Eichstätt
Optimismus in der Euro-Zone

Der Wirtschaftsexperte Frank Zschaler sprach über Chancen, Probleme und Perspektiven eines europäischen Projekts

19.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:12 Uhr
Frank Zschaler sprach über den Euro. −Foto: Kusche

Eichstätt (ddk) Die Eurokrise geistert derzeit durch alle Gazetten und Fernsehkanäle.

Nach der aktuellen Konfrontation Italiens mit der EU-Kommission werden gar Rufe nach einem baldigen Ende der Währungsunion laut. Und doch darf man trotz dieser Panikmache zuversichtlich und vorsichtig optimistisch sein, denn noch nie ging es den Europäern der Eurozone so gut wie heute. Zu diesem Fazit gelangte Frank E. W. Zschaler in seinem jüngsten Vortrag mit dem Titel "Der Euro: Chancen, Probleme und Perspektiven eines europäischen Projekts", den er im Rahmen des K'Universale Forums zum Thema "Europa? !" hielt.

Zschaler lehrt an der Katholischen Universität Wirtschafts- und Sozialgeschichte und gilt als ausgewiesener Wirtschaftsexperte. Seinen Vortrag am Montagabend konzipierte er auch für die zahlreichen Studierenden, denen er Basiswissen vermitteln wollte. Ausgangspunkt war für ihn das Jahresgutachten des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Dieses bescheinigt dem Euroraum, zu dem immerhin 19 der 28 EU-Staaten gehören, grundsätzlich eine hohe wirtschaftliche Stabilität und stützt diese Aussage durch zahlreiche Belege und Zahlen. Danach sind sowohl die Bruttoinlandsprodukte der Mitgliedsstaaten kontinuierlich angestiegen als auch die Realeinkommen in diesen Ländern. Als einzigen kritischen Punkt sehen die Wirtschaftsexperten die derzeitige Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, die ihren Sitz in Frankfurt am Main hat.

Das Zahlungsmittel innerhalb dieser Währungsunion ist seit 1999 der Euro. Dass dieser nach wie vor eine der stabilsten Währungen der Welt ist, belegte Zschaler durch Statistiken zur Entwicklung dieser Währung gegenüber dem US-Dollar, dem englischen Pfund und dem japanischen Yen. Diese machen den Euro zum weltweit zweitwichtigsten Zahlungsmittel nach dem Dollar. Daneben stellt der Euro aber auch ein wichtiges Wertaufbewahrungsmittel, ein unverzichtbares öffentliches Gut, einen einheitlichen Kreditstandard und eine notwendige Recheneinheit innerhalb der EU dar.

Geld und Währung sind volkswirtschaftlich gesehen nahezu identisch: Während Zschaler die Währung als institutionalisiertes Geld sieht, ist für ihn Geld an sich das praktische Zahlungsmittel, das heute seltener in Papierform als in digitaler und giraler Form (etwa als Geldbetrag auf dem Konto) vorliegt. Seine primäre Aufgabe ist es, die Marktmechanismen und die Wirtschaft am Laufen zu halten: "Geld ist das Schmiermittel der Volkswirtschaft", resümierte der Vortragende.

Innerhalb der EU hat sich in den vergangenen 19 Jahren die Geldmenge verdreifacht, während das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt nicht mit dieser Entwicklung mithalten konnte. Zudem herrschen in der Eurozone durchaus unterschiedliche Einstellungen im Umgang mit Geld vor. Diese reichen von der Stabilitäts- und Sparpolitik Deutschlands bis hin zur kasuistischen Geldpolitik Italiens oder Griechenlands, die im Einzelfall auch eine vorübergehend hohe Staatsverschuldung riskieren, um temporäre Probleme zu lösen. Zschaler favorisierte keines der beiden Systeme, wies aber darauf hin, dass eine Einigung, eine gemeinsame Linie der Mitgliedsstaaten notwendig sei.

Geld gehört in Europa - im Unterschied zum nüchternen Umgang damit in den USA - auch zur Kultur und Sparen stellt für viele Europäer noch ein Ideal dar. Immer wieder versuchte man in der jüngeren Geschichte, länderübergreifende Währungsunionen zu schaffen, die aber meist scheiterten, wie der internationale Goldstandard (1844-1914) oder das System von Bretton Woods, das auf Gold-Devisen setzte und den Dollar zur Leitwährung erhob. Neben der Eurozone gibt es aber durchaus noch einige Währungsunionen, etwa in West- und Zentralafrika, die bis heute existieren. Der Weg zum Euro, den Zschaler nachzeichnete, war schwierig und heute zeigen sich in der Eurozone auch erhebliche Probleme, wie die Überschuldung einzelner Mitgliedsstaaten oder die unterschiedliche Fiskalpolitik im Norden und im Süden der EU. Trotzdem ist aber die europäische Währungsunion alternativlos, denn ein Austritt Deutschlands würde zu einem deutlichen Einbruch der Wirtschaftsleistung und erheblichen finanziellen Verlusten bei Unternehmen und Privatleuten führen.