Eichstätt
Tanz der Postboten und Lehrer

Erinnerungen an vergangene Faschingszeiten - Maskierte brauchten polizeiliche Erlaubniskarte

18.01.2021 | Stand 22.01.2021, 3:33 Uhr
Schäfflertänzer und Musikanten im Fasching 1949 an der Walburgisstiege. −Foto: Historischer Verein

Eichstätt - In diesem Fasching kann eine Gaudi nur im engsten Familienkreis stattfinden. Ob sich dabei jemand ein Hütl mit einer Gockelfeder aufsetzt und eine rote Knollennase umbindet? Das Corona-Virus sorgt dafür, dass Tanzvergnügen, Straßenkarneval und Maskentreiben ausfallen. Das hat es in der Geschichte schön öfter gegeben, zum Beispiel in Cholerazeiten im 19. Jahrhundert, und natürlich, wenn Krieg herrschte. Aber auch "in normalen Jahren" gängelte die Obrigkeit das feierlustige Volk.

Während des Zweiten Weltkriegs (1939 bis 1945) waren Faschingstermine und "Bunte Abende" verboten. Nach dem Ende der Kämpfe und des Terrors durch den nationalsozialistischen Staat hatten die Menschen wahrhaftig so schnell keine Lust auf Feiern. Hunger, Not, Arbeitsplatz- und Wohnraumsorgen beherrschten die Tage. Hamstern und Schwarzmarkt waren angesagt.

Von einem zaghaften Versuch, wenigstens ein bisschen zur Aufheiterung beizutragen, findet sich in der Heimatzeitung am 12. Februar 1946 ein Hinweis: Das Münchner Kabarett Simplizissimus gab einen "humorvollen, beschwingten Abend", und die Kolpingfamilie lud zu einem Familientreffen mit Musik, Gesang und der Darbietung "Der Postamentlmo" ein.

Als erste wagten sich die Schäfflertänzer wieder auf die Straße. Mit Schwung und guter Laune gingen sie im Fasching 1949 gegen das "Trübsalblasen" an. Aufgeführt wurden die Tänze vom VfB mit Vortänzer Wilhelm Wieser, Reifenschwinger Heiner Zieglwalner und den Fassschlägern Simon Lindner sowie Adolf Puchtler. Als Kasperl sorgten für Gaudi: Ludwig Hörmann, Karl Ehrensberger, Wolfgang Spranger und Michael Trost.

1950 war es endlich so weit: Eichstätt bekam ein Prinzenpaar und einen Hofstaat sowie einen "Ball für alle", später "Ball der Stadt Eichstätt" überschrieben. Immerhin wurden rund 70 Veranstaltungen aufgezogen. Für das Prinzenpaar Max Zeitlinger und Wiltrud Buckl waren das jede Menge Einsätze zum Spaß ihrer Untertanen.

Beim Kinderfestzug war es der Gemüse-, Obst- und Eis-Tandler "Sandner-Hias", der den Mädchen und Buben Bonbons und Orangen zuwarf. Kinderball, Ball der Stadt und Festakt stiegen auch im Fasching 1951. In Kipfenberg wurde ein Umzug organisiert, angeführt von den Fasenickeln. Hexen, Haremsdamen, Häuptlinge und viele andere Gruppen sorgten für Spaß. Hoch her ging es auch in Schelldorf um ein gefangenes Bleichgesicht und in Krut, wo der Faschingsgeist ertränkt wurde. Zugnummern waren damals die Faschingsbälle in den Räumen der Bereitschaftspolizei. Der Überlieferung nach saß Landtagsabgeordneter Hanns-Martin Schmidramsl, der es mit dem Tanzen nicht so hatte, öfter bei Bällen mit ein paar Gleichgesinnten in der Bar beim "Watten".

In Mörnsheim hatten 1954 Oskar I. und Rosalinde sowie Hofmarschall Hans von der Matratzen das Sagen. Die Kipfenberger umjubelten ihre Hoheit Elisabeth von Juranien und König-Mutter Mary Thekla sowie Prinz Leonhard I. aus Bohemien. In Titting traten der Rübezahl und die sieben Schwaben auf, in Adelschlag fuhren fantasievolle Wagen im Umzug mit, in Dollnstein die Moosgrabenrumpler und in Nassenfels ein seltsamer Zirkus.

EK