Wie der "Moierhof" zu seiner Bezeichnung kam

27.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Pollenfeld (jow) Mit einem spannenden Aspekt der Heimatgeschichte befasste sich ein Vortragsabend in Pollenfeld, der vom Vorsitzenden der Katholischen Landvolkbewegung Eichstätt, Simon Strobl aus Kaldorf, organisiert worden war.

Studiendirektor a.D. Konrad Kögler aus Eichstätt sprach über „Unseren Hausnamen auf der Spur“.

Kaum ein Mensch mache sich Gedanken über seinen Namen, begann Kögler. Dabei verleihe erst der auf den ersten Blick so selbstverständliche Name dem Menschen Identität. Ohne Namen sei ein Mensch ein Niemand. Wer einem Menschen den Namen raube, wie es die Nazis in den Konzentrationslagern taten, und durch eine Nummer ersetze, nehme ihm Persönlichkeit und Ehre.

Schon die Römer kannten Vornamen, Geschlechtsnamen und wenn dies nicht mehr ausreichte, auch einen Cognomen, also einen Zusatznamen. In unseren Breitengraden reichte jahrhundertelang der Vorname, wie Hadubrant, Widukind, Ludwig oder Gunther. Erst Ende des 13. Jahrhunderts, mit dem Einsetzen der Verschriftlichung, vor allem der Urkunden, kamen die Nachnamen auf. Da war man durchaus kreativ: Der Nachname konnte sich vom Herkunftsort herleiten, wie Hilpoltsteiner oder Wachenzeller, vom Beruf, wie Bauer, Huber, Schuster oder Müller, von Körper- und Charaktereigenschaften wie Lang, Kurz, Dick, Alt, oder auch vom Vornamen des Vaters, wie Fitzens Hans, Utzens Adam. Erst um 1600 mit dem Aufkommen der Kirchenbücher sind Vor- und Zunamen angegeben. Ab 1811 kamen dann die ersten Hausnummern auf.

Im täglichen Umgang der Leute auf dem Dorf, die größtenteils weder lesen noch schreiben konnten, war der Doppelname nicht praktikabel. Hier gab es den Hausnamen, der nicht öfters vergeben wurde, um eine eindeutige Identifikation zu schaffen. Die Eigenschaften von Hausnamen waren sehr vielfältig. Sie sagten oft aus, ob jemand alt oder jung, bodenständig oder wandernd, beliebt oder unbeliebt war, und man erfuhr etwas über die dörfliche Struktur. Doch manche Hausnamen blieben bislang unerklärbar, so Konrad Kögler.

Hausnamen können sich aus mehreren Komponenten zusammensetzen, wie der Zusatz der Lage oder nachfolgende Besitzer, die sich möglicherweise über mehrere Generationen erstreckten. Auch Frauen können als Namengeber fungieren.

Es gebe verschiedene Kategorien, so Konrad Kögler, in die sich die Hausnamen von ihrer Bildung her einordnen lassen: Beruf, Nachname und Vorname. Bei den Berufen steht der „Bauer“ an der 1. Stelle. Wenn sich einer mit dem Beinamen „Bauer“ schmücken durfte, hatte er eine herausragende Stellung. Auf der höchsten Stufe stand der „Moier“ der ursprünglich im Dorf besondere Aufgaben der Herrschaft zu erfüllen hatte.

Eine Besonderheit war auch der der Kirche gewidmete Bauer, der „Wimbauer“. Aber es gab auch „Bauern“ nach der Lage und anderen Besonderheiten wie „Oberbauer, Buckbauer, Kerchabauer, Houbauer, Strambauer oder der Jungbauer“. Eindeutig waren auch Hausnamen zu den Berufen „Beck, Boda, Binder, Dochdecka, Kretznmacher, Mesner, Metzger, Schinder, Schmied, Schuster, Schneider, Uhrmacher, Wegmacher oder auch Müller“. Oft wurden eindeutige Nachnamen verwendet, „Poppel, Bobb, Wechsler, Kümpfel oder Strobl“, aber auch solche, die sich zum Teil zur Unkenntlichkeit verbildet haben wie „Beihm, Zachala, Kowala, Kreitzamo, Böschneinda oder der Koisa“. Auch Vornamen wurden als Hausnamen verwendet: Fons von Alfons, Ander von Andreas oder – seltener – Frauennamen wie Gredl von Margaretha. Einige Hausnamen konnte der Referent nicht erklären, darunter „Zippala“ oder „Russ“.