Delfin und Pferd sind erfolgreiche Helfer

26.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:33 Uhr

Bei einem Familienausflug auf Curacao macht Simon die Bekanntschaft mit einem Straußenkind.

Dörndorf (EK) Am 23. Oktober wird sich der Schulwegunfall von Simon Pfäffl aus Dörndorf zum fünften Mal jähren – seit fünf Jahren kämpfen nun die Eltern Walter und Georgine Pfäffl um die Verbesserung seiner schweren Beeinträchtigungen. Langsam und schrittweise können sie nun kleine Erfolge verbuchen.

Neben den wöchentlich durchgeführten Therapien schlägt bei Simon besonders der Kontakt mit dem Therapiedelfin Mateo gut an. Die Familie verbrachte heuer wieder zwei Wochen im Dolphin Therapy & Research Center in Curacao in den niederländischen Antillen. Insgesamt ist es das dritte Mal, dass der Delfin Mateo und Therapeut Marco Kürschner für täglich zwei Stunden in der warmen Lagune mit Simon arbeiten.

Mittlerweile ist bei Simon deutlich die Vorfreude auf den Delfin zu erkennen, wenn die Familie sich auf die Reise vorbereitet. Und besonders erfreulich an der diesjährigen Reise war, dass es dem Zwölfjährigen gelang, im Flugzeug allein in einem Sitz – zwar mit Kissen gestützt – den fast zehnstündigen Flug, natürlich mit Lagerungspausen, durchzuhalten. Bei den beiden Reisen zuvor war Simon abwechselnd auf dem Schoß von Mutter, Vater und seiner Therapeutin gesessen. Dies ist ebenso ein Erfolg, wie die Tatsache, dass Simons Mimik sich deutlich verbesserte und er immer öfter in der Lage ist, seinen Mund geschlossen zu halten und die Verspannungen von Gesicht, Kopf und den Extremitäten zeitweise so stark nachlassen, dass es ihm gelingt, seinen Kopf ohne Hilfe nach links zu wenden.

Weichere Gesichtszüge

Vor allem im und nach dem Kontakt mit dem Meeressäuger verändern sich Simons Gesichtszüge, werden weicher und die Augen wirken wesentlich konzentrierter, berichten seine Eltern, die auch betonen, wie wichtig es für die Familie ist, dass sie alle gemeinsam mit Simon dort zusammen sind. Simons Geschwister Annalena und Benedikt sind in der Anlage ebenso mit eingebunden wie Simon und seine Eltern – für die beiden Geschwister ist der Aufenthalt in Curacao eine Pause vom anstrengenden Kampf um Simons Verfassung. Annalena durfte sogar zusammen mit Delfintrainerin Anna am Training der Tiere teilnehmen. Dort erfuhr sie auch, dass sich zwischen der Delfindame Gee Gee und Simons Therapiedelfin Mateo zarte Bande entwickelten und man im Delfinzentrum auf Nachwuchs hoffe.

Wieder zu Hause geht die Arbeit um Simons Zustand unaufhörlich weiter: Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie hat Simon auf dem wöchentlichen Stundenplan. Mittels speziellen Fußorthesen ist es gelungen, Simons Fußwinkel zeitweise wieder zu normalisieren, und immer samstags "reitet" Simon: Auf Pferd Simmerl im therapeutischen Reitzentrum der Lebenshilfe Ingolstadt in Hagau genießt er den Kontakt mit dem warmen Fell des Tieres, was wiederum seine Rumpfaufrichtung fördert. "Das nächste Ziel ist es, Simon von der künstlichen Ernährung ganz wegzubringen", so Georgine Pfäffl. Deshalb übt sie ständig mit Simon das Schlucken, vor allem das Schlucken von Flüssigkeit – weiche Speisen kann er mittlerweile schon zu sich nehmen. So arbeiten sich die Pfäffls schrittweise von einem kleinen Erfolg zum nächsten hoch – ähnlich dem Leitspruch des Dolphin Therapy & Research Center "The playful way to work towards the next step" (Der spielerische Weg, sich zum nächsten Schritt vorwärts zu arbeiten).

Ein besonderes Anliegen haben beide Eltern noch, nämlich sich von ganzen Herzen bei allen Personen und Gruppierungen zu bedanken, die seit der Spendenaktion des Elternbeirats der Denkendorfer Volksschule im Schuljahr 2004/2005 immer wieder spenden und sich auch heute noch immer wieder Einiges einfallen lassen, um Geld für Simons Therapien zu sammeln.

Aber auch den vielen Personen, die die Pfäffls im täglichen Leben tatkräftig unterstützen, möchten sie "Vergelt’s Gott" sagen – ebenso den zwei ehemaligen Schulkameraden Simons, die ihn heute noch regelmäßig besuchen. Was für den Buben extrem wichtig ist, weil man, wenn man ihn besucht, sehr schnell erspürt, dass Simon am Leben teilnimmt, auch wenn er nicht sprechen kann.