Eichstätt
Tafel Eichstätt - Eine Arbeit, die ans Herz geht

Die Ehrenamtlichen verteilen nicht nur Lebensmittel, sondern sind auch Ansprechpartner in schweren Zeiten

11.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:21 Uhr
Im Tafelladen Eichstätt wird Hilfsbereitschaft großgeschrieben. Brunhilde Radtke (links) und ihre ehrenamtlichen Helfer sortieren Backwaren und alle anderen Lebensmittel für die Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. −Foto: Hecker

Eichstätt (EK) Manchmal geht es schneller als man denkt. Ein Schicksalsschlag, negative Entwicklungen oder schon ein Umzug in eine teuere Stadt können Gründe dafür sein, dass man im Alltag plötzlich auf Hilfe angewiesen ist. Soziale Einrichtungen, wie die Tafel in Eichstätt, unterstützen Bedürftige in solch schweren Phasen.

Das Eichstätter Team des Tafelladens will aber nicht nur Lebensmittel verteilen, sondern auch Gesprächspartner für seine Kunden sein. Ungefähr 200 Leute werden von dem kleinen Laden in der Clara-Staiger-Straße versorgt, circa 60 Berechtigungsscheine hat die Caritas Eichstätt dafür ausgestellt. Oft sind es Familien aus dem Ausland oder ältere Leute, welche die Unterstützung von der Tafel brauchen. "Vor ein paar Jahren waren es noch hauptsächlich Asylbewerber, die zu uns gekommen sind, aber mittlerweile sind Zwei-Drittel unserer Kunden von hier", erzählt Brunhilde Radtke, die die Verantwortung für den Tafelladen vor etwa zwei Monaten übernommen hat.

Jeden Donnerstag öffnet der Laden für alle Bedürftigen seine Türen. Damit es keine langen Wartezeiten und kein Gedränge in dem beengten Raum gibt, hat sich das Team ein ganz spezielles System ausgedacht: Jedem Berechtigungsschein wird eine Farbe zugeteilt, gelb, grün, rot oder blau. Die jeweiligen Farben dürfen dann zu bestimmten Uhrzeiten in den Tafelladen kommen. Im einen Monat sind Kunden mit der Farbe gelb als erste dran, im nächsten Monat hat Grün den Vortritt. Auch Reißzettel mit Nummern, wie man sie aus dem Landratsamt kennt, sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Wer schließlich im Laden bedient wird, bekommt von Gemüse und Obst, über Kühlwaren bis zu Süßigkeiten, alles was man für den Alltag benötigt. An besonderen Anlässen, wie beispielsweise an Nikolaus, gibt es für die Kinder kleine Schoko-Weihnachtsmänner und Nüsse. Bei den Transportmöglichkeiten hat Brunhilde Radtke für eine Neuerung gesorgt: Seit kurzem gibt es statt den bisherigen Plastikbeuteln Taschen aus Stoff für Brot und Papiertüten für Obst und Gemüse. Selbstverständlich wird auch auf die Hygiene und den Zustand der Lebensmittel geachtet. "Wir haben neben unserem Kühlschrank einen großen Kühlraum und unser Kühlauto", erzählt Brunhilde Radtke stolz. "Damit halten wir die Hygienevorschriften optimal ein und unterbrechen die Kühlkette nie."

Viel Liebe stecken die ehrenamtlichen Helfer schon am Donnerstagvormittag in die Einsortierung der gespendeten Lebensmittel. Ständig geht die Tür des kleinen Ladens auf. Spender bringen kistenweise Äpfel, oder prall gefüllte Säcke mit Nüssen. "Wir sind auf das angewiesen, was von den Supermärkten aussortiert wird, aber durch die zahlreichen weiteren Spender kommen wir immer gut zurecht mit dem Angebot", sagt Radtke weiter.

Bereits seit 17 Jahren gibt es mittlerweile den Tafelladen in Eichstätt. Seitdem hat sich das Team ständig verändert. "Momentan ist es wirklich toll", schwärmt Radtke, "wir haben etwa 30 Helfer und alle packen nach Kräften mit an. Wir verstehen uns hier auch sehr gut und haben ein tolles Arbeitsklima."

Dass der Tafelladen schon fast familiäre Strukturen hat, sieht man auch an der Treue mancher Helfer. Die älteste Ehrenamtliche ist schon 80 Jahre alt und seit dem ersten Tag des Tafelladens mit dabei. "Früher habe ich noch an Feriengäste vermietet und im Tafelladen nebenbei geholfen. Mittlerweile ist die Arbeit hier das, was mir am meisten Spaß macht. Solange ich gesund bin, will ich hier helfen", erzählt die Seniorin und lacht. Auf die Frage, warum sie so lange dem Tafelladen treu geblieben ist, verweist sie auf den Kundenkontakt. Immer wieder habe sie es erlebt, dass Menschen sehr emotional auf den Einkauf im Laden reagierten. "Manche haben Tränen in den Augen, wenn sie mehr bekommen, als sie dachten. Das ist dann immer sehr berührend und geht direkt ans Herz", sagt die gebürtige Eichstätterin. Über die vielen Jahre seien zahlreiche Kontakte entstanden und gewachsen. "Wir begleiten die Menschen auf einem Stück ihres Weges und erfahren viel Persönliches." Gerade traurige Schicksale würden einem dann sehr nahe gehen, aber besonders in solchen Fällen nehme sie sich gerne Zeit, um mit den Menschen zu sprechen.

ENGAGEMENT- Wer auch als Ehrenamtlicher im Tafelladen Eichstätt arbeiten möchte, kann sich immer donnerstags zwischen 10 und 16 Uhr unter der Nummer 0175 8437522 melden oder persönlich in der Clara-Staiger-Straße 12a vorbeikommen. Wer Lebensmittel- oder Pflegeproduktspenden abgeben möchte, kann immer donnerstags von 10 bis 11 Uhr im Tafelladen vorbeikommen.

Anna Hecker