Neuburg
Trockenheit macht den Bauern zu schaffen

Auch die Land- und Holzwirtschaft steht vor Herausforderungen - Nicht immer ist das Virus verantwortlich

19.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:41 Uhr
  −Foto: S. Hofmann/Arzberger/Doerfel, Fotostudio Schlüter

Neuburg - Ungewisse und vermutlich schwere Zeiten stehen auch der Land- und Holzwirtschaft in der Region bevor.

 

Das hat aber nicht nur mit den Auswirkungen der Corona-Krise zu tun, wie der Neuburg-Schrobenhausener Kreisobmann beim Bayerischen Bauernverband, Ludwig Bayer, (kleines Foto oben) und Ludwig Schön (kleines Foto unten), Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Neuburg-Schrobenhausen, berichten.

Obwohl es für Ernteprognosen derzeit noch viel zu früh ist, steht fest, dass mangelndes Wasser und Trockenheit auch heuer eine große Rolle spielen. "Es gab die letzten Jahre zu wenig Niederschlag", weiß Ludwig Bayer. Die kleinen Pflanzen hätten jetzt noch kein Wurzelwerk, um sich Wasser aus tieferen Schichten zu ziehen, und die frische Saat könne auch nicht keimen. "Zum Wachsen braucht's eben Wasser", sagt Bayer. Trotzdem möchte der Kreisobmann auf keinen Fall pauschal davon ausgehen, dass die Ernte in diesem Jahr schlecht ausfällt. Es bleibe ja noch etwas Zeit - auch für den erhofften Regen.

Schlecht sehe es hingegen zurzeit auf dem Absatzmarkt aus, erklärt Bayer, was aber auch in Zusammenhang mit Corona stehe. Neben sinkenden Milch- und Fleischpreisen gebe es zudem Probleme bei der Vermarktung von Kartoffeln. "Knollen, die eigentlich für die Pommes-Produktion in die Fabrik geliefert werden, müssen jetzt zu Stärke verarbeitet werden", sagt Bayer. Der Bedarf an Pommes, der eigentlich durch die Gastronomie, genauso wie bei Festen oder Veranstaltungen sehr hoch sei, schrumpfe aufgrund der schon Wochen andauernden Schließungen. "Das nächste Problem ist, dass die hergestellte Stärke auch erst mal wieder vermarktet werden muss", gibt der Kreisobmann zu bedenken.

Bei den Spargelerzeugern, deren Ernte unter Hochdruck laufe, sei die Arbeit "einigermaßen" zu schaffen. "Fraglich ist, ob die derzeitigen Helfer die Saison durchhalten und wie lange sie zur Verfügung stehen", sagt Bayer, der als Landwirt selbst schon Spargel angebaut hat. "Das ist eine schwere Arbeit, die bei jedem Wetter, auch sonntags und an Feiertagen gemacht werden muss. "

 

Grundsätzlich sei der Bauernverband darum bemüht, den Landwirten auch in dieser schwierigen Zeit zur Seite zu stehen. Aber die finanziellen Einbußen könne auch dieser nicht ausgleichen. Von staatlicher Seite sei bislang "keine finanzielle Hilfe in Aussicht", moniert er.

Auch die Holzwirtschaft steht momentan vor unterschiedlichsten Herausforderungen. Jetzt im April schwärmt langsam der Borkenkäfer wieder aus und die anhaltende Trockenheit tut ihr Übriges. "Wir befürchten, dass die Trockenheit heuer ähnlich wie in den vergangenen Jahren ausfällt", sagt Ludwig Schön. "Letztes Jahr hatten wir trotzdem sehr wenig Borkenkäfer im Landkreis und waren damit - keiner weiß warum - die absolute Ausnahme. "

Nadelholz, speziell Fichten, sind das Objekt der Begierde des nur vier bis fünf Millimeter großen Insekts. "In unserem Raum ist der Bestand da, aber eben sturm- und käfergefährdet", erklärt Schön. Daher werde heuer schon ein hohes Niveau an Käfern erwartet. Bereits jetzt - bei Temperaturen über 16 Grad Celsius - geht der Experte davon aus, dass es den ersten Befall gibt. "Ich selbst habe allerdings noch keinen entdeckt", fügt er hinzu.

Momentan bestehe die Hauptaufgabe darin, sehr vorausschauend zu arbeiten. In vielen Wäldern sei man mit Sturmaufräumarbeiten beschäftigt und wolle die Problemhölzer schnellstmöglich - in den nächsten zwei, drei Wochen - aus dem Wald bringen. "Der Borkenkäfer findet liegendes Holz besonders attraktiv", weiß Schön. Die erste Welle, also der Flug der ersten Käfergeneration, sei entscheidend. Wenn es gelinge, diese gut abzufangen, könne eine weitere größere Ausbreitung eingedämmt werden.

 

"Waldbesitzer sollten deshalb jede Woche ihre Baumbestände kontrollieren", sagt Schön. Auf Bereiche mit erhöhter Sonneneinstrahlung sollte dabei ein besonderes Augenmerk gelegt werden. "Sobald am Stammfuß der erste Käfer entdeckt wird, muss der Baum sofort entfernt werden. "

Von der - aufgrund der Corona-Krise - ins Stocken geratenen Exportwirtschaft bleibt auch der Holzsektor nicht verschont. "Eigentlich werden 95 Prozent durch die Abfuhr von Sägewerken gesteuert", erklärt Schön. Das heißt, ein Großteil des abtransportierten Holzes wird zur Weiterverarbeitung in die Werke gebracht. Prinzipiell werde dort in zwei oder drei Schichten gearbeitet, wegen der aktuellen Lage gebe es jetzt nur noch eine Schicht oder Werke seien ganz dicht.

Das hat zur Folge, dass viel Arbeit, also viel Holz, einfach liegen bleibt. "Deshalb sind wir jetzt verstärkt dabei, Lagerplätze im Gemeindebereich zu finden", sagt Schön. Was aber gar nicht so leicht sei. Denn auch hier sollten bestimmte Kriterien eingehalten werden - unter anderem 500 Meter Entfernung zum nächsten Nadelwald. "In Ehekirchen ist das beispielsweise schwierig, weil dort der Nadelwald so eng verzahnt ist. " Außerdem könne Konkurrenz mit anderen Nutzungsformen aufkommen. Schön nennt als Beispiel eine Wiese, die eigentlich für die Landwirtschaft eingesetzt wird. "Aber das Holz wird ja nur am Rand der Fläche gelagert und 90 Prozent sind weiterhin nutzbar. " Mit Kompromissen und guter Zusammenarbeit sei auch da vieles möglich.

Ludwig Schön ist jedenfalls davon überzeugt, dass die Wälder - trotz Krise - auch heuer "gut durch den Sommer kommen", die Trockenheit sei man bereits gewohnt und der Borkenkäfer eindämmbar.

EK

Luisa Riß