Eichstätt
Kampf gegen unnötige Hindernisse

Stadtrat nimmt Anregungen eines Bürgerantrags ins Programm "Lebendige Barrierefreie Altstadt" auf

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr
Kies, Stufen, Pflaster: Für die meisten Leute kein Problem, für Menschen mit Behinderung können sie Hindernisse sein. Der Studentische Konvent der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wünscht sich deswegen in einem Bürgerantrag unter anderem geebnete Streifen oder Rampen für mehr Barrierefreiheit in der Eichstätter Innenstadt. 23. Oktober 2017 −Foto: Poese, Katrin, Wettstetten

Eichstätt (EK) Geebnete "Rollatorbänder" gibt es schon an einigen Stellen in Eichstätt. Der Stadtrat will nun auch umsetzen, was der Studentische Konvent in einem Bürgerantrag zu Barrierefreiheit angeregt hat. Dass etwas vorangehen soll, werten die Studierendenvertreter als positives Signal.

Im Stadtrat war man sich einig: Dass Bürger, und noch dazu so junge, sich für das Thema Barrierefreiheit einsetzen, ist eine Bereicherung für Eichstätt. "Man kann da ja nie genug tun", sagte Willi Reinbold (ÖPD). Wie Oberbürgermeister Andreas Steppberger erklärte, sehe er die sehr konkreten Vorschläge des Studentischen Konvents nicht als "Affront" gegen die Pläne der Stadt, sondern als "begleitendes Miteinander".

Den Bürgerantrag hatte der Konvent - das Studierendenparlament der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt - wie berichtet bereits im Juli eingereicht. Für ihr Anliegen, die Barrierefreiheit in der Stadt, unter anderem auch um die Uni herum, voranzubringen, hatten die Studenten 258 gültige Unterschriften gesammelt und damit das nötige Quorum erreicht.

Im Antrag nennt der Konvent einige Hindernisse, die Eichstätt für Menschen mit Behinderungen parat hat. Es geht um Bürgersteige, die teils so schmal sind, das schon normale Fußgänger damit ihre Not haben, wie in der Ostenstraße oder Pfahlstraße. Es geht um Kirchen und Geschäfte, die mit Stufen am Eingang für Menschen mit Gehbehinderungen Hindernisse bereithalten. Und natürlich geht es auch um holperiges Pflaster - um das man zum Beispiel auf dem Weg zum Stadttheater oder ins Kino im wörtlichen Sinne nicht herumkommt.

Um die bessere Gestaltung von öffentlichen Flächen und Gebäuden hat sich die Stadt Eichstätt schon Gedanken gemacht. "Wir sind gerade dabei, Barrierefreiheit zu forcieren", sagte Oberbürgermeister Andreas Steppberger in der jüngsten Stadtratssitzung. Unter anderem gab es dazu 2014 eine Planungsstudie und 2016 eine sogenannte "Feinuntersuchung". Insofern passen die neuen Vorschläge des Studentischen Konvents sowieso ins Konzept. Der Stadtrat beschloss also einstimmig, die Planungsstudie "Lebendige Barrierefreie Altstadt" zu überarbeiten und die neuen Anregungen, die öffentliche Flächen betreffen, aufzunehmen.

Schwieriger ist es mit den Vorschlägen, die sich auf privates Eigentum beziehen, wie Geschäfte. "Da können wir natürlich nur anregen", erklärte OB Steppberger. Und das soll die Verwaltung nach dem Beschluss des Stadtrats ab sofort auch verstärkt tun: Denn viele wissen vielleicht noch gar nicht, dass es für entsprechende Umbauten Fördermöglichkeiten gibt - die will die Stadt, wo möglich, dann im Rahmen des Programms "Aktive Zentren" oder des "Geschäftsflächenprogrammes" unterstützen.

