Eichstätt
Zur Zukunft der Kliniken: "Optimierte Zweistandortlösung"

Klares Bekenntnis von Landrat Anetsberger beim Infoabend der Linken

19.09.2021 | Stand 23.09.2023, 20:52 Uhr
Konstruktive Diskussion: Landrat Alexander Anetsberger (CSU) informierte bei einem Infoabend, den die Linke organisiert hatte, über den aktuellen Stand zur Zukunft der Kliniken. −Foto: Luff

Eichstätt - Es war eine ungewohnt konstruktive Diskussion der Parteivertreter höchst unterschiedlicher Couleur, der man am Donnerstagabend im Gutmann lauschen konnte: Die Partei Die Linke um Bezirksrätin Stefanie Kirchner und die ehemalige Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter hatten Landrat Alexander Anetsberger (CSU) zum Gespräch über eine Präzisierung der Planungen des Kreises zur Zukunft der beiden Klinikstandorte Eichstätt und Kösching gebeten. Und Anetsberger nahm kein Blatt vor den Mund und bekannte sich eindeutig zum gewollten Fortbestand beider Standorte im Landkreis.

Was auf Bundesebene nicht selten in einen heftigen parteipolitischen Schlagabtausch mündet, funktioniert auf Kreis- und Bezirksebene offenbar ganz anders: Die politischen Akteure ziehen an einem Strang, weil sie sich für eine optimale medizinische Versorgung der Bevölkerung im Landkreis einsetzen. Dies war auch dem umfangreichen Statement des Landrats zu entnehmen, das er zu Beginn des Abends in souveräner Manier abgab, bevor sich eine intensive Diskussion der wenigen, aber gut informierten Zuhörer mit dem Landrat ergab.

Auch der Landkreis Eichstätt kann laut Anetsberger vor den deutschlandweiten Tendenzen im Gesundheitswesen nicht die Augen schließen: Der zunehmende Fachkräftemangel, die Ambulantisierung des Klinikbetriebs, das veränderte Patientenverhalten, vor allem aber das pauschalierende Abrechnungssystem für Operationen (DRG) - all diese Faktoren treiben kleinere Häuser, die weiterhin die medizinische Grund- und Notversorgung gewährleisten, finanziell in den Ruin, während größere Kliniken expandieren können. Daher seien die Defizite der beiden Kreiskliniken in den letzten Jahren enorm gewachsen und nur kurzfristig durch coronabedingte Ausgleichszahlungen des Bundes leicht zu bremsen gewesen.

Dringender Handlungsbedarf wurde deshalb schon vor einigen Jahren gesehen und das in Auftrag gegebene Gutachten der Managementberatung Oberender AG resultierte aus dieser Ausgangslage. Der "Zukunftsplan" der Oberender AG machte verschiedene, eher marktwirtschaftlich orientierte Lösungsvorschläge, die bekanntlich hohe Wellen schlugen. Vor allem die darin enthaltene Option der Schließung beider Klinikstandorte zugunsten eines Neubaus auf der grünen Wiese nahe der Ingolstädter Stadtgrenze stieß bislang bei vielen Akteuren, Entscheidungsträgern und Mitarbeitern auf Ablehnung. Dieser Vorschlag steht aber nach den Ausführungen Anetsbergers mittlerweile nicht mehr zur Diskussion. "Ein Neubau ist vom Tisch", sagte der Landrat, der sich zugleich gegen eine Einstandortlösung und die Schließung des jeweiligen anderen aussprach. Dazu habe auch ein Gespräch mit Vertretern des bayerischen Gesundheitsministeriums beigetragen, die dazu geraten hatten, den Dialog mit dem nahen Klinikum Ingolstadt zu suchen. Am 27. September soll daher ein erstes Gespräch mit Ingolstadt stattfinden, an dem neben dem Landrat und Oberbürgermeister Grienberger auch die beiden Geschäftsführer der Kreiskliniken teilnehmen werden.

Kooperation lautet das alles entscheidende Schlagwort, unter dem dieses und die folgenden Gespräche stehen werden. Im Idealfall führen sie zu einer dauerhaften Zusammenarbeit der drei Häuser, die auch deshalb möglich scheint, so Anetsberger, weil sich die Landkreiskliniken als Erst- und Regelversorger und das Klinikum als Schwerpunktversorger bei medizinisch abrechenbaren Leistungen nur wenig in die Quere kommen. Daher spreche man in diesem Fall am besten von einer "optimierten Zweistandortlösung unter Auslotung der Kooperationsmöglichkeiten mit Ingolstadt". Natürlich seien noch zahlreiche Einzelheiten zu klären und die Bausteine für dieses Gebilde seien noch unfest. So müsse zum Beispiel die Frage behandelt werden, welcher der beiden Kreisstandorte die stationäre Versorgung gewährleisten soll und welcher möglicherweise zu einem Ambulanzzentrum umgebaut werde. Und auch die künftige Versorgung mit Haus- und Fachärzten in der Region 10 spiele eine Rolle.

EK

Robert Luff