Unterwegs wie vor 200 Jahren

Eine kleine Gruppe bereist den Naturpark Altmühltal - und zwar so, wie man das um das Jahr 1800 getan hätte

24.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:26 Uhr
  −Foto: Dirk Brudelius

Zu Fuß, zu Pferd oder im Planwagen auf Feld- und Waldwegen. Aus der Mühsal wollen die Teilnehmer etwas lernen.

Dollnstein (EK) Wie auf einer Zeitreise fühlt man sich, wenn man die besondere Reisegesellschaft betrachtet, die kürzlich eine historische Wanderung durch den Naturpark Altmühltal unternommen hat. Ein Maultier, das auf den Namen Bacardi getauft ist, drei Freiberger-Pferde, eins davon vor einen kleinen Planwagen gespannt, drei Hunde, dazu sieben Personen in Gewändern aus einer vergangenen Epoche, etwa um 1800, dem Übergang von der Neuzeit in die Moderne.

Henrike und Albert Schwark aus Ammerfeld (Markt Rennertshofen) haben Spaß daran, Geschichte wieder lebendig werden zu lassen und immer wieder in historische Rollen zu schlüpfen, sei es zu Museumsveran-staltungen, Mittelalterfesten oder eben im privaten Rahmen. Bei ihrem Wanderritt von Ammerfeld über Wolpertsau, Dollnstein und Mühlheim werden sie von Familie Brundelius und Henrike Schwarks Mutter Christa Kämpfer, die in diesem Jahr 80 wird, begleitet. Möglichst authentisch wollten sie die genannte Epoche darstellen, nicht ohne jedoch auch ein paar Kompromisse zu machen, "besonders was Sehhilfen und Schuhwerk betrifft", wie Schwark verrät.

Zu Pferd, auf dem Wagen, in dem zugleich das Gepäck verstaut ist, und zu Fuß machen sie sich von Ammerfeld auf in Richtung Osten, an Rennertshofen und den bekannten Mauerner Höhlen vorbei in das Wellheimer Trockental, inklusive Begegnung mit einem ausgewachsenen Wildschwein. Auf Feld- und Waldwegen gehen sie, denn im Jahr 1800 gab es schließlich auch noch keine asphaltierten Straßen.

Nach Hütting muss Albert Schwark sein ganzes Geschick als Kutscher unter Beweis stellen: Am schrägen Wiesenweg gilt es, die geradesten Stellen zu suchen, um den Karren nicht kippen zu lassen. Schließlich erreicht die Gruppe Wolpertsau und verbringt am Reitstall der Familie Löffler die erste Nacht - auf Strohsäcken.

"Der zweite Tag forderte uns heraus", erinnert sich Schwark. Muli Bacardi hat eine wunde Stelle und kann nur noch ohne Sattel geritten werden. Mit Blick auf die imposante Wallfahrtskirche Heilig Kreuz in Bergen folgt die Reisegruppe dem Schuttertal in nordwestliche Richtung und schlägt schließlich einen steilen Weg hinauf nach Hard (Markt Wellheim) ein. Da die Steigung sehr anstrengend für das junge Wagenpferd, den fünfjährigen Emmeram, ist, müssen Passagiere und Kutscher absteigen und laufen, um oben auf der Jurahöhe mit einem fantastischen Rundumblick belohnt zu werden.

Nach der Überquerung der Römerstraße, die zwischen Nassenfels und Wellheim verläuft, beginnt es zu regnen. Auf abenteuerlichen Wegen durch den Wald erreicht die Gruppe schließlich Dollnstein. "Das Wasser tropfte vom Hut, die durchweichten Rocksäume klebten an den Strümpfen", erzählen die Reisenden, "aber das konnte uns die gute Laune nicht verderben." Im Stall der Familie Mader finden sie ihre Unterkunft für die Nacht, an zwei Seiten umgeben von der alten Ringmauer. An der Altmühl entlang führt der Weg am folgenden Tag über Altendorf (Markt Mörnsheim) und Eßlingen zu den Zwölf Aposteln. Die markanten Dolomitfelsen bei Solnhofen sind einer der landschaftlichen Höhepunkte im Naturpark Altmühltal. Am Gut Lichtenberg vorbei geht die Wanderung auf steilen, für Pferde und Reiter anspruchsvollen Wegen über Mörnsheim nach Mühlheim zum Raffelsteiner Hof, wo ein Teil des Parkplatzes für die Pferde eingezäunt wird, inmitten der Bruchsteinmauern eines teilweise abgerissenen alten Hauses.

Der letzte Tag hält eine unerwartete Herausforderung für die Familien Schwark und Brundelius bereit: In der Nähe von Rögling soll die Gailach überquert werden, jedoch erweist sich die Brücke als reine Fußgängerbrücke, nicht für die Pferde und schon gar nicht für den Wagen geeignet. Nach einigem Suchen finden sie doch noch einen anderen Weg, der Mensch, Tier und Material alles abverlangt. Schließlich erreicht die Reisegruppe wieder den heimatlichen Schmarhof in Ammerfeld. Und ist sich bewusst: "Das Erleben der Mühsal, die solch eine Reise in früheren Zeiten darstellte, erweitert den persönlichen Horizont und schafft eine innige Verbindung mit unseren Wurzeln."

 

Melanie Pruis-Obel