Zur Eile mahnte Grünen-Stadtrat Oliver Haugg. "Die machen uns wesentlich deutlich, dass es klaren Handlungsbedarf gibt", sagte er. Er regte an, zumindest schon einmal Bordsteinkanten abzuflexen. Fred Pfaller (SPD) hakte noch einmal nach, ob denn die klare Gewichtung nach Dringlichkeit, die der Studentische Konvent in seinem Antrag lieferte, auch berücksichtigt werde. Stadtbaumeister Manfred Janner versicherte, dass man das beachten werde und dass die Vorschläge nach und nach umgesetzt würden.

Julia Dumsky, die Gleichstellungsbeauftragte des Studentischen Konvents, wertete den Beschluss des Stadtrats im Gespräch mit unserer Zeitung als positives Signal. Die 28-Jährige sitzt selbst im Rollstuhl und weiß, wie das mit dem Pflaster in Eichstätt ist. Um die Uni herum gebe es noch mehr Problemstellen, erzählte sie. "Ich traue mich nicht, alleine über die Ostenstraße zu fahren." Da fehle ein Zebrastreifen. Aber sie wisse auch, dass eben nicht alles auf einmal gehe. "Das muss alles nach und nach erst wachsen."

Dass auch die Vorschläge zum Inklusiven Wohnen, die der Studentische Konvent in seinem Bürgerantrag gemacht hatte, weiterverfolgt werden, ist Dumsky nicht nur als Gleichstellungsbeauftragte, sondern auch persönlich ein Anliegen. Sie möge Eichstätt und würde gerne zum Studieren auch hierherziehen, sagte die Studentin, die in Allershausen bei Freising lebt. Derzeit sei das aber noch nicht möglich, weil sie keine günstige barrierefreie Wohnung finde. Das Thema Inklusives Wohnen und den dritten Punkt des Bürgerantrags zu so sogenannten "Mitfahrbänken" hat der Stadtrat zunächst an die Strategiegruppe zum Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) verwiesen. Die Vorschläge sollen dort diskutiert und gegebenenfalls wieder dem Stadtrat vorgelegt werden.
 

Bürgerantrag

Mit einem Bürgerantrag kann ein Anliegen aus der Bevölkerung im Gemeinderat oder Stadtrat vorgebracht werden. Damit der Antrag behandelt wird, muss er von mindestens einem Hundertstel der Bürger dieser Gemeinde unterschrieben sein.

Das ist beim Bürgerantrag des Studentischen Konvents der Katholischen Uni geschehen. Die Studierendenvertreter beantragen Maßnahmen für Barrierefreiheit, Inklusives Wohnen und zu sogenannten "Mitfahrbänken".

Der Stadtrat hat sich zunächst mit den Vorschlägen zum Thema Barrierefreiheit befasst. Der Konvent bittet um eine Beschleunigung der Umbaumaßnahmen und Übergangslösungen. Er wünscht sich, dass auf Gewerbetreibende eingewirkt wird, so dass Cafés und Geschäfte barrierefrei zugänglich gemacht werden oder es eine außen liegende Klingel gibt.

Die wichtigsten Vorschläge hier im Einzelnen (sie sind in dieser Reihenfolge priorisiert: der erste Vorschlag sei der dringendste).

Auf Höhe des Studentenwohnheims "Aumühle" ein Zebrastreifen und eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Kilometer pro Stunde.

Ausbau des Bürgersteigs von der Ostenstraße ab der Sommerresidenz bis zur Luitpoldstraße, Bordsteine absenken.

Kiesfreier Streifen im Hofgarten für barrierefreien Zugang in die Sommerresidenz und die Orangerie.

Zugang zur Post ermöglichen.

Mobile Rampen für den Zugang zu Kirchen .

Den Bordstein rund um den Residenzplatz absenken.

Den Bürgersteig ab dem Leonrodplatz auf der rechten Seite Richtung Residenzplatz bis zum Stadttheater ebnen.

Den Bürgersteig rund ums Landratsamt auf beiden Seiten verbreitern und die Bordsteine absenken, zudem ein Zebrastreifen vor der Spitalbrücke.

Ausbau des Bürgersteigs in der Pfahlstraße , zumindest auf einer Seite.

Durchgang vom Pater-Philipp-Jenningen-Platz zum Domplatz ausbauen. Strecke eventuell für Fahrräder sperren.