Eichstätt
"Was in uns hurt, lügt, stiehlt und mordet"

GG-Oberstufen-Theatergruppe zeigte zweimal flotte Eigenproduktion nach Bibel-Motiven

19.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:45 Uhr
Die Oberstufen-Theatergruppe des Gabrieli-Gymnasiums präsentierte mit der Produktion "Arche Noah Reloaded" 75 flotte Minuten auf der Bühne. −Foto: Foto: Buckl

Eichstätt (EK) Der Regen prasselt, die Gischt schäumt, die Flut steigt - höchste Zeit für Noah und seine Familie, eine Arche zu bauen und sich in Sicherheit zu bringen: Davon handelte die Inszenierung "Arche Noah reloaded", die an zwei Abenden in der Aula des Gabrieli-Gymnasiums zu erleben war.

Diese Eigenproduktion der Oberstufentheatertruppe des GG mit elf Szenen war unter Regie von Deutschlehrer Johannes Wild einstudiert worden, dem auch heuer wieder Jenny D'Amico als Regieassistentin zur Seite stand. Dabei merkte man der Aufführung überhaupt nicht an, dass sie bis wenige Tage vor der Premiere auf Improvisationen angewiesen war: Denn mit Leon Dlugosch, Anna-Lena Eichinger, Alisa Herzner, Anna Huchtmann, Iris Ingerling, Luana Satzinger und Sarah Wilke gehörten sieben Mitglieder der 17-köpfigen Spielerschar der Q12 an und hatten daher ihr Abitur in der Tasche und ihr Schülerdasein am GG bereits beendet.

Das Stück, eine kaleidoskopische Revue menschlichen Verhaltens und menschlicher Befindlichkeiten angesichts der existentiellen Bedrohung, weist zahlreiche Regieeinfälle auf, die mal eher düstere Seiten betonen und beim Zuschauen frösteln lassen, mal mit Pointen aufwarten, bei denen man auch herzhaft und befreit lachen kann.

Im Mittelpunkt steht Noah mit seiner Familie, wozu seine Frau Esther, die drei Söhne Ham, Sem und Japhet und die Tochter Haikal zählen. Die Familie wird in verschiedenen Phasen der Flut jeweils in anderer Besetzung dargestellt. Zu Beginn etwa baut die Familie hochmotiviert ihr Schiff und Noah gibt den Ton an, ohne sich von aktuellen Debatten und Kritik anfechten zu lassen. Da wird etwa gefragt "Wo bleibt der Feminismus?", "ein Schiff aus Zedernholz - ja, geht's noch?" wird eingeworfen, bis die Schar der Spötter schließlich laut skandiert: "Die bau'n ein Schiff an trocknem Land / da fehlt's doch völlig an Verstand!" Dabei gibt es eine "Schimpfwort-Kasse" an Bord, wo Sohn Ham empört feststellen muss, dass der Einbau einer Toilette vergessen wurde. Am 11. Tag der Flut entpuppt sich Noah als Macho, der seine Frau zum Bierholen schickt und zum Putzen anweist. Diese aber redet sich in Rage und entpuppt sich als Xanthippe. Am Tag 31 der Flut zeigt die Familie akute Anzeichen von Hospitalismus.

Auch die Außenwelt gerät in den Blick. Bereits in der ersten Szene, zu der die auf mehreren Bühnengerüsten liegenden Schauspieler zum Leben erwachen, wird teils pantomimisch, teils unter lauten Parolen gezeigt, wie die Menschen sündigen und Gottes Zorn erwecken, wozu Noah frei nach "Dantons Tod" von Büchner ein Fazit in Frageform zieht: "Was ist das, was in uns hurt, lügt, stiehlt und mordet?" Sowohl in der fünften Szene, in der Wissenschaftler und Politiker vergeblich Lösungen gegen die Flut suchen, als auch in der siebten Szene geht es um das Schicksal der Anderen, die glauben, allerlei Nippes vor der Flut retten zu müssen - der ihnen in großflächigen Cellophan-Folien um den Körper verpackt wird, darunter Hanteln, ein Wischmopp oder ein Spiegel.

Zu den Szenen, in welchen auf die Beklemmung beim Betrachten Heiterkeit folgt, gehört jene, worin Ham, den man über Bord gegangen wähnte, unverhofft wieder auftaucht - er habe nun die Toilette gefunden. Ebenso sorgt die Aufnahme der Tiere, wozu etwa Erdmännchen und Flamingos gehören, für Heiterkeit. Als Schauspieler aus der Q11 wirkten mit Helena Beck, Sophia Gah, Antonia Geyer, Selina Kolmer, Franziska Mahler, Hanna-Katharina Noll, Nina Pätzold, Danielle Rudolph, Tanja Schlund und Anna Maria Sterner. Für Maske und Technik waren in bewährter Weise Lisa Schwantner, Felix Auernhammer, Luis Bauch und Florian Orth zuständig, die ebenfalls dazu beitrugen, dass das Publikum an beiden Abenden 75 flotte Minuten erlebte.

Walter Buckl