Eichstätt (EK) Es ist das älteste Austauschprogramm der Schule und auch ein etwas ungewöhnliches: Die Rede ist von der Schul partnerschaft des Eichstätter Willibald-Gymasiums und des Jesuitengymnasium Kaunas. Anfang Oktober machten sich wieder 45 Schüler und vier Lehrer auf den Weg nach Litauen - aufgrund der weiten Entfernung erstmals mit dem Flugzeug.
Der Besuch an der Partnerschule im litauischen Kaunas hat mittlerweile einen festen Platz im Kalender der Schule. Um die besondere Bedeutung dieses Austausches zu schätzen, muss man wissen, dass die Verbindung nach Litauen bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs zurückreicht, als Litauer im Rebdorfer Kloster Zuflucht fanden. In den 1990er-Jahren lebte diese Beziehung wieder auf. Aus den anfänglichen Hilfstransporten entstand über die Jahre eine kulturelle Begegnung auf Augenhöhe.
Seither machen sich alle drei Jahre Schüler und Lehrer auf den Weg in eine Region, die wohl nicht zu den typischen Reisezielen gehört, deswegen aber nicht minder reizvoll ist. Doch geht es nur in zweiter Linie um das Reiseerlebnis an sich. "Im Vordergrund steht die gelebte Freundschaft zwischen Schülern und Lehrern der beiden Gymnasien", sagte Stephan Bleitzhofer, einer der am Austausch beteiligten Lehrer.
Dies wurde schon bei der Ankunft deutlich, als so manche Schüler ihren Austauschpartnern - die sie schon beim Besuch der Litauer in Eichstätt kennengelernt hatten - freudig um den Hals fielen. Am Vortag hatten die Willibaldiner bereits die litauische Hauptstadt Vilnius erkundet und alle freuten sich nun auf spannende Tage bei den Gastfamilien.
Zum Austauschprogramm gehörten Unterrichtsbesuche, insbesondere im Deutschunterricht und gemeinsame Freizeitaktivitäten. Besonders beeindruckten die Schüler der Kurort Druskininkai und das umliegende Moorgebiet nahe an der weißrussischen Grenze.
Eine wesentliche Rolle innerhalb des Austauschs nimmt die Bigband des Willibald-Gymnasiums ein, die seit jeher zum Kern des Austauschprogramms gehört. Sie gab in der Aula des Erzbischöflichen Palastes in Kaunas ein öffentliches Konzert. Umrahmt wurde die Veranstaltung durch ein Instrumentalstück und eine Theateraufführung der Theatergruppe des Jesuitengymnasiums. Am Abend des gleichen Tages fand die Begegnung in der Aula des Jesuitengymnasiums ihren Höhepunkt: Zur Musik einer litauischen Folkgruppe wurden die Eichstätter Schüler in litauische Volkstänze eingeführt. So konnten die männlichen Schüler ihre Kräfte im "Bärentanz" messen. Auch die bayerischen Gäste führten Volkstänze auf, für die sie noch am Gate des Flughafens Riga fleißig geübt und so die Wartezeit überbrückt hatten. Die Bigband sorgte in den Tanzpausen für schwungvolle Unterhaltung und alle konnten sich an einem überwältigenden Buffet mit litauischen Spezialitäten stärken. Nach einem emotionalen Abschied von den Gastgebern machten sich die Eichstätter auf den Weg zum letzten Höhepunkt der Reise: die lettische Hauptstadt Riga. Mittels interaktiver Stadtführungen lernten sie auch verborgene Winkel der alten Hansestadt kennen, bevor es mit vielen schönen Erinnerungen und beglückenden Erfahrungen im Gepäck wieder zurück nach Eichstätt ging.
Dort freute sich auch Schulleiter Claus Schredl mit den Rückkehrern über die Festigung dieses Austausches, dank dem das Willibald-Gymnasium "über eine Diagonale der Freundschaft quer durch Europa" verfügt. Und in der Tat hat das WG mit dem im Süden Spaniens gelegenen Los Vélez und dem soeben besuchten Litauen Partnerschaften, die sich durch ganz Europa ziehen.
Andreas Graf
