Böhmfeld
Von intaktem Boden profitieren Wasser und Bauern

Feldbegehung zu Zwischenfruchtanbau mit dem Natur- und Wasserschutzbeauftragten

16.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:25 Uhr
Inmitten eines Blühackers im Spätherbst: der Wasserschutzbeauftragte Werner Rauhögger (Ecozept) und die Landwirte Josef Beck, Bernhard Weiß, Ludwig Peschler, Martin Seitz und Andreas Buchberger (von links) bei der Feldbegehung in Böhmfeld. −Foto: Jändl

Böhmfeld (EK) "Von einem intakten Boden profitieren Trinkwasser und Landwirte!" Auf diesen Grundsatz wies Werner Rauhögger, Natur- und Wasserschutzbeauftragter der Firma Ecozept, deutlich hin bei der kürzlichen Feldbegehung mit einer Gruppe von Landwirten in Böhmfeld. Hauptthema war der Zwischenfruchtanbau.

Seit über 20 Jahren bewegt sich der Nitratgehalt im Böhmfelder Trinkwasser zwischen 30 und 40 Milligramm pro Liter. Nitrat ist ein Abbauprodukt der Stickstoffdüngung in der Landwirtschaft, die in der Region seit Ende der 1960er-Jahre wegen der kargen Bodenbeschaffenheit vermehrt angewendet worden ist. Da der Jurakarstboden über wenig Filterfähigkeit verfügt, konnte das Nitrat nach und nach fast ungehindert ins Grundwasser gelangen und sich dort ansammeln.

Weil die Stickstoffverbindung im Verdacht steht, zur Krebsbildung beizutragen, ist es das Bestreben des Wasserzweckverbandes Böhmfelder Gruppe, sich mit allen verfügbaren Mitteln für deren Reduzierung einzusetzen. Anfangs waren es regelmäßige Bodenbeprobungen und Düngeempfehlungen an die Landwirte. Seit etlichen Jahren arbeitet der Zweckverband im Rahmen einer freiwilligen Kooperation mit Landwirten an der Verbesserung der Trinkwasserqualität. Ein wichtiger Baustein ist hier der Anbau von Zwischenfrüchten. Bei der Feldbegehung hatten die Landwirte die Möglichkeit, ihr Wissen über dieses bäuerliche Fachgebiet anhand der detaillierten Ausführungen des Wasserschutzberaters Werner Rauhögger zu vertiefen. Am Acker des Landwirts Martin Seitz, der im Einzugsgebiet des Wasserzweckverbandes Böhmfelder Gruppe liegt, bewunderten die Teilnehmer der Feldbegehung die bunte Pflanzengesellschaft, die der Bauer zum Schutz des Grundwassers und zur Bodenverbesserung angepflanzt hat. "Jede der sieben Pflanzenarten hat ihre Funktion, die so strukturiert ist, dass sich verschiedene Etagen bilden", erklärte Werner Rauhögger, der die Mischung zusammengestellt hat. Am auffälligsten seien natürlich die Sonnenblume und die violetten Blüten der Phazelia, die Bienen und Schmetterlinge mit Nektar versorgten. Auch Perserklee, Sommerwicke und Einjährige Luzerne würden noch zur Blüte kommen, da sie nach der Wintergerste rechtzeitig angebaut worden seien. Sie ergänzen Ramtillkraut und Kresse, die den Bestand zu Beginn rasch schließen und die Keimung von Unkrautsamen verhindern. "Die Pflanzen speichern den überschüssigen Stickstoff, und ihre abgestorbenen Reste dienen den Regenwürmern und Mikroorganismen als Nahrung, die wiederum am Humusaufbau beteiligt sind", erläuterte der Natur- und Trinkwasserschutzbeauftragte. Zudem verhinderten sie bei Starkregenereignissen die Erosion.

"Diese Zwischenfruchtmischung hat Landwirt Seitz angesät, obwohl er hier als nächste Kultur Zuckerrüben anbauen wird", machte Rauhögger deutlich. So eine Zwischenfruchtaussaat vor Zuckerrüben scheine vielen Landwirten ein zu großes Risiko zu sein. Marin Seitz jedoch habe sich in den letzten Jahren die diesbezüglichen Informationen angeeignet und wisse, worauf es ankomme.

Nach der Ernte der Wintergerste habe er zweimal gegrubbert und früh die Mischung mit der Sämaschine ausgebracht. Nach einem Regenschauer hatten sich die Pflanzen gut entwickeln können. Bis ins Frühjahr, so der Experte, überlasse Seitz den Aufwuchs sich selbst, damit er ein kräftiges Blatt- und Wurzelsystem entwickeln könne. Im Winter würden die Pflanzen dann abfrieren.

"Wichtig ist es für den Landwirt, den Bestand möglichst früh am Ende des Winters zu kontrollieren", gab der Fachmann zu verstehen. Ende März, wenn der Boden befahrbar sei, zerkleinere er die sperrigen Teile mit der Kurzscheibenegge und mische sie dabei gleichzeitig mit Erde, was den Rotteprozess beschleunige. So könne er im April sicher sein, dass sich der Boden rechtzeitig erwärme und nichts die Zuckerrübenaussaat behindere. "Durch die Bodenverbesserung der Zwischenfrucht wird der Boden tragfähiger und seine Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit steigt", machte Rauhögger klar. Die Fahrer der Zuckerrübenroder bestätigten Martin Seitz, dass sich durch die krümelige Struktur seines Bodens die Zuckerrüben leichter ernten ließen. Insgesamt könne der mittels Zwischenfruchtanbau optimierte Boden Trockenphasen, wie sie durch den Klimawandel vermehrt aufträten, bessern abpuffern, hob Werner Rauhögger hervor. Deshalb sei es notwendig, dass sich jeder Landwirt individuell mit den ackerbaulichen Fragen der Bearbeitung des Zwischenfruchtaufwuchses auseinandersetze.

Anneliese Siebendritt