnachten geworden. Im frühen Mittelalter wurde dieses Fest weniger gefeiert.

Weil eben ein Fest überall und zu jeder Zeit mit üppigen Essen verbunden war, wurde der Heilige Abend - nach der Christmette - mit der Nacht das Weihnachts-Fastenbrechen gefeiert. Als Hintergrund ist heute zu verstehen, dass in früherer Zeit wegen der Lebensmittelknappheit die Vorräte für die harten Wintermonate eingeteilt werden mussten, zumal es auch Hungersnöte gab. Mit der erbärmlichen Situation konnten sich die Menschen mit der Not in der Herberge von Maria und Josef verbunden fühlen. Die Gläubigen erbrachten ebenfalls ein persönliches Opfer durch Speisenverzicht, dem Advents- oder Weihnachtsfasten.

Nachdem im Mittelalter nur wenige Gelehrte Lesen und Schreiben konnten, wurden die Glaubenswahrheiten und heiligen Geschehnisse in den Kirchen bildlich und figürlich dargestellt. Der Ordensstifter Franz von Assisi wählte einst die Darstellungsform der Krippe mit Figuren in einer symbolischen Landschaft. Dem heiligen Franziskus erschien 1223 bei einer Vision die heilige Familie, allerdings ohne Ochs und Esel. Der Stern von Bethlehem wird im Zusammenhang mit dem Licht Gottes gesehen, das durch die Geburt Jesu über die Menschheit gebracht wurde.