Kipfenberg
Spannungsfeld zwischen den Metropolen

Gemeinsame Gemeinderatssitzung zur Zukunft des ländlichen Raums in Kipfenberg

22.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:32 Uhr
Unter dem Titel "Die Limes-Gemeinden im Spannungsfeld zwischen den Metropolen" hatten die Bürgermeister der sechs Limes-Gemeinden die Gemeinderäte eingeladen. Auch Landrat Anton Knapp (links) und Monika Hirl vom Amt für Ländliche Entwicklung (3. v. Links) sowie Henning Bombeck von der Universität Rostock (3. v. rechts) nahmen daran teil. −Foto: Foto: Lund

Kipfenberg (EK) Die Markt- und Gemeinderäte sowie die Geschäftsleiter der sechs Limes-Gemeinden Altmannstein, Denkendorf, Kinding, Kipfenberg, Titting und Walting trafen sich jüngst zu einer gemeinsamen Gemeinderatssitzung in Kipfenberg und sprachen über die Zukunft des ländlichen Raums.

Dazu hatten die sechs Bürgermeister gemeinsam mit dem Amt für Ländliche Entwicklung auch Prof. Dr. Henning Bombeck, Professor für Siedlungsgestaltung und ländliche Bauwerke an der Universität Rostock, eingeladen. Er gab mit zahlreichen, bereits praktizierten Beispielen mögliche Antworten auf die Herausforderungen des demografischen Wandels im ländlichen Raum.

Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Limes-Gemeinden hätten bewusst den offiziellen Rahmen einer Gemeinderatssitzung gewählt, um die Wichtigkeit des Treffens zu unterstreichen, betonte Tittings Bürgermeister Andreas Brigl, der als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Limes-Gemeinden die über 60 Vertreter der Gemeinden begrüßte. Er führt in die Tagesordnung ein, bei der diesmal keine Beschlüsse zu fassen waren. Denn die Veranstaltung sollte den Räten als Informations- und Diskussionsplattform dienen und zeigen, dass Lösungen für die anstehenden Herausforderungen nur gemeinsam, interkommunal zu lösen seien. Landrat Anton Knapp nahm ebenfalls an der außergewöhnlichen Sitzung teil und sagte in seinem Grußwort, dass der demographische Wandel, die rasanten Veränderungen in der Wirtschaft und der damit einhergehende gesellschaftliche Wandel die Kommunen den ländlichen Raum vor große Herausforderungen stelle. Besonders stark sei der Prozess in den kleinen Kommunen mit vielen kleinen Ortsteilen im Landkreis Eichstätt zu spüren, die sich im Spannungsfeld zwischen den Metropolen Nürnberg, Ingolstadt, München und Regensburg befinden.

Unter dem Motto "Die LimesGemeinden im Spannungsfeld zwischen den Metropolen" informierte dann zunächst Monika Hirl, Abteilungsleiterin im Amt für ländliche Entwicklung (ALE) Oberbayern, München, über die wichtigen Themen zur Zukunftsgestaltung der Arge Limes-Gemeinden. Die sechs Bürgermeister sahen bei den Themen Innenentwicklung und Verwaltung zahlreiche Möglichkeiten der interkommunalen Zusammenarbeit. Diese wurden in gemeinsamen Workshops im Laufe des vergangenen Jahres erarbeitet, berichtete Hirl bei der Präsentation der Ergebnisse. Handlungsbedarf sehen die Bürgermeister unter anderem bei der Daseinsvorsorge, der Mobilität, den Bedürfnissen des "Wohnens in allen Lebenslagen" sowie der Entwicklung des sozialen Dorflebens und der Gemeinschaft. Erste Schritte der Verwaltungszusammenarbeit seien bereits durch regelmäßige Zusammenkünfte der Geschäftsleiter initiiert. Für die Innenentwicklung bietet das ALE die Zusammenarbeit bei der Erstellung eines sogenannten Vitalitäts-Check, einer Flächenmanagement Datenbank und eines Kernwegekonzeptes an, aus denen dann Maßnahmen abgeleitet werden können.

In dem sich anschließenden Vortrag bot Professor Bombeck, der Spezialist auf dem Gebiet der Siedlungsentwicklung an der Universität Rostock ist, einen Reigen an Praxisbeispielen, wie mit bürgerschaftlichem Engagement in strukturschwachen Gemeinden Mecklenburg-Vorpommerns der Zusammenhalt der Generationen in den Dörfern gestärkt wird. "Die Dorfgemeinschaft ist eine Zwangsgemeinschaft, da ist man auf einander angewiesen", sagte der Experte mit Blick auf die Nachbarschaftshilfe in allen Lebenslagen, was die Stärke der Dörfer sei. Er zeigte Beispiele, wie die Bürgerschaft das soziale Leben im Ort in die Hand genommen hat, beispielsweise bei der Gestaltung von Jugendtreffs, Gemeinschaftshäuser oder Tauschbörsen gegen Armut. Der ÖPNV sei auch im hohen Norden ein reiner Schulbusverkehr. So hätte sich das Projekt "Trampen mit Vertrauen" oder die "Mitfahrbank", die als Pilotprojekt von Altmühl-Jura in der Gemeinde Denkendorf getestet werden soll, bereits etabliert. Als Kooperationsprojekt stellte er die Initiative der Landwirte im Mecklenburger ParkLand vor. Diese seien von den Agrarkrisen gebeutelt gewesen und hätten gemeinsam neben einer regionalen Vermarkungskooperation und landschaftsgestütztem Tourismus auch einen Landschaftspflegeverband gegründet. Bombeck stellte dabei auch die Frage in den Raum, ob nur gemeinsame Krisen die Menschen zum gemeinsamen Tun bewegen. Die gezeigten Beispiele sollten den Räten Mut machen für die bevorstehenden Projekte in den Limes-Gemeinden, schloss Bombeck.

Der Blick über den Tellerrand hat vielen Räten gefallen, so das erste Feedback. Nun hoffen die Bürgermeister auf die Unterstützung bei der Entwicklung gemeinsamer Projekte, damit das Leben in der Region auch in Zukunft lebenswert ist.

Sabine Lund