Hirschberg
Stolz auf die Mundart

Bei den Bildungstagen gestaltet Rosy Lutz eine humorvolle Autorenlesung

10.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:31 Uhr
In ihrer eigenen Interpretation des bayerischen Dialekts las Rosy Lutz aus ihren Büchern. −Foto: Patzelt

Hirschberg - "Mundart ist keine Schande, sondern ein Grund, stolz zu sein.

" Unter diesem Leitsatz hatte die Katholische Landvolk Bewegung des Kreises Eichstätt im Rahmen der Bildungstage auf Schloss Hirschberg zu einer ganz besonderen Autorenlesung eingeladen. Rosy Lutz aus Aichach hat sich mit ihren bisher vier erschienenen Büchern bereits eine große Lesergemeinde gesichert. Witzig, aber auch geistreich gab Lutz den Zuhörern in ihren Versen - geschrieben und vorgetragen in bayerischer Sprache - einen kleinen Einblick in den Alltag und vor allem in das frühere bäuerliche Leben.

Die erfolgreiche Buchautorin wurde am 18. März 1948 in Winterried geboren und wuchs in einer Großfamilie mit 15 Kindern auf. "Aber aus allen is wos word'n", fügte sie in ihrem typischen Dialekt hinzu. Nach Volks- und Wirtschaftsschule, Berufstätigkeit und Kindererziehung ist sie seit 1989 im Caritas-Verband Aichach in der Flüchtlingshilfe tätig.

"Dem Schreiben geht eigentlich immer das Beobachten voraus - das Beschäftigen mit den Dingen, die rundherum passieren", erläuterte Lutz vor der Lesung aus ihren Büchern "Wannst ma fei ned gehst", "I dat's scho wiss'n" und "Grodmitfleiß". Und nachdem die Klingener Dialektexpertin auch Vorsitzende des Sisi-Schloss-Fördervereins Unterwittelsbach bei Aichach ist, durfte ein Buch mit dem Titel "D'Wittelsbacher - Die Geschichte der Sisi" nicht fehlen. Frei nach dem Motto "So kannt de Gschicht' g'wesen sei" ergänzte Lutz darin das, was man über die Wittelsbacher nicht weiß oder nicht wissen konnte. Auf ihrer gereimten Reise durch die Welt des deutschen Hochadelsgeschlechts begegnet man nicht nur Sisi, sondern auch dem Zither-Maxl und all denen, die in Bayern Geschichte gemacht und den Freistaat geprägt haben.

Humorvoll und pointiert, aber auch voller Wärme und Menschlichkeit zog Lutz die Zuhörer im prachtvollen Rittersaal des Hirschberger Schlosses schnell in ihren Bann. Natürlich gab es auch so manchen Seitenhieb auf die Mitmenschen der Gegenwart. Vor allem in der Geschichte vom Piercing und dem Tattoo nahm die Schriftstellerin so manches "wandelnde Kunstwerk" auf die Schippe. In ihrer Lesung forderte sie die Zuhörer immer wieder "zum Stöbern im Hirnkastl" heraus, da oft Begriffe auftauchten, die längst aus dem heutigen, alltäglichen Sprachgebrauch verschwunden sind. Da ist zum Beispiel der "Platschari". Lutz erklärte diesen Begriff, der vielerlei bedeuten kann, mit "was größerem Unförmigen". In ihrem Frühjahrsgedicht erzählte die Autorin vom jährlichen "Streichen des Ofenrohres mit Silberbronze", von den Betten, die "zwecks dem Frühlingsduft an die frische Luft mussten", und vom "Brennnesselbrocka" für "de Biberl". Mit den ersten Sonnenstrahlen wurde dann auch gleich mit der Feldarbeit begonnen. Die Lacher hatte Lutz bei der Geschichte vom Schokoladenhasen gleich auf ihrer Seite. Um festzustellen, "ob er ned ranzert is", wurde der Osterhase zunächst "a weng angeknabbert". Und nachdem der Hase durch weiteres Knabbern immer unansehnlicher wurde, folgte schließlich mit dem letzten Bissen der "Gnadenakt". "So geht's im Leben manchmal zua, jetzt ham er und i mei Ruah", stellte die Schriftstellerin in den letzten Zeilen des Gedichtes als "Resumee von dera G'schicht" fest.

Danach erfuhren die vielen Zuhörer in Reimform, was man früher alles in einem "Kuchakasten" (Küchenschrank) finden konnte. Vor allem das "gute Gebiss" fristete in einer Kaffeetasse von Montag bis Samstag sein Dasein, da es, "weils so teier war", nur sonntags getragen wurde. Und dass in der Salatschüssel, die sich im unteren Teil des Küchenschranks befand, sogar die Hauskatze ihre Jungen bekam, schien auch keine Seltenheit gewesen zu sein.

Für die passende Musik sorgten Christian Hackner auf der Geige und Erich Bauer auf der Quetsch'n. "Da könnt' i stundenlang zuahörn - schad, dass scho vorbei is", meine eine Frau am Ende der Vorlesung und klatschte begeistert Beifall. Die Organisatoren der Bildungstage, nämlich Simon Strobel und Maria Weidenhiller, bedankten sich mit einem kleinen Geschenk.

EK


Anton Patzelt