Eichstätt
Vom "Gabrieli-Adventsruf" bis zu Bach und Gluck

Der Adventskalender des Gabrieli-Gymnasiums erfreut sich großer Beliebtheit

11.12.2020 | Stand 14.12.2020, 3:33 Uhr

Eichstätt - Das große Weihnachtskonzert gehört eigentlich zu den signifikanten Markenzeichen des Gabrieli-Gymnasiums.

Nachdem ein solches heuer aber nicht veranstaltet werden kann, hat sich die Fachschaft Musik zu einer attraktiven Alternative entschlossen: Seit Anfang des Monats gibt es eine "Online-Ersatz-Aktion" in Form eines musikalischen Adventskalenders, der sich Tag für Tag zunehmend großer Beliebtheit erfreut.

"Wenn wir nur ein Online-Konzert gemacht hätten, wäre das auf eine kompakte Aktion beschränkt gewesen und in seiner Wirkung vielleicht schnell wieder verpufft. Mit einem Adventskalender haben wir jetzt aber die Möglichkeit, über den ganzen Advent hin drei Wochen lang präsent zu sein", so Musiklehrer Dominik Harrer. Außerdem könne man so die große musikalische Bandbreite des Gabrieli-Gymnasiums zeigen. Es finden sich nämlich sowohl stilistisch ganz unterschiedliche Beiträge wie auch ganz verschiedene Altersstufen.

Viele Beiträge fallen in Corona-Zeiten naturgemäß solistisch aus, denn einzig die Streicher können derzeit als Ensemble musizieren. Ansonsten sei das Musizieren in Gruppen nur möglich, wenn sich die Gruppe aus Familienmitgliedern zusammensetzt.

Am 1. Dezember begann es programmatisch mit dem "Gabrieli-Adventsruf", der vom "Familien-Blech Sigl-Harrer" gespielt wird. Öffnet man das zweite Türchen, kann man Lisa Scharla aus der 6. Klasse am Tenorhorn zusammen mit ihrer Mutter an der Posaune mit der Weise "Es werd scho glei dumpa" hören. Am 3. Dezember, dem Franz-Xaver-Tag, widmet man sich dem zweiten Eichstätter Stadtpatron, zu dessen Ehren mit Julia Kopischke (8. Klasse) und ihrem Vater Klaus zwei waschechte Eichstätter ein Violin-Duett von Féréol Mazas spielen. Unter anderem schließen sich in den folgenden Tagen zwei Menuette aus der Cello-Suite BWV 1007 von Johann Sebastian Bach (mit Jona Telgkamp, 8. Klasse) und der "Reigen seliger Geister" von Christoph Willibald Gluck an, womit Jana Schneider (10. Klasse) am 5. Dezember auf ihrer Flöte zu hören ist. Mal findet das Mini-Konzert in der Kapelle der Schule, mal im heimischen Wohnzimmer vor wohligen Ofenflammen oder auch in der Natur im winterlichen Wald statt.

Die meisten Aufnahmen haben die Schüler selbst produziert, wobei Titus Taubald besonders hervorzuheben ist, der zwei Schüler-Aufnahmen auch noch professionell mit eigenen Fotos unterlegt hat. Weitere Aufnahmen machte Willi Hefele mit Johannes Albrecht. Die technische Einrichtung auf der Homepage übernimmt Christian Rank.

Musiklehrer Harrer hält den musikalischen Adventskalender auch aus pädagogischer Sicht für sehr wichtig: "Durch die derzeitigen Hygiene-Vorschriften und Corona-Beschränkungen und vor allem die Art, wie diese kommuniziert werden, wird impliziert, dass Kultur im Allgemeinen und Musik im Speziellen etwas ist, was man sich ,leisten kann, wenn es einem gut geht' , worauf man aber in schwierigen Zeiten verzichten muss. " Momentan stehe vor allem im Vordergrund, die Wirtschaft am Laufen zu halten, ergänzt Harrer und stellt dieser Sicht eine andere Einschätzung entgegen: "Dass Kultur für den Menschen und gerade für Kinder und Schüler in einem Alter, in dem man buchstäblich für's Leben lernt, essenziell ist, fällt leider momentan durchs Raster. " Wenn es derzeit schon kaum möglich sei, Kultur auszuüben, solle wenigstens die Wichtigkeit von Kultur und namentlich von gemeinsamem Musizieren betont werden, wünscht sich der Musiklehrer, auf dessen Idee und Initiative der musikalische Adventskalender zurückgeht. Die Wirkung der 24-tägigen musikalischen Aktion zeigt sich auch in den Reaktionen, die im Gästebuch des Adventskalenders nachzulesen sind: Sie kommen nicht nur aus Dollnstein, Pietenfeld, Böhmfeld und Buxheim oder aus Ingolstadt und Rosenheim - sondern sogar aus den USA: Hier schreibt Mary Rosencrans aus Portland / Oregon voller Begeisterung "This is a wonderful idea. " - Die Aktion bringe die dringend benötigte Ruhe in den Tag der Mutter eines einstigen Gabrieli-Gastschülers und erinnere sie daran, wie eng verbunden alle Menschen seien.

Zu finden ist der Adventskalender auf der Homepage des Gymnasiums unter www. gabrieli-gymnasium. de.

buk