Solnhofen
Stählerne Strümpfe

Sicherungsarbeiten bei den "Zwölf Aposteln" laufen auf vollen Touren

24.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

Foto: Jürgen Leykamm

Solnhofen (EK) "Es will einfach nicht so richtig voll werden": Geduldig blickt der Polier der Wiener Firma Kaim, Ingo Draschl, zu seinen Kollegen, die in der steinernen Wand eines der größten Vertreter der Felsengruppe "Zwölf Apostel" bei Solnhofen hängen. Die Arbeiter füllen die inneren Klüfte mit Spritzbeton, was manchmal eben etwas länger dauert.

Ansonsten läuft bei den Sicherungsmaßnahmen aber alles nach Plan.

Die größten Schwierigkeiten bereiten immer noch einige menschliche Zeitgenossen, wie der Baustellenchef bedauert. So zeigten sich manche Pkw- und sogar Lkw-Fahrer von den vielen Sperrschildern entlang der Straße Richtung Mörnsheim oft unbeeindruckt - und pirschen sich so weit vor, bis definitiv kein Vorwärtskommen mehr möglich ist. Außer man ist in der Lage, tonnenschwere Gesteinsbrocken aus dem Weg zu räumen. Am frechsten sei eine Juristin aus Kiel gewesen, die als Weitgereiste auf ihr "Recht" gepocht habe, die "Apostel" aus nächster Nähe zu sehen. Draschl musste es ihr verwehren, denn derzeit herrscht für Unbefugte beim Betreten der Strecke buchstäblich Gefahr für Leib und Leben. Besonders dann, wenn die Arbeiter daran gehen, lockere Felspartien, bei denen keine Chance mehr auf Sicherung besteht, den Hang hinunter rollen zu lassen. Wofür auch schon eine kleine Eisenstange genügt. Einmal ist es eine Geröllmasse von zehn Tonnen, die so in Richtung Altmühl donnert. Die großen Brocken dienen am Parkplatz künftig als Biotop für Schlangen und Eidechsen.

Mittlerweile ist der Hang weitgehend "geputzt", so dass die bis zu 1,80 Meter hohen Zäune auf einer Länge von 1,4 Kilometer angebracht werden können. Eine einzige Zaunrolle, die für zehn Meter reicht, wiegt dabei schon 120 Kilogramm. Insgesamt sind es sechs Einzelzäune, die für Schutz sorgen sollen, teils versetzt angebracht, damit der Schäfer mit seinen Tieren durchkommt. Neben dem Einzäunen widmet sich die Firma aber auch einigen Einzelschutzmaßnahmen. Sie sind auch mit der Grund für ihre Beauftragung. Denn die Mitarbeiter sind alle rund um den Großglockner zuhause und haben Erfahrung mit Felswänden. Die gilt es teilweise zu durchbohren, damit unsichere an den sicheren Felspartien förmlich verankert werden können. Mal kommt hier die hydraulische Bohrlafette zum Einsatz, mal muss es auch der Handbohrer sein. Wobei dieser freilich mit einem Gerät für Heimwerker nicht vergleichbar ist - für die Felsen braucht es die 16 Kilogramm schwere Variante - etliche Kilos gesellen sich durch die teils mehrere Meter langen Bohrstangen noch dazu. Einige der Steinkolosse sind wiederum gefährlich unterhöhlt. Um ein Umknicken zu vermeiden, verpassen ihnen die Arbeiter "Füße" aus Spritzbeton. Auch Drainagen gilt es zu setzen, damit das Wasser ablaufen kann und nicht beim Gefrieren Risse in den Beton sprengt. Bislang klappt alles wie am Schnürchen. "Wir liegen gut in der Zeit", ist Draschl zufrieden. Und auch Unfälle bleiben aus.

Mehrere Netzbahnen aus hochfestem Ankerstahl werden vom Kran nach oben gezogen und von der Spitze des 30 Meter hohen und gefährlich nahe an der Straße stehenden Felsturms bei Eßlingen meterweise nach unten "abgeblättert". Wer jetzt eine Optik wie bei Verpackungskünstler Christo vermutet, wird enttäuscht. Das Netz ist schon kaum mehr erkennbar. Die Witterung werde ihr Übriges leisten, ist Draschl überzeugt. Die Bahnen ermatten mit der Zeit, was sie für die Betrachter der Felsformationen so gut wie unsichtbar mache. Das gelte ebenso für den gleichermaßen verzinkten Zaun, führt der Polier weiter aus. Die Netzbahnen selbst, so plaudert er aus dem Nähkästchen, seien früher einmal dreieinhalb Meter breit gewesen, womit sich gut habe arbeiten lassen.

Nun aber verfügen die Bahnen über eine Länge von 3,90 Meter und sind so gleich 80 Kilogramm schwerer. Für die Arbeiter unhandlicher, ist die Verbreiterung dem Export geschuldet: Die neuen Maße nutzen den Containerraum auf den Schiffen besser aus und helfen so, einzusparen. Im April soll die Maßnahme an den zwölf Aposteln abgeschlossen sein. Für die letzte Märzwoche ist bereits angedacht, die Vollsperrung aufzuheben und die Straße via Ampellösung halbseitig befahren zu lassen.