Eichstätt
"Hinter dem Bus sieht euch kein Mensch"

Kreisverkehrswacht erstmals an der Montessori-Schule

14.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:04 Uhr
Die Kinder durften selbst testen, wo sie beim Bus im gefährlichen "toten Winkel" stehen. −Foto: Leykamm

Eichstätt (EK) So macht Verkehrserziehung Spaß und bleibt nachhaltig im Gedächtnis. Bei der Schulanfangsaktion des Kreisverkehrswacht Eichstätt lernten die Kinder an sieben Stationen auf praktische und spielerische Art den Tücken des Straßenverkehrs richtig zu begegnen. Als Ort dieser Veranstaltung feierte heuer die Montessori-Schule Eichstätt ihre Premiere.

"Damit wollten wir bewusst ein Zeichen setzen", so der Geschäftsführer des Vereins, Manfred Berger. Denn ob staatliche oder Privatschule - die Schulwegsicherheit ist hier wie da von größter Bedeutung; deshalb war auch die Landtagsabgeordnete Eva Gottstein (FW) gekommen. Und dies war auch der Grund, warum Schulamtsdirektor Rudolf Färber eine entsprechende Erweiterung des Aktionsradius ins Spiel gebracht hatte.

Zur Einstimmung gab es in der gastgebenden Einrichtung einen kulturellen Genuss: Das Schulorchester verwöhnte akustisch mit Geigen- und Klavierklängen. Derzeit werden dort 200 Schülerinnen und Schüler aus dem Landkreis und darüber hinaus unterrichtet. Der Leitspruch lautet hier: "Hilf mir, es selbst zu tun!"

Und diese Anleitung zur Selbstständigkeit ist freilich auch beim Beschreiten des Schulwegs gefragt. Es gehe ihr "jedesmal durch Mark und Bein", wenn sie eine Meldung über einen Schulwegunfall höre, bekannte zur Begrüßung die Vorsitzende des Trägervereins Montessori Eichstätt, Maria Lechner. Was es beim Radeln hin zur Schule zu beachten gibt, besangen die Buben und Mädchen des Lerchenchors der Einrichtung, Landrat Anton Knapp durfte dazu kräftig mit der Luftpumpe unterstützen. Es sei wichtig, dass die jungen Schüler "unabhängig vom Elterntaxi" werden, betonte Knapp in seinen Worten zur Eröffnung. Zugleich verwies er darauf, dass der Schulweg auch eine "eigene Erlebniswelt" sein könne. So kenne er es noch aus seiner eigenen Kindheit, zumindest beim Rückweg habe er sich nicht selten schmutzig gemacht.

Doch es ist eine andere Art Dreck, dem die Umweltschule den Kampf angesagt hat. Als solche sei es ihr zugleich ein Anliegen, ihre jungen Besucher zu umweltbewussten Verkehrsteilnehmern zu erziehen. Im vorigen Jahr habe man im Landkreis einen, heuer sogar schon zwei Schulwegunfälle verzeichnen müssen, so Knapp. Ziel sei es deshalb, "wieder auf eine schöne Null zu kommen". In diesem Zusammenhang hob er die großen Verdienste der Schülerlotsen hervor, die heuer für die Sicherheit von 1254 ABC-Schützen im Landkreis sorgen.

"Am Bordstein stehen bleiben, links und rechts schauen, dem Autofahrer klar zu erkennen geben, dass man über die Straße will." Der Landrat legte gleich selbst mit der Verkehrserziehung los. Damit die Schulanfänger auf ihren Wegen auch gut erkannt werden, gab es signalgelbe Mützen als Geschenke für die Schulneulinge.

Und dann hieß es: "Mitmachen!" Wie Schulleiterin Sabine Heiß groß und klein zum Bewältigen des Parcours aufforderte. Christian Gerner von der Polizeiinspektion Beilngries entführte die hiesigen 17 Erstklässler erst einmal an die Bushaltestelle und stellte ihnen eine knifflige Frage: Welche Gruppe wohl eher im Bus ist? Eine "wilde", die ungeordnet hineindrängt - oder eine, die ordentlich ansteht? Letztere Antwort war natürlich richtig. Am Ende der Heimfahrt gelte es, auf keinen Fall einfach über die Straße zu rennen. Denn "hinter dem Bus sieht Euch kein Mensch!" warnte Gerner. Die Gefahr des "toten Winkels", auf den eine eigene Station aufmerksam machte, sei zudem nicht zu unterschätzen. Hauptkommissar Hermann Wein von der Eichstätter Inspektion ließ als Jugendverkehrszieher die Kinder auch gerne im Streifenwagen Platz nehmen und dort Blaulicht samt Sirene auslösen. "Wir sehen uns wieder, wenn ihr in der vierten Klasse den Fahrrad-Führerschein macht", so Wein.

Bei einem Memory-Spiel mit Vekehrsschildern wurde deren Bedeutung ebenso verinnerlicht wie bei einem Training der Sinne mit dem gleichen Ziel. Auf großes Interesse stieß auch ein videobasiertes Reaktionstestgerät der Kreisverkehrswacht. Hier durften die Schüler selbst mal in die Rolle des Autofahrers schlüpfen, der bei einem Überweg scharf bremsen muss. So manche Windschutzscheibe ging dabei zu Bruch - zum Glück nur virtuell. Beim Slalomfahren mit dem Kettcar stand eher der Spaß im Fokus.
 

Jürgen Leykamm