Und plötzlich ist es glatt

Die Zeit für Winterreifen ist da: Zur Orientierung dient auch bei Sonnenschein die "Oktober-bis-Ostern-Regel"

18.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:26 Uhr
Und plötzlich liegt Schnee: Wer jetzt mit Sommerreifen fährt, muss mit Geldbuße und Flensburg-Punkt rechnen. −Foto: Volvo

Auch ein XXL-Sommer geht einmal zu Ende und die Temperatur damit wieder auf Talfahrt.

Und obwohl derzeit vielerorts noch kein dringender Handlungsbedarf besteht, sollte man sich spätestens jetzt Gedanken über die Umstellung auf Winterreifen machen und besser zeitnah handeln, bevor es zu spät ist. Eine gesetzliche Vorschrift für den Zeitpunkt des Reifenwechsels besteht weiterhin nicht. Zur Orientierung dient die "O-bis-O"-Regel, die besagt, dass Winterreifen von Oktober bis Ostern ans Auto gehören. Doch ist der Oktober mild, kann man auch später reagieren. Winterreifen müssen allerdings spätestens dann am Wagen sein, wenn sich winterliche Straßenverhältnisse auch nur vorübergehend einstellen. Das kann im Herbst über Nacht passieren. Überrascht erster Bodenfrost, sollte ein Auto mit Sommerreifen stehen bleiben, denn neben der höheren Rutschgefahr drohen auch ein Bußgeld von mindestens 60 Euro sowie ein Flensburg-Punkt. Wer auf Nummer sicher gehen will, vereinbart also frühzeitig einen Werkstatt-Termin. Das ist auch im eigenen Interesse: Bereits bei niedrigen Plus-Graden sind Sommerreifen in Hinblick auf den Grip oft unterlegen.

Möglichst zeitnah handeln sollte man, falls neue Exemplare nötig sind. Denn dann müssen die Winterreifen bestellt und außerdem in der Werkstatt montiert werden. Zum Herbst hin kommt es hier immer wieder zu Engpässen. Neue Winterreifen werden nötig, wenn die vorhandenen älter als zehn Jahre oder zu stark abgefahren sind. Zwar fordert der Gesetzgeber lediglich mindestens 1,6 Millimeter Restprofil, Experten empfehlen jedoch einen Neukauf ab vier Millimeter und sechs Jahren Alter.

Häufig sind die Reifen auf den Antriebsrädern schneller runtergefahren als die auf der anderen Achse. Dann reicht es, nur diese zu wechseln. Idealerweise nimmt man wieder Pneus vom gleichen Typ, auch wenn Mischbereifung grundsätzlich erlaubt ist, sofern man nicht Radial- und Diagonal-Reifen mixt. Da die Diagonal-Bauart nur noch für Oldtimer in Frage kommt, ist das ein eher theoretisches Problem. Trotzdem ist eine Bereifung mit stark unterschiedlichen Pneus nicht zu empfehlen, da sich das auf das Fahrverhalten auswirken kann. Das frische Paar montiert man unabhängig von der Antriebsart auf der Hinterachse.

Wer neue Reifen aufgezogen hat, sollte sie zunächst einfahren. Nicht nur, weil sie möglicherweise etwas anders reagieren als die vorher verwendeten Exemplare, sondern auch, weil sie noch nicht den vollen Grip aufbauen. Beim Vulkanisieren wird nämlich silikonähnliches Trennmittel aufgetragen, was die Haftung der Reifen kurzfristig beeinträchtigt. Erst nach 200 bis 300 Kilometern ist die Beschichtung verschwunden, zudem wird die Reifenoberfläche leicht aufgeraut und greift dann besser.

Sind die Winterreifen vom Vorjahr noch fit und auf Felgen gezogen, kann man jederzeit auch unabhängig von einer Werkstatt den Reifenwechsel selbst vornehmen. Allerdings wird das bei neueren Pkw zunehmend schwierig, da diese häufig mit einem Reifendruckkontrollsystem (RDKS oder TPMS) ausgerüstet sind. Seit November 2015 ist dieses bei Neuwagen sogar vorgeschrieben. Grundsätzlich kann man laut dem Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk (BRV) auch solche Räder zu Hause wechseln, zum Programmieren der Sensor-Einheiten und zum Einstellen der Reifendaten wird aber in der Regel Spezialwerkzeug benötigt, über das zumeist nur Werkstätten verfügen.

SP-X