Eichstätt
Plädoyer für eine solidarische Kirche

Weihnachtspredigt von Bischof Gregor Maria Hanke - Pfarrer Christoph Hilmes: "Licht in der Finsternis"

26.12.2018 | Stand 02.12.2020, 14:58 Uhr
Solidarität mit Menschen in Not zeigten die Kinder des Krippenspiels im Dom. Sie brachten Jesus mit Maria und Josef wärmende Decken oder Lebensmittel. −Foto: Redl

Eichstätt (hr/pde) Zur Solidarität mit den Menschen, mit ihren inneren und äußeren Nöten hat der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke die Christen am Fest der Geburt Christi aufgerufen.

Bei seiner Predigt am ersten Weihnachtstag im Eichstätter Dom verwies er darauf, dass es nicht Aufgabe der Kirche sei, eine gesellschaftliche Ehrenstellung einzunehmen oder sich um das Erscheinungsbild der Kirche als Institution zu sorgen. Vielmehr müsse sie sich darum kümmern, dass Gottes Licht, das aus der armseligen Krippe erstrahle, weiter gegeben werde.

"Christi Licht leuchtet in der Dunkelheit der Welt und des Menschseins", sagte Bischof Hanke. Die Kirche müsse sich daher nicht in das Scheinwerferlicht öffentlicher Aufmerksamkeit und Anerkennung stellen. "Sie darf sich ruhig lösen vom Zwang, gesellschaftlich ?wer' sein zu wollen. Sie muss sich nicht profilieren als Mitspielerin im Konzert der öffentlichen und politischen Meinungen".

Ein gutes Beispiel dafür sei das Leben Jesu in Nazareth. Dort, in seiner Heimatstadt, habe er die längste Zeit seines Lebens verbracht: "im schlichten Mitsein mit den Menschen seiner Heimat, in der Einübung einer unauffälligen Mit-Leidenschaft mit ihnen, eine Haltung, die er in seinem öffentlichen Auftreten bekräftigte durch seine Zuwendung zu den Kranken und Armen, zu denen am Rand der Gesellschaft und zu den Sündern. "

Es sei daher die Berufung aller Christen, dieser Mitleidenschaft in der modernen Welt Raum zu geben. Es bestehe heute nämlich die Gefahr, sich ein vom Fortschrittsglauben geprägtes Menschenbild anzueignen, in dem das Leiden immer weniger Platz finde.

Die Perfektion des Lebens und der Lebensqualität allerdings sei eine Utopie. Eine falsche Erwartungshaltung trage dazu bei, "Leiden zu verdrängen und das Vergessen des Leids anderer zu fördern". Hier könne der Blick auf die Krippe eine neue Sicht bringen, sagte Hanke. Sie helfe, dass wir "loslassen von eigenen Zielen und Vorhaben, um Aufmerksamkeit für andere Menschen zu schenken. "

Der evangelische Pfarrer Christoph Hilmes stellte bei den Christvespern in Konstein und Eichstätt an Heiligabend die Geburt Jesu als Licht in der Finsternis in den Mittelpunkt seiner Weihnachtsansprachen. Finster seien nicht nur die Zeiten während der Geburt Christi gewesen, finster sei auch vieles in unseren Tagen, so Hilmes: "Eine Welt, die in immer mehr Kriegen auseinanderzubrechen scheint und in der zahllose Menschen flüchtend umherirren. Ein Planet, der durch die Lebensweise seiner menschlichen Bewohner mehr und mehr Schaden nimmt. Dazu die kleinen und großen Katastrophen, die jede und jeder von uns aus dem eigenen Leben nur zu gut kennt. " Gegen all diese Finsternisse und Dunkelheiten stehe die Geburt Jesu. Sie fordere jeden einzelnen dazu auf, sich mit der Welt, so "wie sie jetzt ist - mit Angst und Verzweiflung, mit Engstirnigkeit und Hass, mit Krieg und Gewalt - nicht zufrieden geben".

Wer Gott und seine "Freuden" - seine Liebe, sein Licht - in sich spüre, gehe anders als vorher durch die Welt und könne anderen davon abgeben. Hilmes weiter: "Wie Jesus kann er oder sie für andere Menschen selbst zum 'Licht der Welt' werden und dazu beitragen, dass sich die Welt auch ihnen in einem anderen, neuen Licht zeigt. " Denn Gott sei nicht nur vor 2000 Jahren zur Welt gekommen, sondern komme auch heute immer wieder in unsere Welt: "nicht in einer Krippe, sondern in uns Menschen. "