Seit drei Monaten "einfach zermürbend"

23.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:25 Uhr

Vor drei Monaten waren sie die Wächter und Michael Kreitmeir ihr Gefangener. Vor wenigen Tagen statteten die Offiziere des Gefängnisses von Monaragala nun dem Kinderdorf von Kreitmeir einen Besuch und zeigten sich angetan von der Einrichtung.? Foto kx

Eichstätt/Koslanda (EK) "Zermürbend, einfach zermürbend". Mit diesen Worten beschreibt Michael Kreitmeir seine seit nun drei Monaten anhaltende Lage auf Sri Lanka. Dort wartet der 54-jährige Eichstätter auf eine neuerliche Verhandlung.

Am morgigen Donnerstag muss er sich wegen des Besitzes von Kulturgut verantworten. Es ist dies laut Kreitmeir die neunte Verhandlung, die er über sich ergehen lassen muss – wegen des Verdachts des Drogenbesitzes sowie des Besitzes von Kulturgut.

Vor elf Jahren hat der Eichstätter in Sir Lanka damit begonnen, ein Kinderdorf aufzubauen. Zwischenzeitlich erhielt diese Einrichtung unter anderem eine Internationalen Schule sowie mehrere Werkstätten und eine ökologische Farm. Dies scheint auf große Neider gestoßen zu sein.

Der Prozess wegen Drogenbesitzes ist bekanntlich erneut vertagt worden: auf den 25. Februar nächsten Jahres. Dabei ist es bislang zu keiner eigentlichen Anhörung vor Gericht gekommen. Der 54-Jährige war am 17. August von eine Sonderkommando der Militärpolizei in seinem Wagen gestoppt worden. Bei der Durchsuchung fanden die Milizionäre laut Kreitmeir dann eine Substanz, die bislang noch nicht eindeutig identifiziert werden konnte – auch bei der letzten Verhandlungstermin im Oktober lag das "Beweisstück" nicht dem Gericht vor, weswegen eine Vertagung angesetzt worden war.

Im neuerlichen Verfahren geht es nun, wie Michael Kreitmeir gegenüber dem EICHSTÄTTER KURIER erklärt, "um den Vorwurf, sechs kleine antike Statuen aus Bronze seinen im Kinderdorf gefunden worden. Um dem Ausverkauf von Kulturgütern vorzubeugen wird schon der Besitz in Sri Lanka streng bestraft. Nun haben wir zwar einige Statuen, da jedes Kinderhaus auch eine kleine Meditations- und Gebetsecke hat, aber da ist nichts Antikes dabei. Da sowohl die Durchsuchung hier ungesetzlich war und stattgefunden hat, als ich noch in der Polizeistation in Simbuladuwa festgehalten wurde und bei der jetzt zuständigen Polizei von Koslanda massive Zweifel bestehen, dass diese Statuen wirklich im Kinderdorf gefunden wurden, wird die Anklage hoffentlich am Donnerstag eingestellt."

Denn schon einmal stand er wegen des Besitzes einer antiken Buddha-Statue vor Gericht. Dabei allerdings bestätigte ein Mönch, dem die Statue gehörte, dass er die Statue Kreitmeir lediglich zur Aufbewahrung im Kinderdorf überlassen hatte. Der Beschuldigte wurde darauf hin freigesprochen.

Ständig, so Kreitmeir in einer E-mail an den EICHSTÄTTER KURIER, seien er und sein Kinderdorf willkürlichen Durchsuchungen und Anschuldigen ausgesetzt. Das sei einfach zermürbend: "Hier ist die Situation nach wie vor schwierig. Immer wieder diese anonymen Anzeigen und Durchsuchungen im Dorf wegen diesem und jenem."

Kreitmeir selbst weist nach wie vor alle Anschuldigungen strikt von sich. Die Drogen seien ihm untergeschoben worden, versichert der 54-Jährige, der zwischenzeitlich eine Haarprobe von sich bei einem Münchener Toxikologischen Institute untersuchen lassen hat mit dem Ergebnis, dass er selbst keinerlei Drogen genommen hätte. Er sei einfach einigen Mächtigen ein Dorn im Auge, da er nicht korrumpierbar sei. Denn, so Kreitmeir, der für die Region zuständige Provinzminister habe von ihm Geld erpressen wollen, und darauf sei er nicht eingegangen. Die Folge: Anklagen, Beschuldigungen, Verhaftung, Gefängnis und nun Warten, Warten und Hoffen.

Unterstützung erhält Kreitmeir wie berichtet von der Deutschen Botschaft auf Sri Lanka – Botschafter Jens Uwe Ploetner war schon vor Ort im Kinderdorf – sowie der Asiatischen Menschrechtsorganisation (AHRCHK).