Eichstätt
Amselsteig als Präzedenzfall?

Anwohner müssen Schnee selbst räumen - Stadtrat will sich einschalten

28.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:22 Uhr
46 Jahre lang wurde der Amselsteig vom Bauhof geräumt, jetzt müssen die Anlieger ran - aus Spargründen. −Foto: Knopp

Eichstätt (kno) Die betroffenen Anwohner sind sauer, und Tanja Schorer-Dremel (CSU) und Eva Gottstein (FW) sind es auch: In seltener Eintracht brachten sie in der jüngsten Sitzung des Eichstätter Stadtrats den Fall Amselsteig aufs Tapet.

Bei der Anlage handelt es sich um die fußläufige Hauptverbindung zum Seidlkreuz-West.

Seit vergangenem Jahr sind nun die Anlieger für die Verkehrssicherheit dort zuständig. Sprich: Fällt Schnee, müssen sie die insgesamt 59 Stufen selbst davon befreien. Gegen diese städtische Anweisung setzen sie sich zur Wehr und haben dabei auch Gehör gefunden.

So stellte Tanja Schorer-Dremel unter Beipflichtung von Eva Gottstein jetzt im Stadtrat fest, der Amselsteig sei zuvor 46 Jahre lang von der Stadt geräumt worden - "da fehlt die Verhältnismäßigkeit". Zumal es nur vier Anliegerfamilien seien, die sich um die Treppenanlage kümmern müssten. "Dazu sind sie gar nicht in der Lage", meinte auch Adalbert Lina (FW).

Insgesamt wurde der Ruf nach mehr Bürgerfreundlichkeit und nach einer möglichen Ausnahme laut: "Wir müssen eine Lösung finden", beharrte Schorer-Dremel, und Gottstein betonte, notfalls werde der Stadtrat selbst das Heft in die Hand nehmen und eine Entscheidung herbeiführen.

Stadtbaumeister Manfred Janner warnte eindringlich davor, einen Präzedenzfall zu schaffen: "Es gibt mehr solcher Treppenanlagen in der Stadt, bei denen ebenfalls die Anlieger verantwortlich fürs Räumen sind. " Die Situation sei allein der Personalknappheit im Städtischen Bauhof geschuldet. So sei die Zahl der Beschäftigten dort sukzessive in den vergangenen Jahren von 36 auf unter 30 reduziert worden. "Da bleibt uns gar nichts anderes übrig, als Leistungen zurückzufahren", betonte Janner.