Eichstätt
Herzhafte Lacher zur Brotzeit

Zufriedene und glückliche Gäste beim Seniorennachmittag auf dem Eichstätter Volksfest

09.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:01 Uhr
Oberbürgermeister Andreas Steppberger, Wiesnkönigin Franziska Kraus und Volksfestausschuss-Vorsitzender Anton Straßer (von links) am Tisch der ältesten Teilnehmerin, die 99-jährige Zenta Späth, die selbst vor 50 Jahren als Wiesnbedienung aktiv war. −Foto: Mayer

Eichstätt (EK) Es ist einfach ein besonderer Nachmittag, und das nicht nur für die vielen Senioren, die wieder den Weg auf das Eichstätter Volksfest finden. Auch für die Betreuer, Begleiter und Unterstützer des samstäglichen Wiesn-Seniorennachmittags hat dieser seit Jahren feste Programmpunkt eine magische Anziehungskraft.

Am Ende war denn auch Volksfestausschuss-Vorsitzender Anton Straßer vollauf zufrieden und gewann der Veranstaltung wieder eine sehr positive Seite ab: "Es ist uns wirklich eine innige Freude, dass wir so viele Senioren auf die Wiesn begrüßen dürfen." Etwa 700 Senioren waren der Einladung des Volksfestausschusses gefolgt. Und dieses Wohlbehagen war auch in den Augen und in den Aussagen der Senioren zu spüren, die von der Firma Jägle kostenlos aus den Altenheimen an- und abchauffiert wurden. Das Bayerische Rote Kreuz sorgte für den Transport der Rollstuhlfahrer.
"Die alten Menschen leben an diesem Tag wieder auf," weiß Eva-Maria Fröstl, die als Betreuungskraft auf der Station 7 der Klinik Eichstätt die Senioren zum diesjährigen Volksfestbesuch begleitet, zu berichten. "Sie treffen immer wieder Bekannte, vor allem aus der Heimat, in der sie verwurzelt waren", so Fröstl, die anfügt, dass der Besuch neben Spaß und Gaudi noch eine andere Aufgabe erfüllt. Als Erinnerungs- und Biografiearbeit wirke sich die Stippvisite auf die Wiesn sehr positiv auf das emotionale Befinden der Senioren aus. Mit diesem Nachmittag tauchen sie ein in ihre eigene Vergangenheit. Durch die Schaffung dieser positiven Momente werde das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein nachhaltig gestärkt.
Großes Lob hatten sie und der Leiter des Sozialdienstes an der Eichstätter Klinik, Richard Nikol, für die Mitglieder des Volksfestausschusses parat, die die nicht mehr allzu junge Gästeschar mit Leberkäs' bewirtete. Das pikante Essen wurde mundgerecht serviert und mundete bei allen erstklassig. "Wir sind stolz, dass wir dies als Ausschuss stemmen können", meinte denn auch Anton Strasser.
Selbstverständlich genossen die Senioren auch das bunte, kurzweilige und erheiternde Programm, das in diesem Jahr von Sepp Hardt, dem Eichstätter Trachtenverein "D'Altmühler" und ihrem Vorsitzenden Ferdinand Strobl auf die Beine gestellt wurde. Schuhplattergruppe aller Altersgruppen, die derzeit beim Trachtenverein aktiv sind, testeten die Standfestigkeit der Bühne. Beim Burschenplattler oder dem Siebentritt ging es dabei ganz schön kraftstrotzend und robust zu. Nach den Trachtlern unterhielt die die Stahlblosn die Gäste prächtig.
Eine besondere Ehre für die Wiesnkönigin Franziska Kraus war natürlich der Plausch mit der ältesten Teilnehmerin, die, wie sich herausstellte, vor 50 Jahren selbst als Wiesnbedienung aktiv war. Im Beisein von OB Andreas Steppberger und Anton Straßer scharte sie sich um Zenta Späth, die mit ihren 99 Jahren nun den "Senioren-Preis" gewann: zumindest altersmäßig. Auf die Frage der Wiesnkönigin, wie das heurige Klassentreffen war, musste die Eichstätter Seniorin herzhaft und kräftig lachen.
Ebenso herzlich aufgenommen waren die drei - selbst ernannten - "Schwarzfahrer": Diakon Felician aus Ruanda, Jean Bosco und Pascal aus Burundi, die im Eichstätter Seminar auf ihren priesterlichen Dienst vorbereitet werden. Diesen Begriff haben sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht liebe- und humorvoll für sich selbst gewählt. Während ihrer Ausbildung zum priesterlichen Dienst unterstützen sie nämlich in einem Praktikum die Station 7 der Eichstätter Klinik und am Samstag begleiteten sie die Rollstuhlfahrer auf die Wiesn. "Uns gehtes darum, Freude zu schenken und mit den Senioren zusammen zu sein", meinte ein zufriedener Diakon Felician.
Kräftig die Ohren spitzten die Senioren bei den Gedichten vom Hardt-Sepp, der zunächst lustige Gedichte in Versform vortrug, um zum Ende einen Ausflug in die Stadtpolitik zu wagen. Dabei schaute und hörte er den Leuten aufs Maul "wos ois so gschieht in unsara Schdood und wos d'Leit so song." So lässt der Stadtbaumeister "vaschönan, wiara moant, alle Gassle ejtz mit Pflastastoana". Obwohl es schon lange keine Rösser mehr gebe, werde alles mit Granit gepflastert. "Vielleicht denkt mancha jetz vo eich, i waar a Schmarra,doch mia dean leid dou unsare Roischtuifahra", meinte der nach wie vor quirlige Unruheständler mit einem wachsamen Blick auf sein geliebtes und manchmal etwas verschlafenes Eichstätt. "Ja, liabe Leit, i glaub Eichstätt duad schee schdaad aussteam, ois erschts homs voa Jahren scho as Amtsgricht heageb'n, 's Landbauamt woa dann dea nächste Verlust, Ingolstadt woa sich da Ehre diesa Behörde bewusst." Nun gehe auch noch das Landratsamt nach Lenting, während "da Bürgamoasta vo Schernföid voa Lacha se biagt, dea hot zweng de langweilig'n Eichstädta, a Sportzentrum griagt." So ging es quer durch Stadt und Land, ebenso für die vielen Senioren, die alle am Spätnachmittag hochzufrieden und glücklich ihre Heimfahrt antraten.

 

Edgar Mayer