Eichstätt
Wie Integration gelingen kann

Mohammad Aref Rezai aus Afghanistan ist mit seiner Familie zunächst in Schernfeld und dann in Eichstätt gelandet - Unterstützung vom Helferkreis

30.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:40 Uhr
In Eichstätt sesshaft geworden: Mohammad Aref Rezai aus Afghanistan. −Foto: Bauer

Eichstätt/Schernfeld - Mohammad Aref Rezai, 1990 geboren, traf 2016 mit seiner Frau Sumaeh und dem eineinhalbjährigen Sohn Amir Ali aus Afghanistan in Deutschland ein.

 

Von einem Aufnahmelager in München kam er über Ingolstadt nur mit einem Rucksack nach Schernfeld. "Da habe ich Glück gehabt," erzählt er über seinen Aufenthalt in Schernfeld. "Die haben uns echt viel geholfen. " Dann nennt er die Namen der Mitglieder des Schernfelder Helferkreises. Sie hätten ihn und seine Familie so unglaublich nett unterstützt.

Aref berichtet, wie er die deutsche Sprache gelernt hat. "In Schernfeld bekamen wir gleich einen Grundkurs. Unsere Sprache, unsere Schrift ist ganz anders. Es war sehr schwer. Aber wir haben es mit der Unterstützung des Helferkreises und Kursen bei Kolping geschafft. Wir brauchen keinen Dolmetscher mehr. " Auch in der Familie wird Deutsch gesprochen. Dabei sei ihm aber wichtig, dass auch die persische Sprache gepflegt wird. Die Beherrschung der deutschen Sprache sieht Aref als Voraussetzung für die Integration. So konnten er und seine Frau an der Berufsschule Eichstätt den Mittelschulabschluss erreichen.

Vor etwa zwei Jahren zog die Familie nach Eichstätt. "Wir haben es Gott sei Dank geschafft, können unser Leben selbstständig führen und den Lebensunterhalt selber bestreiten", stellt er glücklich fest. "Ich habe bei einem Getränkemarkt Arbeit, die mir gefällt. " Sein Chef hat nur lobende Worte für Aref: "Fleißig, zuverlässig, vorbildlich und pünktlich. Er ist sich für keine Arbeit zu schade. " Zum selbstständigen Lebensunterhalt zählt Arev auch die eigene Wohnung und das Auto. Die Kinder können in die Schule beziehungsweise den Kindergarten gehen. "Wir sind auf einem guten Weg", bekräftigt er.

Im Dezember 2015 kamen die ersten Geflüchteten in Schernfeld an. Es waren 17 Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan, darunter vier Familien mit vier Kindern im Alter von eineinhalb bis zu zehn Jahren sowie mehrere Einzelpersonen. Um sie bei der Bewältigung ihres Alltags in der neuen Umgebung zur unterstützen, gründete sich rasch der Kreis "Schernfeld hilft". Er setzte sich zusammen aus Jung und Alt, Frauen und Männer, Zugezogenen und Alteingesessenen. Bei einer eigens einberufenen Bürgerversammlung waren auch durchaus kritische Stimmen zu hören. Damals gab es für bestimmte Geflüchtete noch keine staatlichen Angebote für Sprachunterricht. So sah es der Helferkreis als seine vordringlichste Aufgabe, sofort mit dem Sprachunterricht zu beginnen. Weiter sorgten die Helfer für Mobilität durch Fahrradspenden und -reparaturen. Den Kindern vermittelten sie Plätze in der Kita und in der Schule. Mehrere Helfer boten Hausaufgabenhilfe an. Der Helferkreis vermittelte auch den Kontakt zum örtlichen Sportverein. Andere standen jederzeit für Einkaufs- und Arztfahrten zur Verfügung. Hilfe erhielten die Flüchtlinge bei Behördengängen, beim Jobcenter und bei der Suche von Praktikumsplätzen. Dabei war die Devise von Anfang an: "Soviel Hilfe wie nötig, soviel Selbstständigkeit wie möglich. " Das Fazit des Helferkreises ist überwiegend positiv: "Die Geflüchteten bemühten sich sehr um Selbstständigkeit. Sie erwarben bei Sprach- und Integrationskursen alle Zertifikate, machten den Führerschein und suchten Arbeit. "

Das Amt für Familie und Jugend im Landratsamt Eichstätt erlebte die Zeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen als ein Geschehen, das fast schlagartig eintrat. Diese Situation forderte nach Aussage von Siegmund Hammel, dem Leiter des Jugendamts, ein hohes Maß an Engagement. Im Jahresverlauf von 2015 stieg die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge von 10 auf 140. Sie alle mussten untergebracht, gut versorgt und einer pädagogischen Betreuung zugeführt werden. Sehr hilfreich war dabei auch die Unterstützung der Berufsschule, so dass für jeden Jugendlichen ein Schulbesuch und später auch ein Ausbildungsplatz gefunden werden konnte. Rückblickend stellt Hammel fest: "Durch das Zusammenwirken ist es gelungen, für die Jugendlichen eine Basis zu schaffen, in der ihre persönliche, soziale und berufliche Entwicklung gefördert werden konnte. Damit gelang auch ihre Integration. "

Klaus Stüwe ist Mitglied des Jugendmigrationsdienstes. Er sagt zu Merkels "Wir schaffen das": "Inzwischen kann man sagen, dass viel erreicht wurde, auch wenn es natürlich nach wie vor Probleme gibt. Integration geht nicht von heute auf morgen, und wir werden in allen gesellschaftlichen Bereichen weiter damit zu tun haben. "

Angela Müller hat die Teamleitung der Flüchtlings- und Integrationsberatung der Caritas-Kreisstelle Eichstätt und ist Diözesanbeauftragte für Asyl und Migration. Die Bewertung der damaligen Ereignisse gleite zu Unrecht ins Negative, bedauert sie: "Viele der damals Angekommenen sind inzwischen hier etabliert. Natürlich gehört aber auch dazu, dass viele geflüchtete Personen nach wie vor Unterstützung brauchen, weil sie sich aus unterschiedlichen Gründen hier noch nicht zurechtfinden. "

zba