Eichstätt
Party auf dem Elefantenhügel

Fast 5000 Besucher: Das Open Air am Berg bot seinen Gästen erneut ein abwechslungsreiches Wochenende

21.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:17 Uhr
Gute Stimmung herrschte bei den fast 5000 Besuchern, die überwiegend friedlich feierten, unter anderem bei der ukrainischen Metalcore-Band Jinjer (unten links). Ein beliebter Zeitvertreib war das Spiel "Flunky-Ball" (unten rechts). −Foto: Bird/Traub

Eichstätt (EK) Am Freitag oberkörperfrei, am Samstag im Regenponcho: Das Open Air am Berg sorgte in diesem Jahr für gemischte Gefühle - zumindest beim Wetter. Das Festival ließen sich die Besucher aber nicht verderben, ganz im Gegenteil. Auch die Veranstalter ziehen ein positives Fazit der mittlerweile 26. Ausgabe des Musik- und Feierwochenendes.

"Ihr habt den Regen weggetanzt!" ruft der Sänger von Egotronic den feiernden Festivalgästen am Samstagnachmittag zu. Vor der Bühne hat sich das Gras nach einem intensiven Schauer schon in Matsch verwandelt, doch die tanzende Menge beeindruckt das wenig. Viele haben sich bereits mit Regenponchos (oder alternativ: Müllsäcken) zu Helfen gewusst, einige hartgesottene Rockfans trotzen dem Wetter einfach barfuss. Es gebe sogar eine Unwetterwarnung, berichtet Veranstalter Florian Bittlmayr im Orga-Container hinter der Bühne. Er stehe deshalb in ständigem Kontakt mit der Integrierten Leistelle (ILS) in Ingolstadt. Wenn der Wind zu stark wird, oder ein starkes Unwetter aufzieht, muss evakuiert werden. Das Windrad auf der Main Stage dreht sich zwar schnell und unaufhörlich, doch zu einem Abbruch kommt es trotz bedrohlicher Schlechtwetterfront am Horizont nicht.



Von den Krisenbesprechungen über Funk bekommen die Gäste natürlich nichts mit, sie lassen sich gerade von der ukrainischen Metalcore-Band Jinjer beschallen. Das Schlagzeug klingt wie eine Maschinengewehrsalve, die Sängerin wie ein Mann - nichts für einige zart besaitete Samstagsgäste, die sich ein wenig weiter zurückziehen, um das Spektakel aus sicherer Entfernung zu sehen. Sie erkennt man - im Gegensatz zu den Campern - an den sauberen Klamotten und dem klaren Blick. Doch genau das ist das Flair, das Rock am Berg ausmacht. Denn mit Akua Naru (Hip-Hop) und Tocotronic (Alternative) kommen auch die Fans weniger exotischer Genres voll auf ihre Kosten.

Eines, was man zwischen Zeltplatz und Bühne immer wieder hört: Wiedersehen mit alten Freunden. Ein Hauptgrund, weshalb viele jedes Jahr auf den Elefantenhügel pilgern. "Wir treffen hier viele Leute aus der Schule", rufen zwei junge Männer, die ihren Namen lieber nicht verraten möchten. Zwischen Dosenbier aus dem Trichter und osteuropäischem Metalcore auf der Bühne schauen sie spontan auf einer der vielen kleinen Zeltplatzpartys vorbei. Die mitgebrachten Boxen einer Gruppe aus Beilngries hat den Regen schadlos überlebt - und sorgt für Feierlaune.

Insgesamt sind rund 300 ehrenamtliche Helfer im Einsatz, die für einen reibungslosen Ablauf des Festivals sorgen. Einer von ihnen ist Gabriel Seitz aus Wintershof, der in seiner Pause vom Backstage-Bereich auf die Bühne schielt. Als Koch für die Helfer hat er viel zu tun, doch er genießt das Festival trotz der Arbeit: "Die Leute sind das beste! Ich habe schon sehr viele Menschen kennengelernt." Ab 21 Uhr ist seine Schicht zu Ende, dann darf auch er noch mitfeiern. Florian Bittlmayer, einer der beiden Haupt-Organisatoren, zeigt sich trotz Aufregung um das drohende Unwetter unaufgeregt. Routiniert bespricht er die Lage - um 18 Uhr gibt es ohnehin Entwarnung. Für ihn ist das Festival bislang "sehr positiv" verlaufen, abgesehen von kleineren Aufregern, sei alles glatt gelaufen - auch dank einer sehr guten Vorbereitung.

Sein Kollege Nico Leubert hat indes sogar Zeit, selbst auf der Bühne zu stehen. Er spielt mit seiner Band auf der Elephant-Stage, der zweiten Bühne. Sie kommt beim Publikum heuer sehr gut an. Das liebevoll dekorierte Bühnenzelt ist randvoll, die Menge tobt. Die Bühne wird von alten Fernsehgeräten flankiert. Auch den Hängematten-Dom samt Spielebereich im Zentrum des Musikareals war stets voll belegt, wie Festival-Sprecher Martin Sämeier berichtet.



Während die Chef-Organisatoren Leubert und Bittlmayer schon seit vielen Stunden auf Achse sind, beginnt der Arbeitstag für David Kammerbauer erst. Der 28-jährige ist Nachtwachenchef und war bis 6 Uhr morgens unterwegs, um Gäste aus dem sogenannten Infield, also dem Bühnenbereich, hinauszubugsieren. Doch auch er hat, abgesehen von "festival-typischen alkoholbedingten Ausfällen", wie es immer wieder aus dem Kreis der Veranstalter, Sicherheitskräfte und der Johanniter heißt, nur wenig zu bemängeln.

Insgesamt waren am Pfingstwochenende fast 5000 Menschen beim Open Air am Berg. Ganz ausverkauft war es damit jedoch nicht, wie Festivalsprecher Martin Sämeier am Montag berichtete. Das könnte auch am drohenden Unwetter gelegen haben. Dennoch waren die Veranstalter mit dieser Zahl - und auch sonst - sehr zufrieden mit der 26. Auflage. Einzig der Müll sei "wie jedes Mal", ein Problem gewesen. Viele Gäste hätten teils "nagelneue" Zelte auf dem Gelände zurückgelassen. Hinzu kommen Dosen und andere Hinterlassenschaften.

Dieser Wermutstropfen sollte die Männer und Frauen vom Joke e.V. allerdings kaum davon abhalten, auch im nächsten Jahr wieder auf dem Elefantenhügel zu feiern.

Julian Bird