Pfünz
Auch Kleidung muss "sauber" sein

Beim diözesanen Schöpfungstag keimt bei der Diskussion leichter Hoffnungsfunken auf

06.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:35 Uhr

Diskutierten über „Faire Kleidung“ (von links): Bernd Hausmann (faire Bekleidung „Glore“), Silke Wedemeier (Kampagne für Saubere Kleidung Stuttgart), Uwe Kekeritz (MdB Bündnis 90/Grüne), Moderator Christoph Raithel, Isabell Ottermann (Aktion Hoffnung, Diözese Augsburg) und Melanie Kuntnawitz (Jack Wolfskin, Idstein) - Foto: Kusche

Pfünz (EK) Fünf interessante Gäste konnte Christoph Raithel, Diözesanvorsitzender des Bundes der Katholischen Jugend (BDKJ) aus Hilpoltstein, zur Diskussion beim diözesanen Schöpfungstag in Pfünz begrüßen.

Titel der Veranstaltung war „Kleider machen Leute – von der Mode FAIRführt“. Uwe Kekeritz, Mitglied des Deutschen Bundestags (Bündnis 90/Grüne), der sich bereits mehrfach selbst ein Bild von den Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken Südostasiens machen konnte, war aus Fürth angereist. Er betonte die Bedeutung von Selbstverpflichtungsverträgen europäischer Bekleidungsunternehmen in Bezug auf menschenwürdige Arbeits- und Lohnbedingungen, äußerte aber große Skepsis im Hinblick auf Einhaltung und Umsetzung dieser Grundsätze: „Es handelt sich nun mal nur um Grundsätze und Versprechen und nicht um einzuhaltende Gesetze. Diese Grundsätze werden nur selten kontrolliert – und wenn, dann auch nicht zuverlässig.“

Podiumsgast Melanie Kuntnawitz von der Sportmodefirma „Jack Wolfskin“ aus Idstein hob demgegenüber die unabhängige Gesellschaft „Fair Wear Foundation“ hervor, deren Mitglied ihre Firma seit drei Jahren sei und damit einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung zentraler Verhaltenskodizes wie die Zahlung existenzsichernder Löhne und Unterstützung von Bildungs- und Gewerkschaftseinrichtungen leiste.

Silke Wedemeier von der Organisation „Clean Clothes Campaign“ aus Stuttgart, einer der wichtigsten „Aufrüttler“ im Bereich der Aufdeckung „unsauberer Kleidung“, informierte die Zuhörer über die seit 1990 erreichten kleinen Erfolge. Noch gebe es zwar kein einheitliches Siegel für faire und ökologisch vertretbare Kleidung, beides nähere sich aber zunehmend aneinander an und sei auf gutem Wege, den Verbraucher bald aus dem Labeldschungel bei Textilien zu führen.

Aus dem Bereich „Second-Hand-Bekleidung“ und faire Verwertung von Textilien war Isabell Otterbach als Vertreterin der „Aktion Hoffnung“ aus Augsburg gekommen. Längst hafte Second-Hand-Mode nicht mehr das Image der „Kleiderkammer“ oder des „Sozialkaufhauses“ an; vielmehr sei dieser Bereich in einer Zeit schnell wechselnder und stetig sich verteuernder Mode ein interessanter und für Liebhaber besonderer Kleidungsstücke günstiger Markt. Die „Aktion Hoffnung“ ist eine Hilfsorganisation der Diözese Augsburg, unterhält zwei Second-Hand-Läden in Nürnberg und Augsburg und organisiert seit vielen Jahren Altkleidersammlungen mit dem Ziel eines wirtschaftlich, sozial- und umweltgerechten Umgangs mit gebrauchter Kleidung. Kleidung als „kostbares Gut“ anzusehen, sei der entscheidende Aspekt, betonte Ottermann.

Mit viel Erfolg betreibt Bernd Hausmann seit mehreren Jahren seine fairen Bekleidungsläden „Glore“, unter anderem in Nürnberg. „Style und Optik sind wichtig,“ so der „Glore“-Chef, „aber der Respekt vor den Menschen, die das Bekleidungsstück produzieren, darf trotzdem nicht fehlen.“ Wer umweltbewusst leben wolle, so Hausmann, müsse nicht nur bei Lebensmitteln und Mobilität, sondern auch bei der Bekleidung darauf achten, dass sie „sauber“ sei.

Moderator Christoph Raithel forderte die Podiumsgäste am Ende zu einer Prognose auf: „Wo werden wir mit unserer Bekleidungsindustrie 2030 stehen“ Die Gäste äußerten Skepsis bezüglich umfassender Verbesserungen im Textilbereich. So glaubten weder „Glore“-Inhaber Hausmann noch Jack Wolfskin-Repräsentantin Kuntnawitz an einen enormen Anstieg fair produzierter Textilien bis 2030, und auch Bundestagsmitglied Kekeritz zweifelte an einer umfassenden Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter im Ausland. Doch insgesamt sahen alle Teilnehmer auch positiv in die Zukunft. So betonte Kekeritz, dass sich europäische Firmen zukünftig nicht noch mehr brennende Textilfabriken leisten könnten und das Selbstbewusstsein der Arbeiter wachsen werde. Auch Silke Wedemeier von der „Kampagne für Saubere Kleidung“ hofft auf zunehmenden Druck durch kritische Konsumenten, Unternehmensethik und Politik: „Seit 1996 ist schon viel passiert, bis 2030 kann sich ebenso viel verändern!“ Isabell Ottermann setzt auf die wachsende Nachfrage nach gebrauchter Kleidung; sie prognostiziert steigende Energie- und Transportkosten und zunehmenden Landmangel zum Anbau von Baumwolle, sodass steigende Textilkosten immer mehr Menschen Richtung Second-Hand-Mode umdenken lassen könnten.