Eichstätt
Schauspieler allein zu Haus

Eichstätter Hörspielkeller hat sein neues Stück "Wenn ich du werde" produziert - ab sofort abrufbar

09.05.2021 | Stand 12.05.2021, 3:33 Uhr
Arbeiteten voll Konzentration an der Hörspiel-Produktion - und hatten trotz Corona auch Spaß dabei: die Darsteller Mio und Silas Rinnagl und Produktionschef Valentin Nowak. −Foto: Nowak

Eichstätt - Eine knappe Stunde Unterhaltung und "Serien-Feeling für die Ohren" - das verspricht das Team vom Hörspielkeller seinem Publikum. Die Gruppe um den Eichstätter Journalisten Valentin Nowak hat trotz Corona-Krise in den vergangenen Monaten eine große Hörspielproduktion auf die Beine gestellt. Der erste Teil von "Wenn ich du werde" ist seit diesem Wochenende kostenlos abrufbar.

 

Eigentlich ist der Hörspielkeller für Valentin Nowak und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter ein Hobby - aber durchaus eines mit professionellem Anspruch. Vor 14 Jahren hat Valentin Nowak den Hörspielkeller gegründet. Am Anfang hat er zusammen mit Freunden Parodien auf Jugendhörspiele produziert. Später kamen größere Projekte, zum Beispiel mit dem Haus der Jugend. Inzwischen ist Nowak nach seinem Journalistikstudium in Eichstätt auch beruflich mit Audio, Multimedia und Schreiben beschäftigt - er arbeitet in der Kommunikationsabteilung der Katholischen Universität und als freier Radiojournalist und Sprecher. So kommt es, dass der 29-Jährige gemeinsam mit seiner jetzigen Truppe 2018 ein richtig aufwändiges Projekt begonnen hat. Ausgerechnet dabei ist nun die Corona-Pandemie dazwischengekommen.

Die besonderen Bedingungen haben die Produktion zwar verändert, aufhalten ließ sich das Hörspielkeller-Team aber nicht. Alte Freunde von Valentin Nowak, die schon an mehreren Produktionen teilgenommen haben, und einige Neuzugänge aus Castings bilden das insgesamt zehnköpfige Team im Alter zwischen zehn und Mitte 30. Darunter auch zwei Brüderpaare, die für die Handlung eine entscheidende Rolle spielen werden. Denn eine Grundidee für die Geschichte war folgende: "Die jüngere Version von sich selbst spielen zu können, das wäre doch witzig." Mehr verrät Valentin Nowak, der die gesamte Handlung selbst schreibt, zunächst nicht. "Wenn ich du werde" ist ein Coming-of-Age-Drama. Das Hörspiel erzählt von den Konflikten, mit denen sich der 17-jährige Sam herumschlagen muss - und dabei wird es schnell spannend. Es sei "eine Geschichte über das Erwachsenwerden, aber auch darüber, Kind zu bleiben", beschreibt Valentin Nowak das Stück.

Eines der beteiligten Brüderpaare sind Mio und Silas Rinnagl aus Eichstätt. Da sie aus einem Haushalt stammen, konnten sie gemeinsam produzieren. "Dass man sich kennt, macht es einfacher", sagt Mio, der jüngere der Brüder. "Man kennt die Situation, wenn man sich zum Beispiel mal streitet. Das kann man dann für das Hörspiel leichter abrufen", pflichtet ihm sein großer Bruder Silas bei. Die beiden Darsteller haben für die Aufnahmen ein mobiles Recording-Kit von Valentin Nowak bekommen: An einem Mikrofonständer sind Schaumstoff, ein Ploppschutz und ein Aufnahmegerät angebracht. Über Smartphone-Videokonferenz zusammengeschaltet konnte Nowak Regieanweisungen geben. So haben Mio und Silas Rinnagl in ein- bis dreistündigen Sessions Szene für Szene eingesprochen. Meistens mache man mehrere Takes von einer Szene, erklärt Valentin Nowak. Ein "Hallo, ist da jemand?" könne man zum Beispiel leise und ängstlich sprechen, rufen oder aggressiv interpretieren. Weil die Sprecherinnen und Sprecher alle einzeln vor ihren Mikrofonen sitzen, braucht es diese Versionen zur Auswahl, damit Dialoge am Ende auch wirklich optimal zusammenpassen.

Wenn es die Corona-Bedingungen zuließen, hat das Hörspielkeller-Team auch mal Aufnahmen "on-location" gemacht, wie es im Profi-Jargon heißt. Die Willibaldsburg war mit dabei oder auch Valentin Nowaks Küche für eine Kneipen-Szene, denn "der Holzboden klingt cooler als der Boden im Pub". Spaß gemacht hat dem Team die Produktion trotz ihrer großen Home-Office-Anteile trotzdem. Auch wenn der zehnjährige Mio Rinnagl zu bedenken gibt: "Pizza und Spezi habe ich schon vermisst." Die Gemeinschaft und eine kleine Verpflegung sind normalerweise der Lohn für die Sprecherinnen und Sprecher, denn Geld verdienen sie mit dem Hörspiel nicht. Minimale Einnahmen decken höchstens die Produktionskosten, erklärt Nowak. Der Aspekt der Gemeinschaft ist ihm wichtig: Der Hörspielkeller habe durchaus auch einen medienpädagogischen Anspruch. Den knapp 50-minütigen ersten Teil von "Wenn ich du werde" hat das Team nun gemeinsam bewältigt - am Freitagabend feierte das Hörspiel Premiere. Ab sofort kann man das Audio kostenlos über die Homepage hoerspielkeller.de oder direkt über den Youtube-Kanal "Hörspielkeller" abrufen. Der zweite Teil soll im Sommer erscheinen.

EK