Nassenfels
Starker Start

Ausverkauft - Zum Auftakt der Nassenfelser Kulturtage begeistern Knedl & Kraut

08.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:07 Uhr
Instrumente, die eigentlich gar keine sind: Egal ob auf der Teekesselgeige oder der Zahnpastaokarina, das Trio von Knedl & Kraut nutzte vielfältige Gegenstände bei ihrem Auftritt. Dem Publikum gefiel's. −Foto: Meyer

Nassenfels (EK) Einen starken Auftakt der 15. Nassenfelser Kulturtage sahen die zahlreichen Zuhörer beim ausverkauften Konzert in der Burg Nassenfels.

Die Formation Knedl & Kraut war mit ihrem Programm "Bayerische Weltreise" zu Gast auf der Bühne im Burginnenhof.

Die erste gute Nachricht vorweg: Das Wetter hielt stand, bis auf ein paar Regentropfen am Anfang des Auftrittes. Eine kurzweilige musikalische Reise durch die Kontinente konnten die Besucher erleben, die von Frankreich über Italien bis nach Südamerika und Australien führte. Selbst in China machte die "Bayerische Weltreise" Station. Das Geheimnis des Erfolges der drei Akteure liegt auf der Hand. Bei Knedl & Kraut werden viele Alltagsgegenstände zu einem Musikinstrument. Von der Zahnpastatube bis hin zu ausgedienten Kühlerschläuchen, sogar ein Mopedtank war zu einer Gitarre umfunktioniert worden. 90 solcher merkwürdigen Musikgeräte hat Toni Bartl laut eigener Aussage mit Materialkosten im Gesamtwert von 76 Mark und 25 Pfennigen entwickelt. 24 davon kamen auf der Bühne zum Einsatz. Ein bemerkenswertes Instrumentensammelsurium wurde im Laufe des Konzertes vorgeführt.

So wurden aus Abflusssaugglocken oder einem Auspuff diverse Flöten geschaffen, aus einer Weinkiste - mit Bieraufbewahrungsmöglichkeit ausgestattet - ein Gitarrenkorpus gebastelt, aus Waschmittel- und Zahnpastatuben diverse Pfeifinstrumente, ein Fünf-Liter- Benzinkanister wurde zum transportablen Alphorn umfunktioniert oder aus einem Abflussrohr ein Didgeridoo angefertigt. Dass sie damit den Nerv der Zuhörer trafen, zeigte sich beim lautstarken Applaus, der Knedl & Kraut besten Unterhaltungswert bescheinigte.

Die kreative Benennung der Instrumente hatte seinen eigenen Charme. Teekesselgeige und Zahnpastaokarina waren einige der skurrilen Namen. Die Musiker hatten aber auch "handelsübliche" Musikinstrumente mit dabei. Andy Asang spielte den Kontrabass, Juri Lex zelebrierte an der Geige, und mit Quetschn war Bandleader Toni Bartl am Start. Die Künstler beherrschten ihre zahlreichen Instrumente vorzüglich, harmonierten miteinander und gaben sich Platz für diverse Soli.

Auch mit ihren Gesangsqualitäten konnten die drei überzeugen und ihre lustigen Anekdoten brachten ihnen viele Lacher ein. Eine bunte Mischung aus verschiedenen Musikrichtungen war Bestandteil des Programmes. So zeigte Andy Asang seine Vorliebe für den "richtigen" Schlager, der sein Medley von "Maria", "Anita", "Marmor, Stein und Eisen bricht", "Joanna" und "Michaela" mit selbstkreierten, bayerischen Interpretationen umwandelte. Zu Sabines aufgespritzten Lippen fand er mit dem "knallroten Gummiboot" die passenden Worte. Zu einem Ausflug in die Welt der Klassik ging es mit Juri Lex. Unter anderem zelebrierte der "Lehrer", wie er von seinen Mitstreitern liebevoll genannt wird, Rossinis "La Gazza Ladra" mit einem vorzüglichen Geigenspiel. Dass Musik auch ohne Instrumente funktioniert, zeigte Lux beim "Hummelflug" und bei "Biene Maja", als er seine Hände als Handorgel nutzte. Ein flottes "Smoke On The Water" mit Heugabelgitarre inklusive Sprühfunken, oder die Hommage an die Bergleute mit "Glück auf", vorgetragen im traditionellen bayerischen Musikgewand, alles hatte seinen Platz im Programm.

Toni Bartl - 1996 wurde er in Italien Weltmeister auf der Diatonischen Harmonika -, entlockte seiner Handharmonika zum Staunen der Zuhörer zeitgleich drei verschiedene Melodien. "New York" von Frank Sinatra wurde gespielt auf dem Autohupenklavier, eine Zusammensetzung von verschiedenen Autohupentypen, verbunden mit einer Melodica. Es gab zu jedem Stück die entsprechende humorvolle Erzählung. So geschehen bei den fragwürdigen Artenschutzmaßnahmen von Onkel Erwin. Der Autowerkstattbesitzer züchtet Marder, die er dann auswildert. Seitdem hat sich bei ihm die Nachfrage an Kühlschläuchen erheblich erhöht. Auch der vereinfachte Englisch-Kurs kam beim Publikum gut an. Das Programm wurde mit ausgemusterten Zaubertricks von Andy Asangs Presssack-Freund David Copperfield und der Geschichte des Engels Aloisius in vier Sprachen - Bayerisch, Sächsisch, Wienerisch und Schwäbisch - abgerundet. Nach knapp zwei Stunden voller Geschichten, mit Zauberei, internationalen Welthits aus Rock, Schlager und Klassik, urbayerischen Traditionen und urwitzigen Dialekten aus aller Welt verabschiedete sich das Trio vom Nassenfelser Publikum, das einem kurzweiligen Konzert beigewohnt hatte.

Stefan Meyer