Wellheim
"Wir sind ehrlich dankbar"

Auftaktveranstaltung zum Integrationsprojekt für geflüchtete Familien Offener Mittwochstreff

14.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr

Einheimische wie auch Flüchtlinge zeigten sich aufgeschlossen und freuten sich auf die angedachten Aktionen. - Foto: Pruis-Obel

Wellheim (EK) "Wege entstehen beim Gehen." An diesem Motto orientierte sich das Team der Kindertagesstätte St. Andreas in Wellheim bei der Auftaktveranstaltung zu einem Integrationsprojekt für geflüchtete Familien.

Jetzt wurden im ehemaligen Gasthof Frankenjura, in dem sich eine Unterkunft für Asylsuchende befindet, die ersten Schritte gesetzt. Kita-Leiterin Gabriele Eid erläuterte im Beisein von Bürgermeister Robert Husterer und Pfarrer Georg Guggemos die Hintergründe des Projekts, das vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration zum größten Teil finanziert wird.

Derzeit befinden sich, wie sie berichtete, knapp 60 Personen mit Migrationshintergrund in verschiedenen Wellheimer Unterkünften, davon 20 Kinder in der Kita und fünf in der Schule. Zeit also, "um Fremdes vertraut zu machen" und die Verbindung zur einheimischen Bevölkerung zu stärken, denn "schon immer haben sich Kinder schnell integriert", so Eid. Die Kita sei dabei eine wichtige Nahtstelle, um Menschen zu verbinden.

Zu diesem Zweck wurden Ideen gesammelt, wie die Begegnungstreffs gestaltet und gegebenenfalls erweitert werden können. Trommelstunden, Spielenachmittage und Basteln quittierten die Kinder, die bereits die Kita besuchen, mit begeistertem "Ja", auch Handarbeitsstunden sowie gemeinsames Kochen, Wandern, Infos zur Sicherheit im Straßenverkehr, Kunstprojekte oder eine Jobbörse standen auf der Wunschliste. Dabei sollen auch die örtlichen Vereine und Organisationen einbezogen werden, unter anderem auch mit Schwimmkursen, Sportangeboten, Leseabenden oder Ortsführungen. "Man sieht nur mit dem Herzen gut", zitierte Gemeindereferentin Brigitte Roidl aus einem Buch von Antoine de Saint-Exupéry. "Wir freuen uns, wenn viele Herzen aufgehen und alle Hände mit anpacken."

Den "Kopf" des Arbeitskreises bilden neben Gabriele Eid die Kita-Mitarbeiterinnen Monika Klein und Lena Hölzl sowie Ursula Wawra und Brigitte Roidl vom Helferkreis. Zusammen mit Geflüchteten sollen Aktionen und Angebote ausgearbeitet werden, wobei Anregungen von beiden Seiten einfließen.

Jeweils am ersten und dritten Mittwoch im Monat wird von 16.30 bis 18 Uhr, parallel zu den Öffnungszeiten der Kleiderkammer, ein offener Begegnungstreff in der ehemaligen Gaststube stattfinden. Während dieser Zeit ist auch die Eingangstür von der Marktstraße her wieder für alle geöffnet. "Wer möchte, kann jederzeit unverbindlich reinschauen", ermunterte Eid die Bevölkerung. Es sei insbesondere auch gewünscht, dass einheimische Familien die Treffs zu ersten Kontaktaufnahmen nutzten.

Wie sehr das Projekt auch bei den Geflüchteten selbst Anklang findet, sprach Victor James aus, der seit mehr als zwei Jahren in der dezentralen Unterkunft lebt. "Wir sind ehrlich dankbar", so der 23-Jährige, der auf gute Zusammenarbeit und Zusammenhalt hofft. Er fand dann aber auch nachdenkliche Worte, für die er von den Anwesenden großen Applaus erhielt: "Viele haben Angst vor uns. Das ist nicht richtig! Wir sind auch Menschen."