Eichstätt
Neujahrsgrüße aus aller Welt

Shalompreisträger der letzten Jahre berichten über die aktuelle Situation in ihren Ländern

10.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:52 Uhr
Sie freuen sich auf die Shalom-Preisvergabe am 18. Mai 2019 in Eichstätt an Pater Józef Lankó: das Team des Arbeitskreises Shalom Gerechtigkeit und Frieden mit Renovabis-Ungarn-Referentin Christiana Hägele (rechts). Ulrike Schurr-Schöpfel (2. von links) überbrachte die Grüße früherer Preisträger. −Foto: Kusche

Eichstätt (ddk) Ulrike Schurr-Schöpfel, langjähriges Mitglied des AK Shalom für Gerechtigkeit und Frieden, überbrachte den Gästen der Feierstunde in der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) gute Neujahrswünsche verschiedener Shalom-Preisträger der letzten Jahre, die zugleich über die aktuelle Situation in ihren Ländern berichtet hatten.

Bezüglich der Shalom-Preisträgerin 2012, Bertha Cáceres aus Honduras, die 2016 ermordet wurde, berichtete Schurr-Schöpfel, dass nun sieben Männer wegen der Ermordung der Umweltaktivistin verurteilt wurden. Der Mord war von Führungskräften des Bauunternehmers eines Staudamms in Auftrag gegeben worden; die Höhe der Strafe werde das Gericht im Januar bekannt geben, so Schurr-Schöpfel.

Seine Sorge über die aktuelle Lage in Brasilien gab der Shalom-Preisträger 2013, Padre Paolo Joanil da Silva von der Landpastoral "Comissao Pastoral da Terra", kund. Die Lage für die Landlosen und die Indigenen stelle sich angesichts der Wahl von Präsident Bolsonaro, eines "rassistischen, fremdenfeindlichen und sexistischen Machthabers", wie da Silva betont, noch gefährlicher und schwieriger dar.

Aus dem Kongo berichtet Shalom-Preisträgerin Therese Mema Mapenzi (2015) von andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen und Gewalt: "Wir haben den Eindruck, dass die Welt uns aufgegeben hat. " Die in diesem Krieg Ermordeten, die Opfer sexueller Gewalt und die Kinder, die daraus hervorgingen, hätten keine Zukunft. Sie opferten ihr Leben, um die Weltwirtschaft mit Gold, Kupfer und Coltan zu versorgen, schreibt Mema, die sich neben ihrer Arbeit mit Opfern sexualisierter Gewalt weiterhin für ein Verbot nicht zertifizierter Rohstoffe einsetzt.

Auch in Israel und Palästina kämpfen die beiden Shalom-Preisträger von 2016, Robi Damelin und Mazen Faraj von Parent's Circle Families Forum, weiter für ihr Ziel der Versöhnung, Verständigung und Frieden israelischer und palästinensischer Menschen. Obgleich die Lage angesichts des Rückzugs von Präsident Trump und einer Budgetverringerung von 30 Prozent schwieriger geworden sei, verrichteten sie weiterhin wichtige Arbeit an der Basis, so die beiden Preisträger.

Großen Zulauf in den Kinderhäusern registrieren die Mitarbeiter um Shalom-Preisträger Pater Shay Cullen (2017) bei der Organisation PREDA, die sich für Opfer sexualisierter Gewalt einsetzt und Kindern und Jugendlichen ein Heim und Geborgenheit bietet. Ein neues Mädchenhaus sei fertiggestellt worden, ein neues Jungenhaus in Planung. Politisch sei die Lage auf den Philippinen weiter angespannt, da der populistische Präsident Dutarte weiterhin Menschen, die mit Drogen zu tun haben könnten, ermorden lasse und keine Prozesse zustande kämen.

Von Yara Bader und Mazen Darwish, den Vertretern des Syrian Centers for Media and Freedom of Expression und Shalom-Preisträgern 2018, konnte Schurr-Schöpfel positive und negative Nachrichten übermitteln. Im Sommer habe die UN eine neue Behörde geschaffen, die Kriegsverbrechen nachgehen solle. Generalbundesanwalt Frank habe zudem auf Betreiben von Darwish Anklage gegen hochrangige Geheimdienstoffiziere wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erhoben.

Im Juli erfuhren die beiden Preisträger davon, dass zehn ihrer Mitarbeiter und engsten Freunde zu Tode gefoltert worden waren. In Syrien sei die Lage angesichts des Rückzugs von Trump und des Einmarsches von Erdogan dramatisch; das Assad-Regime werde von Putins Truppen, der Hisbollah und vom Iran gestützt.

"Es sind mehr als 450000 Menschen im Krieg umgekommen, 12 von 20 Millionen Syrern flohen, innerhalb des eigenen Landes und ins Ausland. 80000 Menschen gelten als verschwunden. Sie sind in den Foltergefängnissen des Regimes gefangen worden oder tot", fasste Schurr-Schöpfel die erschreckende Situation in Syrien zusammen.