Zandt
Von rothaarigen Männchen und singenden Frauen

Historiker und Heimatforscher Gerhard Meier hat Sagen rund um den Bitzerberg in Zandt niedergeschrieben

11.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:39 Uhr
Um den Bitzerberg in Zandt ranken sich so einige Mythen und Sagen. −Foto: Patzelt

Zandt (pa) Mythen, Märchen und Legenden - die Region ist voll davon.

Sie sind fantasievolle Begegnungen mit der Geschichte eines Ortes. Im Denkendorfer Ortsteil Zandt erschienen die Bitzweiber und mächtige Riesen mit feurig roten Augen den Dorfbewohnern. Der Historiker und Heimatforscher Gerhard Meier hat die Sagen und Überlieferungen in seiner Sammlung niedergeschrieben.

Der Bitzerberg bei Zandt ist nicht hoch - eher ein unscheinbarer Hügel. Gar nicht vergleichbar mit dem Untersberg bei Bad Reichenhall, um den sich zahlreiche Mythen ranken und wo Kaiser Karl der Große noch immer auf seine Auferstehung wartet. Aber der große Umfang des Bitzerberges ist manchem nicht so recht geheuer und auch sein Erscheinungsbild ist etwas sonderlich und geheimnisvoll. Einst herrschte nicht nur unter den Dorfbewohnern der Glaube, dass der Berg in seinem Innersten vollkommen ausgehöhlt sei. So groß und wuchtig, dass darin sogar ein Fuhrwerk, bespannt mit Pferden und beladen mit Heu, mühelos wenden könnte. Kleine, rothaarige Männchen bewachen den geheimnisvollen Eingang zur Unterwelt. Die schrulligen Wesen lassen sich wohl auch außerhalb des Berges sehen - hauptsächlich in den Stunden der Dämmerung, wenn das Auge des Menschen trügt und die Fantasie Flügel bekommt. Und es erschienen dabei auch die sogenannten Bitzfrauen in ihren schneeweißen Gewändern, mit strohblonder, wallender Haarpracht. Jeden Abend sangen sie ihre schönsten Liebeslieder und zogen damit so manchen Jüngling unweigerlich in ihren Bann. Auch mächtige Riesen mit feurigen Augen wohnten einst im Bitzerberg. Nachts schritten sie furchterregend und grimmig aus ihrer finsteren Unterwelt und klopften mehrmals an jene Häuser, in denen noch das Licht brannte. Ein kalter Schauer ergriff all die Bewohner, die in diesen Unterkünften wohnten.

Einst hatte sich ein junger Bauernbursche aus Zandt in eine der hübschen Bitzfrauen verliebt. Immer wieder stieg er die kleine Anhöhe hoch, jedoch jedes Mal vergebens. Das vergötterte und angebetete Mädchen wies seine Liebesbekundungen stets zurück. Eines Tages zog ein Gewitter mit kräftigen Blitzen und Donnerschlägen auf. Auch Schnee und Hagelkörner brausten nieder. Wind und Sturm tobten die ganze Nacht. Am Morgen danach war das bildhübsche Mädchen verschwunden und nicht wieder aufzufinden.

Ihr unglücklicher Verehrer wurde jedoch nicht müde, seine Angebetete zu suchen. Eines Tages sah er ein Licht in einer Schlehenhecke und entdeckte den Eingang zur geheimnisvollen Höhle. Und darin fand er es endlich - sein geliebtes Bitzmädchen. Allerdings war die Angebetete durch einen Zauber zu einer Eissäule erstarrt. Vor Schreck darüber blieb dem Zandter Bauernburschen das Herz stehen und er fiel tot zu Boden. Der Eingang zur Höhle ward sogleich verschlossen und verschwand für allezeit.