Eichstätt - Es war ein Experiment, und man darf es als geglückt betrachten: Nachdem es in der Stadtbücherei schon seit vielen Jahren regelmäßige Märchenlesungen für Kinder gegeben hatte, veranstaltete man dort nun erstmals eine "Märchenstunde für Erwachsene".
Die Besucherzahl zeigte, dass dieses Angebot gern angenommen wurde: Rund 30 Erwachsene waren gekommen, um Andrea König unter dem Motto "Sieben auf einen Streich" beim Erzählen zu lauschen.
Die Abendveranstaltung in den Räumen der Eichstätter Bücherei wurde in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung Eichstätt durchgeführt.
Die Grundschullehrerin von St. Walburg war schon des Öfteren an diesem Ort zu Gast, um Kindern alte und moderne Märchen näherzubringen - "warum also nicht ein neues Format mit einer altbewährten Akteurin etablieren", fragte sich daher Büchereileiterin Claudia Forster und ihr Team. Angesichts der Faszination und Begeisterung der Kinder wuchs die Idee zu dieser Lesung: "Denn gerade auch Erwachsene brauchen doch immer wieder Kontrapunkte zu Sorgen und Hektik des Alltags", gibt Claudia Forster weiter zu Protokoll. In einer sehr heimeligen Atmosphäre bei Kerzenlicht, Tee und Gebäck ließen sich die Gäste denn auch gerne ins Märchenland entführen: Eindrucksvoll wurden dort in freiem Vortrag, fast szenisch Märchen aus aller Welt dargeboten. Vom altbekannten Grimmschen Märchen über das "tapfere Schneiderlein", das mit seinem Spruch von den "Sieben auf einen Streich" Eindruck schindet - auch wenn es sich dabei bekanntermaßen nur um Fliegen handelt - und durch List und Einfallsreichtum nicht nur Riesen, Einhorn und Wildschwein besiegen kann, sondern auch noch die schöne Königstochter samt Reich zu gewinnen vermag, führte der Abend über Märchen aus Japan oder Russland bis in den Orient.
So erfuhren die Besucher "vom silbernen Glöckchen, das durch seinen Klang alle fröhlich macht" - das hätten vielleicht auch gern die Zuhörer erlebt, wenn sie sich zu dem Garten jenes Apothekers aus der Geschichte begeben würden. Es ging weiter um einen russischen Lautenspieler und die Kraft der Musik bis hin zur (ursprünglich indischen) Legende vom Volk, das die Bäume umarmt und zu einer orientalischen Liebesgeschichte, die sich aber genauso auf dem Eichstätter Marktplatz hätte zutragen können.
In ihrem Dank an Andrea König freute sich Büchereileiterin Forster, dass die Erzählerin "das Publikum zum Schmunzeln, Träumen, aber auch Nachdenken angeregt und alle verzaubert hat - es war ja mucksmäuschenstill! "
Und sie deutete an, dass "diese gelungene erste auf gar keinen Fall die letzte Märchenstunde für Erwachsene gewesen sein soll". Zudem gab sie bekannt, dass die Bücherei in Kürze weitere Lesungen veranstaltet, so mit Pfarrer Christoph Kreitmeir zum Beginn der Fastenzeit am 27. Februar im Dompfarrheim ("Der Seele eine Heimat geben") sowie eine Lesung im Rahmen der "Frauentage" am 7. März mit Carmen Mayer aus "Die Trossfrau", einem historischen Roman zur Zeit des 30-jährigen Kriegs, der auch in Eichstätt spielt.
buk
