Seuversholz
"Sogar die Tanne wächst ohne Zaun"

Waldbegehung in Seuversholz nach neun Jahren Eigenbewirtschaftung der Jagd

25.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:07 Uhr
Die Vorteile eines angepassten Rehwildbestandes erläuterte Forstdirektor a. D. Michael Strixner aus Schernfeld (Mitte) im Revier Seuversholz. Dort können Tannen dank der Eigenbewirtschaftung der Jagd ohne Schutz durch Einzäunung heranwachsen. Auch ein Teil der verantwortlichen Jäger waren bei dem Termin anwesend. −Foto: Spreng

Seuversholz (spf) Seit mittlerweile neun Jahren wird das Jagdrevier Seuversholz mit knapp 800 Hektar Fläche nicht mehr verpachtet, sondern die Waldbesitzer bewirtschaften die Jagd in Eigenregie.

Bei einer Waldbegehung mit Forstdirektor a. D. Michael Strixner und rund 25 Waldbesitzern auch aus den umliegenden Ortschaften wurden nun die Erfolge sichtbar.

Eigenbewirtschaftung heißt, dass "angestellte" Jäger die Jagd nach den Vorstellungen der Eigentümer ausüben. Die Jagdgenossen geben den Abschussplan vor: "Wir haben die Abschusszahlen seit 2011 kontinuierlich angehoben und auch erfüllt. Mittlerweile erlegen unsere Jäger über das Doppelte als zur verpachteten Zeit und das nachhaltig die letzten Jahre", so die Aussage des Jagdvorstehers Konrad Breitenhuber. Bei 300 Hektar Waldfläche sei die Abschussplanung aktuell von 50 auf 55 Rehe pro Jahr nochmals erhöht worden. Die Einnahmen erzielen die Jagdgenossen durch die Vermarktung des Wildbrets. Die Infrastruktur für die Jagd, zum Beispiel die Hochsitze, stellt die Jagdgenossenschaft den Jägern zur Verfügung. Vorrangiges Ziel sei, so Breitenhuber, ein angepasster Rehwildbestand, der es möglich macht, dass sich die Bäume natürlich vermehren, also aussamen und ungehindert wachsen können: "Dass wir mit unserer Entscheidung richtig liegen, zeigt sich in den letzten Jahren daran, dass wir fast keinen Verbiss an den Waldpflanzen haben und, was sehr erfreulich ist, sich sogar die Tanne großflächig ansamt und wächst, und das ohne Zaun. " Auch Michael Strixner, der in Vertretung von Förster Peter Wohlfahrt den Termin wahrgenommen hat, bestätigte dies uneingeschränkt, denn Tannen seien sehr verbissgefährdet: "Schalenwild sorgt dafür, dass so eine wichtige Baumart untergeht. " Auch die Kostenseite spreche für eine konsequente Reduzierung des Rehwildes: "Die Einzäunung von einem Hektar kostet rund 3000 Euro. Mit Verzinsung und Hochrechnung auf 80 Jahre bis zur Hiebreife summieren sich die Kosten dafür auf eine Größenordnung von 30000 Euro", so Strixner.

Das Resümee von Jagdvorsteher Konrad Breitenhuber lautete: "Es war 2010 absolut richtig, dass wir uns für diese Art der Jagd entschieden haben. Wir haben damit unserem Wald mit seinem unglaublichen Potential an Naturverjüngung die Möglichkeit gegeben, sich vielfältig und nachhaltig zu entwickeln. "