Eichstätt
Versuch der Sensibilisierung

Große Motorradkontrolle an den Serpentinen - Gemeinsame Aktion von Polizei und Bereitschaftspolizei

23.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:00 Uhr
Mit dem Lasermessgerät auf der Suche nach Temposündern auf zwei Rädern. −Foto: Fotos: Straßer

Eichstätt (EK) Beliebt bei Motorradfahrern, da kurvenreich - berüchtigt bei allen anderen, da unfallträchtig: der Abschnitt der Bundesstraße B 13 zwischen Eichstätt und Schernfeld. Vom Parkplatz unter dem Hotel Schönblick aus fand am Sonntagnachmittag eine groß angelegte Kontrollaktion statt.

"Das ist nicht schlimm, man weiß ja, was hier in den Serpentinen los ist. Solange gut mit einem umgegangen wird, und das ist hier der Fall, ist das absolut in Ordnung." Max Heinlein und Nicole Medel aus Eichstätt nehmen die Kontrolle ihres Motorrads, zu der sie gerade rausgewunken wurden, ganz entspannt. Andere reagieren agressiver: "Was ist denn eigentlich euer Problem?", schreit ein Mopedfahrer den Bereitschaftspolizisten zur Begrüßung entgegen.

Die Polizeiinspektion Eichstätt sieht in der Tat ein Problem: "Seit Jahren testen manche Motorradfahrer auf den Serpentinen ihre Rennkünste, und entsprechend viele Unfälle gibt es dort", erläutert Polizeihauptkommissar Matthias Glück, Sachbearbeiter Verkehr, die Motivation der Aktion. Unterstützt von der 21. Einsatzhundertschaft der Eichstätter Bereitschaftspolizei ging man daher am Sonntag mit einer Geschwindigkeitskontrolle gegen Raser auf zwei Rädern vor.

Aber nicht nur, wer zu schnell fährt, wird rausgewunken. Nach dem Zufallsprinzip führen die Beamten auch Routinekontrollen vor - von Fahrzeugpapieren und Führerschein bis zum technischen Zustands des Fahrzeugs wird dann alles genau unter die Lupe genommen. Und das kommt eben nicht bei jedem gut an. "Grundsätzlich weiß man nie, wer da auf einen zukommt, wir sind daher erst einmal auf alles gefasst", beschreibt Katharina Nübler die Situation der Bereitschaftspolizisten vor Ort.

Im Großen und Ganzen seien Motorradfahrer aber eine entspannte Kundschaft, ergänzt ihr Zugführer, Josef Waffenschmidt. Auch die Autofahrer, die an diesem Nachmittag zu schnell unterwegs sind und der Polizei quasi als Beifang ins Netz gehen, bleiben ruhig. Eigentlich weiß ja jeder, dass die Aktion "eine sinnvolle Geschichte" ist, wie Josef Waffenschmidt sagt: "Die Serpentinen sind auch für Autofahrer gefährlich. Wenn ich auf der eingeengten Fahrbahn etwa einen Radfahrer überhole, kann es schon mal heikel werden."

Heikel ist die beliebte Motorradstrecke auch für die Anwohner, sie leiden unter dem Lärm, den die - oft unzulässig aufgerüsteten - Maschinen verursachen, wenn ihr Fahrer die Strecke gleich mehrmals rauf und runter rast. Neben Kontrollen wie am Sonntag sollen heuer wieder Leitschwellen, die wie erstmals im vergangenen Jahr für die Sommermonate montiert wurden, dafür sorgen, dass Tempolimit und Überholverbot eingehalten werden.

Außerdem sollen die Leitschwellen auch das sogenannte "Knieschleifen" verhindern, bei dem sich die Motorradfahrer so stark in die Kurve legen, dass sie "die physikalischen Grenzen überreizen", wie es Verkehrssachbearbeiter Matthias Glück beschreibt. Geht man von den Zahlen des Verkehrslageberichtes des vergangenen Jahres aus, scheint das Konzept aufzugehen: Entgegen dem landesweiten Trend sank die Zahl der Motorradunfälle im Bereich der Polizeiinspektion Eichstätt erneut. Nach 66 Unfällen im Jahr 2014, 52 Unfällen 2015 und 40 Unfällen 2016 verunglückten im vergangenen Jahr nur 35 Motorradfahrer, das ist ein Rückgang von 12,5 Prozent.

"Es ist auch für unsere jungen Leute sehr schwer, wenn sie zu einem - eventuell sogar tödlichen - Unfall gerufen werden", betont Bepo-Zugleiter Josef Waffenschmidt. Zu einem Unfall, bei dem der Motorradfahrer noch an der Unfallstelle starb, sei man erst neulich gerufen worden. "Im Prinzip müssen wir die Leute durch Kontrollen vor sich selber schützen."

Die Kontrolle am Sonntagnachmittag an den Serpentinen hatte sich anscheinend schnell herumgesprochen - zumindest unter Motorradfahrern: Unter den zehn gemessenen Geschwindigkeitsverstößen, von denen einer zur Anzeige kommt, war nur ein Biker, wie der Eichstätter Polizeichef Heinz Rindl-bacher gestern auf Anfrage mitteilte. "Wenn wir vor Ort Präsenz zeigen, fahren die meisten vorsichtig", erklärt er, "solche Aktionen sind immer auch ein Versuch der Sensibilisierung für dieses Thema." Bei der zeitgleich durchgeführten Kontrolle am Eichstätter Spindeltal seien neun Geschwindigkeitsverstöße festgestellt worden.

Katrin Straßer