Eichstätt
Zwischen Reiselust und Skepsis

Bei den Reisebüros zeigt sich zur Urlaubsplanung ein differenziertes Bild - Südbayern entdeckt Eichstätt

03.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:14 Uhr
Ich packe meinen Koffer .... und dann? Manche Eichstätter hat die Reiselust gepackt, andere sind noch zaghaft. Die hiesigen Reisebüros haben deshalb auch mehr Ziele in Deutschland parat. −Foto: Straßer

Eichstätt - Mancher Eichstätter kennt die Rocky Mountains besser als das Elbsandsteingebirge, war schon in der Hagia Sophia, aber noch nicht im Kölner Dom, die Adria lag stets näher als die Nordsee.

 

Doch die Corona-Pandemie hat vieles verändert - auch die Urlaubspläne. Das eigene Land scheint das Trendreiseziel der Deutschen zu sein im Sommer 2020, man liest dieser Tage viel über bereits ausgebuchte Ostseebäder. Wer noch kein Feriendomizil hat und bei den Reisebüros in Eichstätt und Umgebung nachfragt, wird aber schnell beruhigt: "Wir haben auf jeden Fall noch was parat, auch für den Sommer in Deutschland", erklärt Philipp Schwägerl vom "Touristikstudio TS" in Eichstätt. Bei ihm werde allerdings insgesamt "aktuell sehr zurückhaltend gebucht, auch Deutschlandurlaub wird nicht so überschwänglich nachgefragt, wie es in den Medien berichtet wird". Von den angekündigten Lockerungen und der Aufhebung der Reisewarnungen für Europa verspricht er sich keine große Veränderung - "bis es einen Impfstoff gibt, werden die Leute zurückhaltend bleiben, was das Reisen angeht, auch unsere sonst sehr reisefreudigen Kunden".

"Es wird langsam wieder! ", sagt dagegen Hannelore Huber von "Huber Reisen" in Egweil. Ihre Kunden buchen zur Zeit tatsächlich vor allem Urlaub an der Nord- und Ostsee : "Gerne Travemünde, wo es geht auch die Inseln, aber auch die mecklenburgische Seenplatte wird nachgefragt. " Seit Kurzem vermittelt sie außerdem wieder Ziele außerhalb der Bundesgrenzen - "Portugal, Madeira, Kreta wurden bereits gebucht. Da wird ja diesen Sommer nicht so viel los sein wie sonst", das sei "quasi ein VIP-Urlaub, der einen dort erwartet". Und eine Rundfahrt im Mietwagen könne man auch ganz individuell zusammenstellen, mit Übernachtungen in kleineren Häusern.

Sie sehe eine zweistündige Flugreise "mit Maske nicht problematisch", so Huber. Ihre Kunden seien da aber ganz unterschiedlich: "Die einen haben richtig Lagerkoller und wollen einfach mal weg, die anderen sehen das sehr skeptisch und wollen auf Nummer sicher gehen. " Daher habe sie zusätzlich deutsche Ferienregionen im Angebot, die auch ihr selbst bislang weniger bekannt gewesen seien, etwa das Sauerland - "da haben wir uns umfassend informiert, was man gut anbieten kann".

Die Menschen aus der Eichstätter Region zieht es in den Norden Deutschlands - heißt das im Umkehrschluss, dass die Norddeutschen bei uns ihre Ferien verbringen? "Der Tourismus in Eichstätt war schon immer deutschlanddominiert, das verstärkt sich jetzt noch", bestätigt der Eichstätter Tourismuschef Lars Bender. "95 Prozent der Anfragen, die wir zur Zeit haben, kommen von deutschen Gästen. Davon sind die Hälfte aus Bayern, der Rest verteilt sich relativ gleichmäßig auf die übrigen Bundesländer. "
Das Team der städtischen Tourist-Information verzeichne zur Zeit vor allem ein vermehrtes Interesse aus Oberbayern: "Leute, die südlich von München wohnen und die sonst eher Richtung Süden ausgewichen sind vor dem sommerlichen Ansturm aus dem Norden, erinnern sich jetzt offensichtlich daran, dass es ja auch bayerische Urlaubsregionen und schöne Städtchen nördlich der Donau gibt", schmunzelt Bender. Das sei eine große Chance für Eichstätt: "Wenn es ihnen hier gefällt, kommen sie wieder. "

Die erste öffentliche Stadtführung des Jahres konnte am vergangenen Samstag stattfinden, mit immerhin sechs Teilnehmern. Das sei gar nicht schlecht, so Bender, wenn man bedenke, dass die Führungen aktuell auf zehn Personen limitiert seien. Allgemein stelle er fest, dass die Gäste "lieber alleine unterwegs und lieber draußen sein" wollen, das gelte für die Gastronomie genauso wie für das touristische Angebot.

"Der Pfingstmontag hat schon gezeigt, dass wir beim Radeln und Wandern an Spitzentagen steuern, also auf weniger frequentierte Strecken verweisen müssen. " Wie stark Indoorangebote, etwa die Museen, heuer genutzt werden, müsse sich erst erweisen. Die Anfragen an die Eichstätter Touristiker seien ab Mai, "als sich die Lockerungen angekündigt haben, sprunghaft angestiegen. Aber sie liegen natürlich immer noch deutlich unter dem Vorjahresniveau, das gilt sicher auch für die Hotels und die Gastronomie. " Außerdem werde sehr kurzfristig gebucht, teilweise von einem Tag auf den anderen. Aber auch Lars Bender und sein Team würden jederzeit unterschreiben, was Reisebüroinhaberin Hannelore Huber als Fazit der vergangenen Tage sagt: "Es ist so schön, wieder beraten zu dürfen! "

EK