Perfektes Versteck für den Silberschatz

20.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:40 Uhr

Restauratorin Natalie Schaarck ergänzt den historischen Putz so, dass ein harmonischer Gesamteindruck entsteht.

Dollnstein (baj) Während sich die Handwerker in der Dollnsteiner Burg die Klinke in die Hand geben, war Archäologe Dr. Mathias Hensch nicht untätig. Die jüngste Grabungskampagne, die im Mai ihren Anfang nahm und jetzt zu Ende ging, hat weitere interessante Ergebnisse an den Tag gebracht.

So gibt es Hinweise auf einen mysteriösen Graben im Süden der Burg. Hier ist sich Hensch unschlüssig, ob es sich um eine Befestigungsanlage aus vorgeschichtlicher Zeit handelt oder um einen Altarm der Altmühl. Wie auch immer: Jedenfalls wird hier die Siedlungsgeschichte des 8. und 9. Jahrhunderts nach Christus fassbar, denn die Leute damals versuchten diesen Graben zu verfüllen. Mit mäßigem Erfolg, denn das Schüttmaterial sackte immer wieder ab.

Mit dem Graben scheint ein massiver Pfostenwall in Zusammenhang zu stehen. Diese Palisaden, die tief – und damit aufwendig – in den Boden gerammt worden waren, könnten verhindert haben, dass ein vorgelagerter Wall in besagten Graben abrutscht. Weitere Erkenntnisse betreffen den steinernen Saalbau, den Hensch um 1100 datiert. Er ist jünger als die Ringmauer und nimmt Rücksicht auf das bereits stehende Mauerwerk, wie der Archäologe herausgefunden hat. Schlitzfenster in der Ringmauer dagegen deuten auf einen Vorgängerbau dieses Saales hin. Insgesamt muss es zwei Steinbauten nebeneinander gegeben haben, die in einer späteren Bauphase miteinander verbunden wurden.

Die spannendsten neuen Erkenntnisse betreffen den Silberschatz. Er wurde zu einem Zeitpunkt vergraben, als der Steinbau nicht mehr existierte. Die Wertsachen wurden demnach im Freien versteckt. Das Gelände war damals bedeckt mit einer Schicht zersplitterter Kalkplatten, die wohl das Dach des alten Steinbaus gebildet hatten.

Der Besitzer des Schatzes durchstieß diese Steinschicht, hob eine Grube aus und verbarg das Gefäß mit den Silbermünzen und anderen wertvollen Gegenständen darin. Danach verfüllte er das Loch wieder und schüttete erneut Kalkplatten darüber. Das Versteck war so perfekt gestaltet, dass nicht einmal das geschulte Auge des Archäologen die Grube erkennen konnte. Erst bei der Auswertung der Kameraaufnahmen habe man die Grube gesehen, erklärte Hensch. Das könnte auch der Grund dafür gewesen sein, dass der ursprüngliche Besitzer den Hort nicht mehr gehoben hat: Möglicherweise hat er ihn selbst nicht mehr gefunden. Der Archäologe wird die Restaurierung der Burg weiterhin begleiten. Im September und Oktober wird er wieder vor Ort sein, wenn Bauarbeiter die Heizungskanäle verlegen. Gespannt darf man auch auf die wissenschaftlichen Publikationen sein, die diesen archäologischen Ausgrabungen folgen. Immerhin ist die Dollnsteiner Burg eine der wenigen Anlagen in Bayern, die mit modernsten Mitteln erforscht wurde.