Böhmfeld
"Willkommen dahoam, HLF 20"

Böhmfeld feierte Segnung und Vorstellung des neuen Feuerwehrfahrzeugs

01.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:02 Uhr

Böhmfeld (EK) Mit "Willkommen dahoam, HLF 20" in Großbuchstaben begrüßte die Freiwillige Feuerwehr Böhmfeld ihr funkelnagelneues Lösch- und Rettungsfahrzeug, das am 20. Juli aus seinem Herstellungsort in Österreich auf dem Dorfplatz in Böhmfeld eingetroffen ist.

Jetzt hatten das stattliche Nutzgefährt und die 70-köpfige Mannschaft im Alter zwischen zehn und gut 60 Jahren ihren zweiten großen Auftritt beziehungsweise Tag mit Festzug, Gottesdienst und ökumenischer Segnung sowie mit Vorstellung und unterhaltsamem Programm für die Bürgerschaft im Kotterhof.

Ein Genuss für Auge und Ohr ob der Sonntagsuniformen, der prächtigen Vereinsfahnen und der flotten Musik der Böhmfelder Bergbläser, erstmals unter Leitung von Kapellmeisterin Lisa Strehler, war am Vormittag der lange Festzug vom Kotterhof zur katholischen Pfarrkirche Sankt Bonifatius und zurück. "Glaube und Beten machen das Leben nicht einfacher", gab Pfarrer Anton Schatz in der Kirche zu verstehen. Anhand einer selbst erlebten Katastrophe führte Schatz vor Augen, wie wichtig für rasche Hilfe Feuerwehr und andere Hilfsdienste seien.

Herausgeputzt mit grüner Girlande stellte sich das neue HLF 20 im Innenhof des Kotterhofs der Segnung durch den katholischen Pfarrer Anton Schatz aus Böhmfeld und den evangelischen Pfarrer Ulrich Eckert aus Gaimersheim. "Der Segen gilt gleichermaßen der Feuerwehrmannschaft für seine Rettungsarbeit und dem Fahrzeug als unerlässlichem technischen Helfer", erklärte Schatz. "Die Feuerwehr stellt sich mit Kraft, Ausdauer und Besonnenheit in den Dienst der Mitmenschen, egal, ob es sich um Asylbewerber oder Alteingesessene handelt, ob Alkohol, riskantes Verhalten oder Naturgewalten im Spiel sind", machte Pfarrer Eckert deutlich. Ihre Einsätze seien spürbare Zeichen der Nächstenliebe. Zu wünschen sei, dass das HLF 20 so wenig wie möglich benötigt werde, im Bedarfsfall aber bestens zur Rettung von Leben und Dingen beitrage. "Die Frauen und Männer der Böhmfelder Feuerwehr und der Nachwuchs glänzen mit Schlagkraft, hohem Ausbildungsstand und verlässlicher Einsatzbereitschaft", lobte Landrat Anton Knapp. In das FFW-Netzwerk und die Stützpunkte im Landkreis füge sich die Wehr hervorragend ein. Das neue Fahrzeug trage dazu bei, dass sie für die vielfältigen Gefahrenlagen ausgezeichnet gewappnet sei.

"Heute erfüllt uns ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit, Freude und Zufriedenheit", hob Bürgermeister Alfred Ostermeier hervor. Mit beträchtlichem Zeitaufwand, mit Ideen, Elan und Fleiß der Kommandanten Jürgen Nadler und Stefan Spreßler und ihrer Mitstreiter sowie des Vorsitzenden des FFW-Vereins, Konrad Bauer, sei die Beschaffung von Beginn an vorbildlich über die Bühne gebracht worden. Durch "unheimlich viele Eigenleistungen" der Aktiven habe die Gemeinde Kosten gespart. Das alte LF 8 habe die Kommune für den symbolischen Betrag von einem Euro in die Hände der tüchtigen Feuerwehrleute gegeben. Diese, so Ostermeier, wollten es in Eigenregie umbauen für Schulungszwecke sowie für den Transport von Personen und Geräten. Der feste Zusammenhalt der 45 Aktiven, darunter vier Frauen, und die tolle Arbeit mit 25 Jugendlichen, darunter zehn Mädchen, seien der Schlüssel des Erfolges, betonte der Bürgermeister. Für die Zukunft wünsche er sich "noch mehr Mädchen und Frauen in der Wehr".
"Ein besonderer Tag! Endlich ist es vollbracht, und das HLF 20 ist da! Herzlichen Glückwunsch an die Feuerwehr, den Bürgermeister und den Gemeinderat! " Kreisbrandrat Martin Lackner war sehr angetan. Zusammen mit dem geplanten neuen Feuerwehrgerätehaus sei der Kauf des Fahrzeugs ein richtiges Signal für die Zukunft und die beste Geldanlage für die Gemeinde, sagte Lackner. Ehrenamtliches Engagement wie in der Freiwilligen Feuerwehr sei das "Herz der Gesellschaft". Ein Höhepunkt war dann die Übergabe des Fahrzeugschlüssels durch Lackner an den Kommandanten Jürgen Nadler. Dieser erinnerte an den herzlichen Empfang des Fahrzeugs und dankte Bürgermeister Ostermeier, den Gemeinderatsmitgliedern und der Verwaltungsgemeinschaft Eitensheim für das "super Verhältnis und das fruchtbare Zusammenwirken". "Ich bin mächtig stolz auf Euch", schickte er in Richtung seiner Feuerwehrkolleginnen und -kollegen.

Der stellvertretende Kommandant Stefan Spreßler übereichte Jürgen Nadler ein Geschenk und rückte dessen zahlreiche Verdienste während seiner neunjähriger Tätigkeit - zunächst als Zweiter und seit 2016 als Erster Kommandant - in den Vordergrund. "Wenn wir in den nächsten zwölf Jahren so weitermachen, können wir guten Gewissens in die Zukunft schauen", meinte er.

In der zweiten Tageshälfte präsentierte sich das neue HLF 20 mit offenen Türen und Klappen der Böhmfelder Bevölkerung. Wissbegierde forderte die bereitstehenden Löschfachleute heraus: 290 PS stecken unter der Motorhaube des rund 400000 Euro teuren Fahrzeugs. Mit dem Fahrer haben neun Personen in der Mannschaftskabine Platz. Sechs Stunden muss jeder Chauffeur mit einschlägigem Führerschein üben, bevor er sich bei Einsätzen ans Steuer setzen darf. Wärmebildkamera, ein schweres Rettungswerkzeug-Set, 100 Meter Schlauch auf einer Haspel, zwei Faltbehälter mit zusammen 5600 Liter Fassungsvermögen für Brände in freier Natur, eine Leiter, die bis in den dritten Stock eines Wohnhauses reicht, sind nur ein Teil des Inventars, das in dem geräumigen Lösch- und Rettungsgefährt steckt. Zwei Drittel davon stammen noch aus dem Vorgängerauto.

Mächtig ins Zeug legte sich die FFW-Jugend beim Auffüllen eines Faltbehälters aus dem 2400 Liter-Tank des Fahrzeugs und beim anschließenden "Löschen" mit zwei Schläuchen. Natürlich war das für die kleinen Besucher interessanter als die riesige Hüpfburg gleich daneben, in der sie aber danach schnell wieder verschwanden. Sogar die Regenwolken über dem Kotterhof fühlten sich angeregt und sorgten für frisches Nass von oben. Das Zielspritzen auf ein "brennendes Haus" ließen die noch anwesenden Feuerwehrler in spe aber trotzdem nicht ausfallen.

Anneliese Siebendritt